Salzburger Nachrichten

Was wurde aus der stillsten Zeit im Jahr?

- Thomas Hofbauer THOMAS.HOFBAUER@SN.AT

Letzte Geschenke besorgen, umsichtig auch schon erste Einkäufe für das feiertägli­che Festmahl erledigen, dazwischen Weihnachts­grüße per E-Mail und WhatsApp verschicke­n und die Wohnung auf Hochglanz bringen. Wenn das Ihr Wochenendp­rogramm ist, werden Sie sich vielleicht fragen, was aus der stillsten Zeit im Jahr geworden ist.

Beruf und Schule verlangen uns im Advent noch einmal Höchstleis­tungen ab, um das Jahr erfolgreic­h zu beschließe­n. Gleichzeit­ig sollen wir uns auf das Fest der Feste vorbereite­n. Doch für Einkehr und Besinnung bleibt wenig Zeit zwischen Besorgunge­n und Weihnachts­feiern. Gemeinsam um den Adventkran­z sitzen, Lieder singen, Weihnachts­schmuck basteln, das klingt für viele etwas aus der Zeit gefallen und der Gedanke daran zaubert ihnen nicht mehr als ein müdes Lächeln ins Gesicht.

Dabei wäre der Advent die Zeit der Wunder, des Zaubers und der freudigen Erwartung. Und die Geschenke, die wir in aller Hektik besorgen, stehen doch eigentlich nur symbolisch für das nach dem christlich­en Glauben größte Geschenk, das wir in Jesus, dem Erlöser, je erhalten haben. Doch wer kann sich darüber Gedanken machen? Wir suchen doch noch etwas Wertvolles, Überrasche­ndes für „unter dem Baum“.

Wäre Zeit nicht das Schönste, das wir schenken können? Zum neuen Handy auch noch die Zeit für Gespräche, in der wir uns wirklich aufeinande­r einlassen. Zum Computersp­iel auch die Zeit, es gemeinsam zu versuchen und miteinande­r Spaß zu haben. Und zur neuen Digitalkam­era nicht nur die Möglichkei­t, fotografis­ch etwas festzuhalt­en, sondern auch Stütze zu sein, wenn man gebraucht wird.

Denn Zeit zu schenken ist eine heilsame Erfahrung, die uns zeigt, dass jede Minute, die wir anderen widmen, auch eine Minute für uns selbst ist. Eine Minute, die uns nicht nur zum anderen, sondern auch zu uns selbst führt. Und wenn auch der Advent nicht die stillste Zeit im Jahr war, so steht einer ruhigen Weihnachts­zeit nichts im Weg. Wir müssen uns nur die Zeit dafür schenken.

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