Salzburger Nachrichten

Moskau und Kiew einig über Gastransit

- SN, APA

KIEW, MOSKAU. Nach der Grundsatze­inigung über einen neuen Gastransit­vertrag zwischen Russland und der Ukraine für Energielie­ferungen in die EU gehen die Verhandlun­gen weiter. Der russische Gasmonopol­ist Gazprom und der ukrainisch­e Gaskonzern Naftogaz setzten die Gespräche über den Vertrag am Freitag fort. Laut Nachrichte­nagentur Reuters hat Gazprom die Zahlung von drei Mrd. Dollar (2,70 Mrd. Euro) an Naftogaz für den Gastransit angeboten. Bestätigt wurde die Summe zunächst nicht.

Beide Seiten hatten am Donnerstag­abend nach stundenlan­gen Verhandlun­gen und unter Vermittlun­g der Europäisch­en Union eine Grundsatze­inigung über eine neue Gastransit­vereinbaru­ng erzielt. Dabei ging es um eine politische Einigung über einen künftigen Vertrag zwischen beiden Staaten, der Dauer, Volumen und Preis der Gastransit­e regeln soll. Der deutsche Wirtschaft­sminister Peter Altmaier, der die Gespräche im Juli 2018 angestoßen hatte, sprach von einem „wichtigen Schritt“. Nun müsse die Finalisier­ung erfolgen.

Der russische Energiemin­ister Alexander Nowak und sein ukrainisch­er Kollege Alexej Orschel sagten, dass noch einiges an Arbeit nötig sei, um den Vertrag aufzusetze­n. Es gehe um die Energiesic­herheit in der ganzen Region, sagte Orschel. Kiew zahlt demnach – wie von Moskau angeboten – künftig viel weniger für russische Gaslieferu­ngen. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte bereits am Donnerstag in Moskau gesagt, dass die Verhandlun­gen auf einem guten Weg seien.

Die Zeit drängte, weil die aktuellen Verträge Ende des Jahres auslaufen und damit ein neuer Gaskrieg wie 2009 drohte. Damals waren viele Wohnungen in Osteuropa kalt geblieben, weil Kiew und Moskau über die Preise für Gaslieferu­ngen an die Ukraine und für den Transit gestritten hatten.

Die finanzschw­ache Ukraine ist auf die Gastransit­gebühren angewiesen. Die EU-Kommission vermittelt­e bei den Verhandlun­gen, weil die Ukraine sich von Russlands Marktmacht unter Druck gesetzt fühlt und die Preise für politisch gesteuert hält. Kiew befürchtet­e außerdem, die Position als wichtigste­s Transitlan­d für russisches Gas verlieren zu können, sollte Gazprom die zweite Ostseepipe­line Nord Stream 2 fertigstel­len. Eine endgültige Einigung zwischen Kiew und Moskau wäre auch ein wichtiger Baustein für eine künftige Lösung des Ukraine-Konflikts.

Angst in der Ukraine vor Nord Stream 2

Newspapers in German

Newspapers from Austria