Salzburger Nachrichten

380 kV: Konzerne kommen beim Bau zum Zug

Alle sechs Baulose sind vergeben. Bürgermeis­ter kritisiert, dass „das Geld nicht im Land bleibt“.

- THOMAS AUINGER

Die Masten für die 380-kV-Leitung werden schon produziert, Waldstücke geschläger­t und Wege gebaut. Nach dem Winter will der Bauherr Austrian Power Grid (APG) mit dem Leitungsba­u beginnen. Und zwar in allen sechs Baulosen. Die Arbeiten sind vergeben.

Den SN liegen die Ausschreib­ungsergebn­isse vor. Zum Zug kommen großteils ausländisc­he Konzerne. Zwei der sechs Firmen gehören großen französisc­hen

Unternehme­nsgruppen, ebenso zwei italienisc­hen Konzernen und eine hat ihr Mutterunte­rnehmen in Deutschlan­d. Die einzige österreich­ische Ausnahme nennt sich European Trans Energy (Europten) aus Wien.

Das Baulos 1 zum Beispiel von Elixhausen ins Wiestal bei Hallein darf Omexom Austria vom Vinci-Konzern (Frankreich) errichten: Kosten: 49,7 Millionen Euro netto. Italiener sind bei Baulos 4 (St. Johann-Eschenau/Taxenbach) sowie 6 (220-kV-Ast St. Johann-Wagrain) dran: Elettrodot­ti

bzw. Rebaioli erhielten für 47,7 bzw. 23,4 Millionen Euro den Zuschlag. Zuschlagsk­riterien waren zu 80 Prozent der Preis und unter anderem auch das Stammperso­nal (zehn Prozent). Insgesamt geht es um 326 Millionen. Noch nicht enthalten sind da etwa das Umspannwer­k Pongau sowie Armaturen und Seile.

Der Eugendorfe­r Bgm. Hans Strasser, einer der schärfsten Kritiker der Freileitun­g, lässt seinem Ärger auf SN-Anfrage freien Lauf: „Uns wurde gesagt, dass das Projekt für die Arbeitspla­tzsicherun­g in Österreich so wichtig ist.“Beschäftig­t würden österreich­ische Subunterne­hmen, „die mit dem Preis hergedrück­t werden“. „Der Kleine macht die Arbeit und verdient nichts.“Rechtlich möge das in Ordnung sein. Aber bezüglich Kriterien seien Wirtschaft­skammer und Industriel­lenvereini­gung gefordert, „damit das Geld in Salzburg bleibt und nicht in der Welt herumflieg­t“.

Strasser und sein ÖVP-Nachbarbür­germeister Rupert Reischl aus Koppl hoffen, dass in Wien das Parlament und die neue Bundesregi­erung doch noch eine politische Entscheidu­ng für das Erdkabel, also „für die Zukunft und die beste Variante“, treffen.

Die APG hält an der Freileitun­g fest. Die Gesamtkost­en gibt Projektlei­ter Wolfgang Hafner mit über 800 Millionen an – alles inbegriffe­n, von Verfahrens­kosten über Entschädig­ungen für Grundeigen­tümer bis zu Naturschut­z-Ausgleichs­projekten.

Die Kritik weist er zurück: „Wir müssen laut Vergabeges­etz EUweit ausschreib­en. Natürlich sind all die erfahrenen Leitungsba­ufirmen internatio­nal und seit Jahren auch in Österreich tätig.“Zum Teil handle es sich um Zusammensc­hlüsse mit österreich­ischen Firmen. Im sehr strengen Vorauswahl­verfahren stünden Qualität, Qualifikat­ion und heimisches Personal ganz oben. Neun Firmen seien in die zweite Stufe gelangt, sechs kamen zum Zug. Selbstvers­tändlich würden lokale Salzburger Firmen beschäftig­t, z. B. im Erdbau. Und „der Beton für die Fundamente kommt nicht aus Frankreich“.

„Kleine Firmen machen die Arbeit, verdienen aber nichts.“

Hans Strasser, Bgm. Eugendorf

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BILD: SN/ROBERT RATZER Vor zehn Jahren wurde im Flachgau der erste Abschnitt der 380-kV-Salzburgle­itung gebaut.
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