Die Familie ist der Fels in der Brandung
Sie verändert sich massiv und bleibt trotzdem eine unerschütterliche Größe in unsicheren Zeiten.
Tage des Zusammenseins, des Besinnens und Erkennens, was wirklich wichtig ist im Leben. Das ist Weihnachten. Oder sollte es zumindest sein.
Die Kinder, die mit glänzenden Augen auf das Christkind warten, sind ein immer wieder unvergessliches Erlebnis. Für Stunden und Tage ist vergessen, dass auch sie schon früh im Leben einen ordentlichen Rucksack aufgeschnallt bekommen. Viel zu sehr getrieben von (fremden) Ansprüchen, Teil eines hektischen Alltags, der die Eltern fordert, und integriert in ein Schulsystem, das passabel funktioniert, aber zu sehr auf Schwächen anstatt Stärken des Einzelnen schaut.
Da sind die Jugendlichen und Heranwachsenden, die (gesellschaftspolitisch) wieder deutlich aufmüpfiger und rebellischer geworden sind. Die durch die Klimafrage neu politisiert sind, zugleich aber immer stärker ins Digitale abtauchen. Viel Stoff, der Konflikte zwischen den Generationen wieder verstärken könnte.
Und da sind die Omas und Opas, die für den wirtschaftlichen Höhenflug der Zweiten Republik stehen. Eine Generation, die quantitativ immer stärker wird, weil die Geburtenraten zwischenzeitlich eingebrochen sind.
Die dank fortschreitender Gesundheitsvorsorge immer älter wird, auch lebenswerter altert. Und sich trotzdem auch alleingelassen fühlt. Weil das staatliche Pflegesystem angesichts der Stärke der Generation teils heillos überfordert ist, weil die Gesellschaft egoistischer wird und es nicht mehr selbstverständlich ist, dass „die Alten“im Kreis der Familie aufgefangen werden.
Und da sind jene, die den Karren aktuell ziehen müssen. Die Generation der 30- bis 60-Jährigen, die in einer von Umbrüchen geprägten Zeit die Familie organisieren und den (persönlichen) Wohlstand wahren soll. Umbrüche, die alle fordern, weil sich die traditionellen Rollenbilder zusehends auflösen. Weil die berufliche Gleichstellung der Frauen überfällig ist. Weil die Gesellschaft – Stichwort: Kinderbetreuung
– und auch manche Männer darauf nicht ausreichend vorbereitet sind. Auch weil die Zeiten vorbei sind, in denen der Wohlstand stetig und fast selbstverständlich zunahm und möglichst gerecht auf alle verteilt wurde. Und das Finanzsystem quasi Kopf steht. Heute sind jene, die auf Pump investieren, die großen Gewinner. Und jene, die Erspartes ansammeln, die Dummen. Sie verlieren nämlich Geld.
Aber genug des Problematisierens.
Es ist Weihnachten. Das Fest der Familie. Jener ehrwürdigen Institution, die sich stark wandelt, aber bis heute jenen Kitt und Zusammenhalt herstellt, der für die Gesellschaft so wichtig ist.
Klar: Familie kann gehörig nerven. In ihr türmen sich immer wieder gewaltige Probleme. Sie ist auch ein Ort von Zerwürfnis, Erniedrigung, sogar Gewalt. Und bleibt trotzdem die Konstante im Umbruch, eine unerschütterliche Instanz. Der Ort, der Generationen verbindet, der Wurzeln, Identität und Halt gibt.
Natürlich nagt der Zeitgeist an der Familie. Die Zahl der Geburten ist zwischenzeitlich eingebrochen, die Scheidungsrate bleibt hoch. Doch Familie beweist beachtliche Wandlungsfähigkeit, ohne ihre Funktion zu verlieren. Da formieren sich
Patchwork-Familien in aller Buntund Verschiedenheit. Da dürfen sich gleichgeschlechtliche Partner nicht mehr nur „verpartnern“, sondern offiziell verehelichen. Was Traditionalisten gewaltig stört. Dabei unterstreicht die neue Buntheit von Partnerschaft und Familie deren Stärke. Selbst jene, die eine Scheidung erlebt haben, auch jene, die traditionelle Rollenbilder ablehnen, suchen (wieder) Familie. An ihr zweifelt so gut wie niemand.
Bleibt die Frage, ob Politik diese elementare Institution ausreichend fördert. Darüber gäbe es viel zu reden, auch zu streiten. Doch das sind nicht die Tage des Klagens. Es geht um das wirklich Wichtige und die Kraft, die wir daraus schöpfen. Das tun wir ohnehin zu selten. In diesem Sinn: Auf friedliche Weihnachten!
Das Bindeglied für die Generationen