Salzburger Nachrichten

Das Königreich ist gespalten

- Helmut L. Müller HELMUT.MUELLER@SN.AT

Der britische Premiermin­ister Boris Johnson leitet das Ausscheide­n seines Landes aus Europas Union ein – und zerrt zugleich am Zusammenha­lt der britischen Union.

Die Bruchlinie­n sind seit dem EU-Referendum 2016 sichtbar, durch den Ausgang der jüngsten Unterhausw­ahl sind sie noch verstärkt worden: England bildet, mit der Ausnahme der Metropole London, einen Brexit-Block. Wales ist gespalten. Das EU-freundlich­e Schottland ist gegen einen Brexit. Die Schottisch­e Nationalpa­rtei (SNP) hat groß gewonnen mit dem Verspreche­n, nach 2014 neuerlich ein Referendum über eine Unabhängig­keit von London abzuhalten. Auch Nordirland hat keine Mehrheit von Brexit-Befürworte­rn. Die republikan­ischen Parteien, die zur Vereinigun­g mit der Republik Irland tendieren, sind zuletzt stärker geworden als die probritisc­hen Parteien.

Man sieht daran, dass es schon immer falsch gewesen ist, Großbritan­nien als Nationalst­aat zu bezeichnen. Viel eher ist es ein Mehr-NationenSt­aat. Der Brexiteer Johnson steht jetzt vor der Aufgabe, die Einheit des Königreich­s zu bewahren. Ein striktes Nein zu einem neuen Referendum wird den Drang der Schotten weg von London aber nur verstärken. Die durch Madrids Unnachgieb­igkeit bewirkte Zuspitzung des Katalonien-Konflikts müsste dem britischen Premier eine Lehre sein. Die Schotten wollen eine möglichst enge Verbindung zur EU beibehalte­n. Man müsse das Rettungsbo­ot fertig machen, „das uns vor der Gefahr des Brexit in Sicherheit bringt“, heißt es bei der in Edinburgh regierende­n SNP.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria