KZ Gusen: Wird Republik 2,3 Mill. Euro zahlen?
Auch Polen am Ankauf zweier Grundstücke am ehemaligen KZ-Gelände interessiert.
Innenminister Wolfgang Peschorn will den Kauf von Grundstücken, die sich auf dem Gelände des einstigen Konzentrationslagers Gusen in Oberösterreich befinden, prüfen lassen. Kurz davor hatte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki Interesse am Erwerb der Überreste von Gusen bekundet. Die Nationalsozialisten hielten dort bis zur Befreiung durch die Alliierten 1945 mindestens 71.000 Menschen aus 27 Nationen gefangen, darunter viele Polen. Mehr als die Hälfte der Häftlinge kam zu Tode.
Peschorn reagierte prompt: „Natürlich hat Gusen eine europäische Dimension, aber es ist ein Ort in Österreich, und daher trägt Österreich die Verantwortung dafür.“
Gutachter sollen nun prüfen, ob die Republik Liegenschaften kaufen kann und welchen Wert diese haben. Im Fall von Gusen ist die Berechnung gar nicht so schwierig. Erich Wahl, SPÖ-Bürgermeister von St. Georgen an der Gusen, verriet im SN-Gespräch einige Details. „Bei einem Grundstück handelt es sich um 7000 Quadratmeter, die als Bauland gewidmet sind. Da kostet der Quadratmeter im Schnitt 160 bis 180 Euro“, erklärte Wahl. Die Grundbesitzerin habe ursprünglich um 105 Euro verkaufen wollen. Nach Beginn der Medienberichterstattung habe sie auf 130 Euro erhöht. Das ergäbe einen Kaufpreis von 910.000 Euro. Bei den 7000 Quadratmetern handelt es sich laut Bürgermeister um den restlichen Teil eines rund drei
Hektar großen Grundstücks. 2,4 Hektar habe die Gemeinde erworben und darauf Wohnungen gebaut. Damit genügend Abstand zur Gedenkstätte bestehen bleibt, die an die Opfer im Stollensystem „Bergkristall“erinnern soll, will die Republik
nun dafür sorgen, dass dort nicht auch noch gebaut wird.
Kostspieliger dürfte Teil zwei des Ankaufs werden. Das Gelände, auf dem einst die Lagerbaracken standen und sich der Appellplatz befand, ist als Industriegebiet ausgewiesen. „Ich schätze, dass das bis zu vier Hektar sein könnten“, meint Bürgermeister Wahl. Und fügt hinzu: „Betriebsbaugebiete werden im Bezirk Perg um 35 Euro pro Quadratmeter angeboten.“Ergäbe einen Kaufpreis von 1,4 Millionen Euro. Die Gesamtsumme beträgt somit 2,31 Millionen Euro. Nach Angaben des Innenministeriums haben die Grundeigentümer Verkaufsbereitschaft signalisiert.
Einfache Berechnung des Kaufpreises