380 kV: Konzerne kommen beim Bau zum Zug
Alle sechs Baulose sind vergeben. Bürgermeister kritisiert, dass „das Geld nicht im Land bleibt“.
Die Masten für die 380-kV-Leitung werden schon produziert, Waldstücke geschlägert und Wege gebaut. Nach dem Winter will der Bauherr Austrian Power Grid (APG) mit dem Leitungsbau beginnen. Und zwar in allen sechs Baulosen. Die Arbeiten sind vergeben.
Den SN liegen die Ausschreibungsergebnisse vor. Zum Zug kommen großteils ausländische Konzerne. Zwei der sechs Firmen gehören großen französischen
Unternehmensgruppen, ebenso zwei italienischen Konzernen und eine hat ihr Mutterunternehmen in Deutschland. Die einzige österreichische Ausnahme nennt sich European Trans Energy (Europten) aus Wien.
Das Baulos 1 zum Beispiel von Elixhausen ins Wiestal bei Hallein darf Omexom Austria vom Vinci-Konzern (Frankreich) errichten: Kosten: 49,7 Millionen Euro netto. Italiener sind bei Baulos 4 (St. Johann-Eschenau/Taxenbach) sowie 6 (220-kV-Ast St. Johann-Wagrain) dran: Elettrodotti
bzw. Rebaioli erhielten für 47,7 bzw. 23,4 Millionen Euro den Zuschlag. Zuschlagskriterien waren zu 80 Prozent der Preis und unter anderem auch das Stammpersonal (zehn Prozent). Insgesamt geht es um 326 Millionen. Noch nicht enthalten sind da etwa das Umspannwerk Pongau sowie Armaturen und Seile.
Der Eugendorfer Bgm. Hans Strasser, einer der schärfsten Kritiker der Freileitung, lässt seinem Ärger auf SN-Anfrage freien Lauf: „Uns wurde gesagt, dass das Projekt für die Arbeitsplatzsicherung in Österreich so wichtig ist.“Beschäftigt würden österreichische Subunternehmen, „die mit dem Preis hergedrückt werden“. „Der Kleine macht die Arbeit und verdient nichts.“Rechtlich möge das in Ordnung sein. Aber bezüglich Kriterien seien Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung gefordert, „damit das Geld in Salzburg bleibt und nicht in der Welt herumfliegt“.
Strasser und sein ÖVP-Nachbarbürgermeister Rupert Reischl aus Koppl hoffen, dass in Wien das Parlament und die neue Bundesregierung doch noch eine politische Entscheidung für das Erdkabel, also „für die Zukunft und die beste Variante“, treffen.
Die APG hält an der Freileitung fest. Die Gesamtkosten gibt Projektleiter Wolfgang Hafner mit über 800 Millionen an – alles inbegriffen, von Verfahrenskosten über Entschädigungen für Grundeigentümer bis zu Naturschutz-Ausgleichsprojekten.
Die Kritik weist er zurück: „Wir müssen laut Vergabegesetz EUweit ausschreiben. Natürlich sind all die erfahrenen Leitungsbaufirmen international und seit Jahren auch in Österreich tätig.“Zum Teil handle es sich um Zusammenschlüsse mit österreichischen Firmen. Im sehr strengen Vorauswahlverfahren stünden Qualität, Qualifikation und heimisches Personal ganz oben. Neun Firmen seien in die zweite Stufe gelangt, sechs kamen zum Zug. Selbstverständlich würden lokale Salzburger Firmen beschäftigt, z. B. im Erdbau. Und „der Beton für die Fundamente kommt nicht aus Frankreich“.
„Kleine Firmen machen die Arbeit, verdienen aber nichts.“
Hans Strasser, Bgm. Eugendorf