Vom Helden zur tragischen Figur
Nach Traumparaden kassierte Cican Stankovic zwei unglückliche Tore.
SALZBURG. Man begegnet sich immer zwei Mal im Leben. Vor sechs Jahren kassierte Cican Stankovic, damals beim SV Grödig, sein erstes Gegentor in der Bundesliga durch Sadio Mané. In einem denkwürdigen Salzburger Derby in der Untersberg-Arena schenkte der Senegalese im Oktober 2013 gleich noch zwei weitere Treffer nach.
Die Chance zur Revanche ergab sich auf höchster fußballerischer Ebene. Im Champions-League-Hit zwischen Red Bull Salzburg und dem FC Liverpool am Dienstag waren Mané und Stankovic zwei der Hauptdarsteller. Über den Ausnahmekönner im Dress der „Reds“liefen praktisch alle Angriffsaktionen, der ÖFB-Teamtorhüter hielt die Bullen mit spektakulären Paraden lange im Spiel, und das im erst dritten Spiel nach fünfwöchiger Verletzungspause. „Die erste Halbzeit hat sich angefühlt wie ein ganzes Spiel“, sagte Stankovic. „Es ist hin und her gegangen. Ich habe selten so ein Spiel gespielt wie heute.“
Die größte Rettungstat gelang Cican Stankovic in der 51. Minute gegen Mohamed Salah. Der Ägypter war im Eins-gegen-eins-Duell eigentlich schon am Torhüter vorbei, doch der pflückte ihm den Ball noch vom Fuß.
Dann aber wurde Stankovic in den schrecklichen 100 Sekunden zwischen der 57. und 58. Minute noch zur tragischen Figur des Spiels. Vor dem 0:1 stürmte er Sadio Mané entgegen, doch der Liverpool-Star blieb im Zweikampf ebenso Sieger wie vor sechs Jahren in Grödig. Seinen Lupfer setzte Naby Keïta per Kopf ins verwaiste Tor. Kurze Zeit später rannte der Red-BullTorhüter vergeblich Mohamed Salah hinterher, der auch noch aus unmöglichem Winkel zum 0:2 abschloss. Innenverteidiger Jérôme Onguéné hatte Stankovic mit einem schlechten Rückpass in die Bredouille gebracht.
Cican Stankovics Fazit fiel nach der intensiven Partie gemischt aus: „Im Moment kann ich mich über die Europa League nicht freuen, aber wenn das Frühjahr kommt, wird die Vorfreude schon wieder kommen.“