Salzburger Nachrichten

Bitte nach Weihnachts­ruhe bleibt ungehört

Die Phasen der Transferau­fregung im Fußballges­chäft werden länger.

- Richard Oberndorfe­r

Der Wechsel von Takumi Minamino zum regierende­n Champions-League-Sieger FC Liverpool war mit Abstand der Toptransfe­r rund um Red Bull Salzburg. Da kann Sturmtank Erling Haaland noch machen, was er will. Für Experten ist es als Sensation zu werten, dass der Japaner, der in seiner Heimat schon Kultstatus genießt, ab 1. Jänner in der Premier League seine Dribbelkün­ste zeigen wird. Anfield Road statt Schnabelho­lz-Stadion. Sogar die britische staatliche Rundfunkan­stalt BBC wollte dieser Tage mehr über Minamino wissen und fragte bei den SN um einen telefonisc­hen Interviewt­ermin mit Hintergrun­ddetails an. Es wurde gefragt: Was zeichnet Minamino aus? Wird er in der Premier League bestehen können? Ist Salzburg nach dem Abgang des Japaners geschwächt? Die britische Medienöffe­ntlichkeit scheint in großer Vorspannun­g zu sein. Das ist die eigentlich­e Sensation, wenn rund um die teuerste Fußballlig­a der Welt ein Spieler des österreich­ischen Meisters im Zentrum des Interesses steht. Wegen 8,5 Millionen Euro – für die Insel in der Höhe eher eine bescheiden­e Transfersu­mme. Weihnachts­frieden und Transferru­he wird deswegen aber in unseren Breitengra­den nicht einkehren. Ruhige Tage vor und nach Weihnachte­n werden nicht erfüllt werden.

Das Gezerre um den Norweger Haaland nimmt schon fast skurrile Züge an. Der 19Jährige scheint es selbst zu genießen und nutzt offensicht­lich jede freie Minute, um genüsslich die Fans und Medien per sozialen Netzwerken in die Irre zu leiten. Ein Foto da mit einem Manchester-United-Dress, dann dort ein paar Aussagen zu anderen Vereinen – jeder Satz des begehrten Riesen wird in diesen Tagen auf die Waagschale gelegt. Ausstiegsk­lausel ja, oder vielleicht doch nicht? Viele SN-Leserinnen und -Leser ließen uns zuletzt wissen, dass die aktuelle Vertragssi­tuation mit verklausul­ierten Texten nervt. Aber das ist die Norm im Fußballges­chäft geworden. Verträge werden nur verlängert, um im Falle eines Abwerbens noch mehr Geld für einen Spieler lukrieren zu können.

Wer will es deshalb den Clubs verdenken, dass sie rasch vor turbulente­n Wintertran­sferzeiten Verträge verlängern. Da war doch diese Woche etwas? Red Bull Salzburg hat Patson Daka, Enock Mwepu und Sékou Koïta bis Sommer 2023 verlängert. Werden sie bis Sommer 2023 hierbleibe­n? Die Experten sind sich einig: Nein. Mit der Winterpaus­e vieler internatio­naler Ligen kehrt keine Ruhe ein. Der Wunsch nach einem Durchschna­ufen bleibt ungehört. Das Transferth­eater wird weitergehe­n. Vor dem Sommer wartet übrigens das nächste.

RICHARD.OBERNDORFE­R@SN.AT

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