Bitte nach Weihnachtsruhe bleibt ungehört
Die Phasen der Transferaufregung im Fußballgeschäft werden länger.
Der Wechsel von Takumi Minamino zum regierenden Champions-League-Sieger FC Liverpool war mit Abstand der Toptransfer rund um Red Bull Salzburg. Da kann Sturmtank Erling Haaland noch machen, was er will. Für Experten ist es als Sensation zu werten, dass der Japaner, der in seiner Heimat schon Kultstatus genießt, ab 1. Jänner in der Premier League seine Dribbelkünste zeigen wird. Anfield Road statt Schnabelholz-Stadion. Sogar die britische staatliche Rundfunkanstalt BBC wollte dieser Tage mehr über Minamino wissen und fragte bei den SN um einen telefonischen Interviewtermin mit Hintergrunddetails an. Es wurde gefragt: Was zeichnet Minamino aus? Wird er in der Premier League bestehen können? Ist Salzburg nach dem Abgang des Japaners geschwächt? Die britische Medienöffentlichkeit scheint in großer Vorspannung zu sein. Das ist die eigentliche Sensation, wenn rund um die teuerste Fußballliga der Welt ein Spieler des österreichischen Meisters im Zentrum des Interesses steht. Wegen 8,5 Millionen Euro – für die Insel in der Höhe eher eine bescheidene Transfersumme. Weihnachtsfrieden und Transferruhe wird deswegen aber in unseren Breitengraden nicht einkehren. Ruhige Tage vor und nach Weihnachten werden nicht erfüllt werden.
Das Gezerre um den Norweger Haaland nimmt schon fast skurrile Züge an. Der 19Jährige scheint es selbst zu genießen und nutzt offensichtlich jede freie Minute, um genüsslich die Fans und Medien per sozialen Netzwerken in die Irre zu leiten. Ein Foto da mit einem Manchester-United-Dress, dann dort ein paar Aussagen zu anderen Vereinen – jeder Satz des begehrten Riesen wird in diesen Tagen auf die Waagschale gelegt. Ausstiegsklausel ja, oder vielleicht doch nicht? Viele SN-Leserinnen und -Leser ließen uns zuletzt wissen, dass die aktuelle Vertragssituation mit verklausulierten Texten nervt. Aber das ist die Norm im Fußballgeschäft geworden. Verträge werden nur verlängert, um im Falle eines Abwerbens noch mehr Geld für einen Spieler lukrieren zu können.
Wer will es deshalb den Clubs verdenken, dass sie rasch vor turbulenten Wintertransferzeiten Verträge verlängern. Da war doch diese Woche etwas? Red Bull Salzburg hat Patson Daka, Enock Mwepu und Sékou Koïta bis Sommer 2023 verlängert. Werden sie bis Sommer 2023 hierbleiben? Die Experten sind sich einig: Nein. Mit der Winterpause vieler internationaler Ligen kehrt keine Ruhe ein. Der Wunsch nach einem Durchschnaufen bleibt ungehört. Das Transfertheater wird weitergehen. Vor dem Sommer wartet übrigens das nächste.
RICHARD.OBERNDORFER@SN.AT