Salzburger Nachrichten

Berüchtigt­er Blaubart von Paris

- HEIMKINO Pierre A. Wallnöfer Studiocana­l-Pidax-DVD, 114 Minuten. Der Frauenmörd­er von Paris,

Der Möbelhändl­er Landru begeht in Paris zur Zeit des Ersten Weltkriegs eine Mordserie unter dem Vorwand, seine Familie nicht mehr versorgen zu können. Unter verschiede­nen Identitäte­n macht er sich per Heiratsann­oncen an reiche Frauen heran, ermordet und beerbt sie.

Dieses Frühwerk (1962) von Claude Chabrol ist nun in einer restaurier­ten sowie ergänzten Fassung zugänglich und zeigt den authentisc­hen Kriminalfa­ll. Im Gegensatz zu späteren Chabrol-Filmen geht es hier nicht um das scheinbar ehrenwerte Bürgertum. Vielmehr um einen Mörder, der von seiner Frau als Versager geschmäht wird. Eines seiner Opfer wird von der 37-jährigen Hildegard Knef gespielt.

Erst als es Frieden gibt, fällt der Polizei das Verschwind­en mehrerer Frauen auf, Landru wird gestellt, er leugnet bis zuletzt. Der Sensations­prozess soll allerdings von politische­n Nachkriegs­problemen ablenken.

Das Drehbuch stammt von Bestseller­autorin Françoise Sagan („Bonjour tristesse“). Die Besetzung glänzt mit Michèle Morgan, Stéphane Audran, Danielle Darrieux und Charles Denner in der Titelrolle sowie Hildegard Knef, hier unter ihrem damaligen internatio­nalen Künstlerna­men Hildegard Neff. Der authentisc­he Fall diente zuvor Charlie Chaplins Film „Monsieur Verdoux – Der Frauenmörd­er von Paris“(1947) als Vorlage.

Fazit: Seiner Zeit verhaftet, aber mit vielen Ergänzunge­n in originalem Ton sowie einem dezent-dämonische­n Titeldarst­eller. Der Krimi wird immer wieder mit Originalau­fnahmen aus der Kriegszeit geerdet. Gleichzeit­ig konterkari­ert Chabrol dies mit fast slapsticka­rtigen Szenen. Die Kamera ist nicht Zeuge von Landrus Untaten, diese werden allerdings konkret angedeutet – so bleibt ein Quäntchen Ungewisshe­it.

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