Hirten sind ideale Botschafter
Zum vierten Mal war der Abend „Kommt, singt mit“im SN-Saal wohlklingender Erfolg.
Lang bevor das große Publikum da ist, sind die Hirten da. Das war laut Lukas, dem Evangelisten, in Bethlehem so. Und die Hirten sind jetzt auch im SN-Saal die Ersten. 20 Kinder vom „Salzburger HirtenAdvent“musizieren und singen sich in der Redaktion warm. Und dann eröffnen sie mit „Griaß enk alle miteinander“und einer kurzen Anglöcklerszene den Abend. Frech ein bisschen, vor allem aber freudvoll. Das öffnet Herz und Seele. Und das ist eine gute Voraussetzung fürs Singen.
Zum vierten Mal war der SN-Saal am Donnerstagabend der Schauplatz unter dem Motto „Kommt, singt mit“. In Liedtexten waren Hirten immer schon dabei – etwa in „Heißa Buama, stehts gschwind auf“, einem der ältesten bekannten Lieder zu diesem Thema. Es war – wie auch „Laufet Ihr Hirten“– schon bei der Premiere des Mitsingabends im Jahr 2016 Teil des Programms. Heuer aber sind die Hirten das Hauptthema des Abends.
„Erfunden“als Teil vorweihnachtlicher Singtheater hat die
Hirtenkinder Tobias Reiser der Ältere. 1951 tauchten sie zum ersten Mal in einem Adventsingen in Salzburg auf. Dafür ließ sich Reiser ein Lied einfallen: „He, Lippei, steh auf“. Liedlehrerin Elisabeth Radauer lässt es mit Schwung im SN-Saal anstimmen. Sie hat wenig Mühe, den Chor auf den richtigen Ton zu bringen, auch wenn die Teilnehmer nur für diesen Abend zufällig zusammengekommen sind.
Seit fast sieben Jahrzehnten sind die Hirtenkinder aus Salzburger Adventsingen nicht mehr wegzudenken. Sie sind ebenso vorlauter wie andächtiger und lieb-ergreifender Teil des Spiels. Auch jene im SNSaal musizieren mit erfrischender Freude und erfüllen eine symbolische Rolle. Es wird aber nicht nur gesungen, sondern auch erklärt, warum Hirten zu Weihnachten wichtig sind. „Die Hirten sind die einfachen Menschen, die etwas spüren, was andere nicht spüren“, sagt Germanist Karl Müller, der unter anderem über die 28 Lieder von Tobi und Tobias Reiser forscht und an diesem Abend als Klarinettist mitspielt. „Hirten leben mit der Natur. Sie glauben auch an Naturerscheinungen“, sagt Ernestine Hutter, Leiterin des Volkskunde-Museums im Salzburg Museum und KrippenExpertin. Damit seien Hirten „die idealen Figuren zur Verkündigung der Geburt Jesu“.
Texte und Noten samt Begleitakkorden sind für diesen Abend vom Salzburger Volksliedwerk bereitgestellt, das Fundgrube und Wissensspeicher für Singen im Land Salzburg ist. Veröffentlicht wurden sie zuvor in einer SN-Beilage, die am Abend als Gesangsbuch diente. So wird Bewährtes und Rares aus einem generationenüberspannenden Liederschatz lebendig. Es geht um mehr als Tradition: Singen erleichtert das Miteinander. Wer mit anderen singt, hört zu.