Salzburger Nachrichten

Haus der Geschichte braucht Anschub

Franz Schausberg­er, Entsandter der Landeshaup­tleute, stellt Forderunge­n an die türkis-grünen Koalitions­verhandler.

- Franz Schausberg­er, Historiker

WIEN, SALZBURG. Die türkis-grünen Koalitions­verhandler sollten sich des Hauses der Geschichte annehmen, fordert der frühere Salzburger Landeshaup­tmann Franz Schausberg­er (ÖVP). Er ist von der Landeshaup­tleutekonf­erenz in den wissenscha­ftlichen Beirat des im Vorjahr eröffneten Museums für österreich­ische Zeitgeschi­chte entsandt; sein Mandat als dortiger stellvertr­etender Vorsitzend­er ist soeben verlängert worden.

Die vor Kurzem vorgelegte, mit hoher Expertise erfolgte Evaluierun­g des Museums am Heldenplat­z in Wien müsse Grundlage für jene Reform sein, die im derzeit zu verhandeln­den Regierungs­programm festzuschr­eiben sei, erläuterte Franz Schausberg­er. „Wenn es jetzt nicht drinsteht, wird nichts passieren“, warnt der Historiker und frühere Salzburger Landeshaup­tmann. Zudem stehen nächstes Jahr wichtige Themen an, die das Haus der Geschichte Österreich angemessen vermitteln sollte: Die Zweite Republik wird ihr 75-Jahr-Jubiläum feiern. Und die österreich­ische Bundesverf­assung wird 100 Jahre alt.

Als dringlich erachtet er vor allem die in der Studie empfohlene Erhöhung des Jahresbudg­ets sowie die Erweiterun­g der Ausstellun­gsfläche von 800 auf 3000 Quadratmet­er. Dafür würden von der Kommission drei Varianten vorgeschla­gen: ein Neubau am Heldenplat­z, eine Übersiedlu­ng in ein Gebäude in „zentraler Lage in Wien“oder zusätzlich­e Ausstellun­gsflächen in der Neuen Burg am Heldenplat­z. Auch wenn dies nicht bis zur Regierungs­bildung

zu entscheide­n sei: Der Grundsatz einer substanzie­llen Erweiterun­g sollte ins Regierungs­programm, empfiehlt Franz Schausberg­er.

Ebenso sei darin die von den Experten vorgeschla­gene Reorganisa­tion zu verankern. „Eine langfristi­ge Lösung muss auf neue Beine gestellt werden“, sagt der Historiker. Die Experten empfehlen, das Haus der Geschichte aus der Nationalbi­bliothek herauszulö­sen; es sollte als „institutio­nell selbststän­dige und wissenscha­ftlich unabhängig­e Einrichtun­g geführt werden“.

Weiters plädiert Franz Schausberg­er dafür, im Haus der Geschichte die Bundesländ­er stärker als bisher einzubinde­n. In Sammlungen der Länder gebe es vieles, „was in Wien gezeigt werden sollte“. Als Beispiel nennt er den

Entwurf Franz Rehrls für die österreich­ische Verfassung. Diese Initiative des damaligen Jungpoliti­kers, der 1922 Landeshaup­tmann von Salzburg werden sollte, mache deutlich, „welche Kraft (für die Gründung der Republik, Anm.) aus den Bundesländ­ern gekommen ist“.

In der vom früheren Kulturmini­ster Gernot Blümel und von Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (beide ÖVP) Anfang 2019 eingesetzt­en Kommission waren Barbara Glück von der KZ-Gedenkstät­te Mauthausen, Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d, Constanze Itzel als Direktorin des Hauses der Europäisch­en Geschichte in Brüssel, Hannah Lessing vom österreich­ischen Nationalfo­nds sowie Hans-Peter Wipplinger vom Leopold Museum.

„Nach der Evaluierun­g besteht jetzt eine große Chance.“

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