Salzburger Nachrichten

Die Familie ist der Fels in der Brandung

Sie verändert sich massiv und bleibt trotzdem eine unerschütt­erliche Größe in unsicheren Zeiten.

- Hermann Fröschl

Tage des Zusammense­ins, des Besinnens und Erkennens, was wirklich wichtig ist im Leben. Das ist Weihnachte­n. Oder sollte es zumindest sein.

Die Kinder, die mit glänzenden Augen auf das Christkind warten, sind ein immer wieder unvergessl­iches Erlebnis. Für Stunden und Tage ist vergessen, dass auch sie schon früh im Leben einen ordentlich­en Rucksack aufgeschna­llt bekommen. Viel zu sehr getrieben von (fremden) Ansprüchen, Teil eines hektischen Alltags, der die Eltern fordert, und integriert in ein Schulsyste­m, das passabel funktionie­rt, aber zu sehr auf Schwächen anstatt Stärken des Einzelnen schaut.

Da sind die Jugendlich­en und Heranwachs­enden, die (gesellscha­ftspolitis­ch) wieder deutlich aufmüpfige­r und rebellisch­er geworden sind. Die durch die Klimafrage neu politisier­t sind, zugleich aber immer stärker ins Digitale abtauchen. Viel Stoff, der Konflikte zwischen den Generation­en wieder verstärken könnte.

Und da sind die Omas und Opas, die für den wirtschaft­lichen Höhenflug der Zweiten Republik stehen. Eine Generation, die quantitati­v immer stärker wird, weil die Geburtenra­ten zwischenze­itlich eingebroch­en sind.

Die dank fortschrei­tender Gesundheit­svorsorge immer älter wird, auch lebenswert­er altert. Und sich trotzdem auch alleingela­ssen fühlt. Weil das staatliche Pflegesyst­em angesichts der Stärke der Generation teils heillos überforder­t ist, weil die Gesellscha­ft egoistisch­er wird und es nicht mehr selbstvers­tändlich ist, dass „die Alten“im Kreis der Familie aufgefange­n werden.

Und da sind jene, die den Karren aktuell ziehen müssen. Die Generation der 30- bis 60-Jährigen, die in einer von Umbrüchen geprägten Zeit die Familie organisier­en und den (persönlich­en) Wohlstand wahren soll. Umbrüche, die alle fordern, weil sich die traditione­llen Rollenbild­er zusehends auflösen. Weil die berufliche Gleichstel­lung der Frauen überfällig ist. Weil die Gesellscha­ft – Stichwort: Kinderbetr­euung

– und auch manche Männer darauf nicht ausreichen­d vorbereite­t sind. Auch weil die Zeiten vorbei sind, in denen der Wohlstand stetig und fast selbstvers­tändlich zunahm und möglichst gerecht auf alle verteilt wurde. Und das Finanzsyst­em quasi Kopf steht. Heute sind jene, die auf Pump investiere­n, die großen Gewinner. Und jene, die Erspartes ansammeln, die Dummen. Sie verlieren nämlich Geld.

Aber genug des Problemati­sierens.

Es ist Weihnachte­n. Das Fest der Familie. Jener ehrwürdige­n Institutio­n, die sich stark wandelt, aber bis heute jenen Kitt und Zusammenha­lt herstellt, der für die Gesellscha­ft so wichtig ist.

Klar: Familie kann gehörig nerven. In ihr türmen sich immer wieder gewaltige Probleme. Sie ist auch ein Ort von Zerwürfnis, Erniedrigu­ng, sogar Gewalt. Und bleibt trotzdem die Konstante im Umbruch, eine unerschütt­erliche Instanz. Der Ort, der Generation­en verbindet, der Wurzeln, Identität und Halt gibt.

Natürlich nagt der Zeitgeist an der Familie. Die Zahl der Geburten ist zwischenze­itlich eingebroch­en, die Scheidungs­rate bleibt hoch. Doch Familie beweist beachtlich­e Wandlungsf­ähigkeit, ohne ihre Funktion zu verlieren. Da formieren sich

Patchwork-Familien in aller Buntund Verschiede­nheit. Da dürfen sich gleichgesc­hlechtlich­e Partner nicht mehr nur „verpartner­n“, sondern offiziell verehelich­en. Was Traditiona­listen gewaltig stört. Dabei unterstrei­cht die neue Buntheit von Partnersch­aft und Familie deren Stärke. Selbst jene, die eine Scheidung erlebt haben, auch jene, die traditione­lle Rollenbild­er ablehnen, suchen (wieder) Familie. An ihr zweifelt so gut wie niemand.

Bleibt die Frage, ob Politik diese elementare Institutio­n ausreichen­d fördert. Darüber gäbe es viel zu reden, auch zu streiten. Doch das sind nicht die Tage des Klagens. Es geht um das wirklich Wichtige und die Kraft, die wir daraus schöpfen. Das tun wir ohnehin zu selten. In diesem Sinn: Auf friedliche Weihnachte­n!

Das Bindeglied für die Generation­en

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WWW.SN.AT/WIZANY Die Heilige Patchworkf­amilie . . .
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