Berüchtigter Blaubart von Paris
Der Möbelhändler Landru begeht in Paris zur Zeit des Ersten Weltkriegs eine Mordserie unter dem Vorwand, seine Familie nicht mehr versorgen zu können. Unter verschiedenen Identitäten macht er sich per Heiratsannoncen an reiche Frauen heran, ermordet und beerbt sie.
Dieses Frühwerk (1962) von Claude Chabrol ist nun in einer restaurierten sowie ergänzten Fassung zugänglich und zeigt den authentischen Kriminalfall. Im Gegensatz zu späteren Chabrol-Filmen geht es hier nicht um das scheinbar ehrenwerte Bürgertum. Vielmehr um einen Mörder, der von seiner Frau als Versager geschmäht wird. Eines seiner Opfer wird von der 37-jährigen Hildegard Knef gespielt.
Erst als es Frieden gibt, fällt der Polizei das Verschwinden mehrerer Frauen auf, Landru wird gestellt, er leugnet bis zuletzt. Der Sensationsprozess soll allerdings von politischen Nachkriegsproblemen ablenken.
Das Drehbuch stammt von Bestsellerautorin Françoise Sagan („Bonjour tristesse“). Die Besetzung glänzt mit Michèle Morgan, Stéphane Audran, Danielle Darrieux und Charles Denner in der Titelrolle sowie Hildegard Knef, hier unter ihrem damaligen internationalen Künstlernamen Hildegard Neff. Der authentische Fall diente zuvor Charlie Chaplins Film „Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris“(1947) als Vorlage.
Fazit: Seiner Zeit verhaftet, aber mit vielen Ergänzungen in originalem Ton sowie einem dezent-dämonischen Titeldarsteller. Der Krimi wird immer wieder mit Originalaufnahmen aus der Kriegszeit geerdet. Gleichzeitig konterkariert Chabrol dies mit fast slapstickartigen Szenen. Die Kamera ist nicht Zeuge von Landrus Untaten, diese werden allerdings konkret angedeutet – so bleibt ein Quäntchen Ungewissheit.