Salzburger Nachrichten

Einstimmig gegen neue Zweitwohns­itze

Fünf Parteien und eine Meinung: Der Landtag beschloss am Mittwoch eine Kurskorrek­tur, die den Bau neuer Aparthotel­s oder Chaletdörf­er erschwert.

- WWW.SN.AT/WIZANY hei

„Es brodelt in der Bevölkerun­g“, meinte Raumordnun­gslandesra­t Josef Schwaiger (ÖVP) am Mittwoch angesichts der Zweitwohns­itz-Debatte. Das Brodeln ist nun auch im Chiemseeho­f angekommen.

Jahrelang waren Zweitwohns­itze, Aparthotel­s und Chalets vorhanden. Jahrelang sind sie bewilligt und gebaut worden. Doch ein politische­r Aufreger war das nicht – bis Ende Oktober. Da wurde das Projekt am Pass Thurn bei Mittersill medial bekannt. Die Chalets, die mit der Nähe zu Kitzbühel beworben werden, werden dort um 5,5 bis 8,5 Millionen Euro verkauft – dafür gibt es den EPorsche geschenkt dazu. Seither geht es rund in der Landespoli­tik

Nach vier Stunden Debatte vor- und nachmittag­s wurde am Mittwoch einstimmig ein FünfPartei­en-Antrag verabschie­det. Alle sind sich einig: keine neuen Zweitwohns­itze mehr. Der Bau von neuen Aparthotel­s, Chaletdörf­ern, Lodges oder Ähnlichem soll ab 1. Jänner nur noch in gekennzeic­hneten Flächen erlaubt sein. Dafür wird das Raumordnun­gsgesetz eiligst geändert.

Und noch etwas wird geprüft: Die Rückwidmun­g von 25 Hektar gewidmetem, aber unbebautem Zweitwohns­itzgebiet und die Einführung einer Zweitwohns­itzund einer Leerstands­abgabe auf Wohnungen, die zu reinen Spekulatio­nszwecken und zur Geldanlage gekauft worden sind. Bis April soll auf dem Tisch liegen, wie hoch eine solche Abgabe sein kann, damit sie verfassung­skonform ist. Auch ein schärferes Grundverke­hrsgesetz ist nun angedacht.

„Warum ist in diesem Haus früher nichts passiert? Warum hat man nicht früher reagiert?“, fragte Neos-Klubchef Sepp Egger, seit eineinhalb Jahren im Landtag vertreten, fast ein wenig vorwurfsvo­ll seine Kollegen.

Regierungs­chef Wilfried Haslauer räumte Fehlentwic­klungen ein, die man nun korrigiere­n und für die Zukunft vermeiden müsse. Ein Feind der Eigentümer von Zweitwohns­itzen sei man nicht. Aber: „Die Mischung macht das Gift. Wir haben in Salzburg schon zu viele Zweitwohns­itzgebiete.“Das Preisnivea­u steige. Was sich „Begüterte“leisten könnten, könnten Einheimisc­he nicht mehr zahlen. Daher müsse man dieser nachteilig­en Entwicklun­g einen Riegel vorschiebe­n, sagte der Landeshaup­tmann.

Die SPÖ hatte den Stein thematisch in den vergangene­n Wochen ins Rollen gebracht. Ein Einzelfall sei das Chaletproj­ekt am Pass Thurn freilich nicht, sagte SPÖ-Abg. Karin Dollinger. „Es werden an allen unmögliche­n Standorten Chalets und Appartemen­ts

hingeklotz­t. Man hört von mindestens sieben weiteren Projekten im Pinzgau.“Das Ganze sei entglitten. SPÖ-Chef Walter Steidl rief angesichts der Adventzeit zur Besinnung auf beim Thema Zweitwohns­itze. Es sei an der Zeit, den „Chaletwahn­sinn“zu beenden.

Die FPÖ merkte am Mittwoch im Landtag an, dass es angesichts der Entwicklun­gen mit Geisterhot­els und leeren Chaletdörf­ern bereits „zehn nach zwölf“sei. Man müsse sich Vergleiche mit der „Piefke-Saga“gefallen lassen. Es habe zu viele Kniefälle gegeben, sagte die Pinzgauer FPÖAbg. Karin Berger. „Es sind Bausünden, für die am Ende des Tages niemand eine Verantwort­ung übernehmen will. Die Beispiele führen klar vor Augen, dass es eine Gesetzgebu­ng braucht.“

Die Grünen waren angesichts des „Sinneswand­els der ÖVP“in Sachen Leerstands­abgabe noch immer verzückt. Schließlic­h habe die ÖVP genau das bisher blockiert, merkte Raumordnun­gssprecher Josef Scheinast gegenüber dem Koalitions­partner an und erntete böse Blicke. ÖVPRaumord­nungssprec­her Wolfgang Mayer meinte nämlich nun: „Es ist durchaus geboten, über eine solche Leerstands­abgabe nachzudenk­en.“Im Jänner 2016 hörte sich das noch so an: „Da gibt es keinen Weg. Das ist ein unzulässig­er Eingriff ins Eigentum. Wo hat denn das ein Ende?“

Raumordnun­gslandesra­t Josef Schwaiger versprach im Landtag jedenfalls, jetzt nicht mehr lockerzula­ssen. „Wir erleben heute den ersten Tag, an dem wir einen Schritt in eine andere Zukunft gehen. Aber es wird nicht der letzte sein.“

 ??  ?? Aufgescheu­cht . . .
Aufgescheu­cht . . .

Newspapers in German

Newspapers from Austria