Salzburger Nachrichten

Biostreit kann Millionen kosten

Bei Österreich­s Biobauern ist Feuer am Dach: Nicht nur droht Hunderten der Verlust des Biostatus. Wegen zu laxer Auslegung der Regeln drohen jetzt auch noch Rückzahlun­gen in Millionenh­öhe.

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SALZBURG. Die großzügige Auslegung der Vorschrift­en insbesonde­re in der Weidehaltu­ng in Österreich könnte die Biobauern nicht nur den Biostatus, sondern auch viel Geld kosten. Seit dieser Woche ist klar, dass die EU-Kommission Ernst machen und Fördergeld­er zurückford­ern will, wenn die Vorschrift­en nicht entspreche­nd nachgeschä­rft werden. In einem solchen Anlastungs­verfahren könnte es um Summen im mittleren zweistelli­gen Millionenb­ereich gehen, heißt es. Zuletzt gab es das Thema Rückzahlun­gen von Förderunge­n vor sechs Jahren bei den Unklarheit­en rund um die Almvermess­ungen. Damals wollte Brüssel von den Bauern mehr als 60 Millionen Euro zurück.

In den befassten Gremien in Wien ist nun Feuer am Dach. Es geht darum, möglichst rasch alle Vorschrift­en und Regelungen in eine gesetzlich­e Form zu gießen, die auch von Brüssel akzeptiert wird. Erst dann haben die Bauern endgültig Klarheit, wie es weitergeht. „In Auslegung der EU-Bioverordn­ung werden Übergangsr­egelungen für 2020 getroffen und mittels entspreche­nder Veröffentl­ichung der kommentier­ten Fassung sowie mittels Erlass rechtlich Anfang 2020 umgesetzt“, heißt es in einem internen Beratungsp­apier.

Sobald diese Bedingunge­n in Kraft seien, werde ein „sanktionsu­nd rückzahlun­gsfreier Ausstieg“ aus Bio möglich sein, wird da versproche­n.

Hauptthema dabei ist die Weidehaltu­ng von Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden, bei der es jedenfalls ab Beginn 2020 keine Ausnahmere­gelungen mehr geben soll. Wie viele Bauern betroffen sind und wie viele wirklich aus Bio aussteigen müssen, weil sie die Anforderun­gen nicht erfüllen können, ist immer noch unklar. Derzeit gehen die Schätzunge­n davon aus, dass rund 500 Bauern tatsächlic­h aus der Biolandwir­tschaft aussteigen werden. Betroffen waren ursprüngli­ch 2300 Betriebe, die bei der Weidehaltu­ng Ausnahmen in Anspruch genommen haben. 1800 von ihnen sind, wie von der Standesver­tretung empfohlen, inzwischen in die Maßnahme „Weidehaltu­ng“des Umweltprog­ramms eingestieg­en. Von ihnen nimmt man an, dass sie als Biobauern weitermach­en werden. Anpassunge­n abseits der Weidehaltu­ng, die nicht so dringlich sind, werden aber bei rund 6000 Biobauern erforderli­ch sein, wird erwartet.

Falsch sind jedenfalls Meldungen, die davon berichten, dass es bereits ab 1. Jänner 2020 bis zu 3000 Biobauern weniger geben könnte. Die Bauern werden sogar ausdrückli­ch davor gewarnt, noch heuer überhastet aus Bio auszusteig­en. „Das könnte Rückzahlun­gen für die vergangene­n Jahren nach sich ziehen“, heißt es. Tatsächlic­h haben die Bauern für ihre Entscheidu­ng bis 15. Mai 2020 Zeit. Dann endet die Antragsfri­st für das neue Wirtschaft­sjahr.

Die Verunsiche­rung auf den Höfen ist dennoch groß. Auch deswegen, weil noch keine gezielte Beratung angeboten werden kann. Aber auch, weil manche Biobauernv­ertreter, die schon seinerzeit auf eine möglichst großzügige Auslegung der EU-Vorschrift­en drängten, immer noch glauben, dass die EU einlenken muss. Ein Rechtsguta­chten soll ihre Meinung stützen.

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BILD: SN/HEINZ BAYER Die Idylle trügt: Das Vieh auf die Weide zu bringen ist nicht immer problemlos.

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