Salzburger Nachrichten

Zündeln an der Erdgaslunt­e ist brandgefäh­rlich

- WWW.SN.AT/WIENS

Am Samstag sollen die von den USA angekündig­ten Sanktionen gegen Unternehme­n in Kraft treten, die am Bau der Ostseepipe­line Nord Stream 2 beteiligt sind. Der Bannstrahl richtet sich gegen die Betreiber jener Schiffe, die die Gasrohre verlegen. Die sind beinahe am Ziel, es sind nur mehr 150 der etwas mehr als 1200 Kilometer langen Pipeline zu bauen. Sollte das Schweizer Unternehme­n Allseas „auch nur für einen einzigen Tag“an der Pipeline weiterarbe­iten, drohten ihm „potenziell vernichten­de rechtliche und wirtschaft­liche Sanktionen“, lautete die Warnung aus Washington. Ob die kriegerisc­he Rhetorik ihre Wirkung erzielt, ist fraglich, immerhin ist Allseas den Investoren von Nord Stream 2 im Wort, allen voran der russischen Gazprom. Und Russlands Präsident Wladimir Putin hat bereits einen Gegenschla­g angekündig­t.

Eingebrach­t wurde das „Gesetz zum Schutz von Europas Energiesic­herheit“von zwei republikan­ischen US-Senatoren. Einer der beiden ist Ted Cruz. Er war im Rennen der Republikan­er um die Präsidents­chaftskand­idatur 2016 jener Bewerber, der die meisten Spenden aus der Öl- und Gasindustr­ie erhielt. Noch einer, der seinen Auftraggeb­ern im Wort steht.

Dass die USA gegen die Pipeline, mit der Gas aus Russland nach Europa transporti­ert werden soll, Sicherheit­sbedenken ins Treffen führen, klingt hohl. Es wäre dann glaubhaft, hätte US-Präsident Donald Trump in den knapp drei Jahren seiner bisherigen Amtszeit echtes Interesse an der transatlan­tischen Allianz gezeigt. Aber es geht nicht um Politik und Sicherheit, es geht ums Geld. Amerika will Europa sein eigenes Flüssiggas verkaufen, was verständli­ch ist. Zu glauben, man könne eine vertrauens­volle Geschäftsb­eziehung auf Drohungen aufbauen, ist ist hingegen unverständ­lich.

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Richard Wiens

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