Eine Bank als Wohltäter
Initiative gegen Wohnungsnot
SSteigende Immobilienpreise werden für immer mehr Menschen in Österreich zum Problem. Trotz Arbeit können sie sich oft eine Wohnung nicht mehr leisten. „Wohnungslosigkeit betrifft immer breitere Gesellschaftsschichten und hat viele Gesichter. Die Wohnungslosenhilfe braucht definitiv zusätzliche Unterstützung und neue Ansätze“, betont Peter Bosek, Vorstandsvorsitzender der Erste Bank. In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl der in Österreich registrierten wohnungslosen Menschen um 22 Prozent auf 21.600 Betroffene erhöht.
Mit einer Social-Housing-Initiative in Wien will die Erste Bank betroffene Menschen bestmöglich dabei unterstützen, wieder eigenständig wohnen zu können. Die Wohnungslosenhilfe setzt meist auf ein sogenanntes Stufensystem. Obdachlose Menschen erhalten in einer ersten Stufe einen Notschlafplatz, dann werden sie an ein Übergangswohnhaus weitervermittelt. Währenddessen soll geholfen werden, jene Probleme in den Griff zu bekommen, die zur Wohnungslosigkeit geführt haben. Eine eigene Wohnung steht also erst am Ende des Betreuungsprozesses.
„Bei Social Housing ist es das umgekehrte Prinzip. Die eigene Wohnung steht am Anfang des Prozesses, da sie die Basis liefert, um wieder im Leben Fuß zu fassen“, erklärt Astrid Kratschmann, Wohnbauexpertin und Projektleiterin der Social-Housing-Initiative. Die Betreuung durch eine Sozialorganisation läuft parallel weiter, wird aber von der Wohnung entkoppelt. Wenn die Betreuung endet, bleibt der Mietvertrag aufrecht, die Bewohner bleiben in ihrer Wohnung. „Damit bietet das Social-Housing-Modell von Beginn an eine langfristige und dauerhafte Perspektive“, sagt die Expertin.
Die sozialen Trägerorganisationen schätzen in Wien einen jährlichen akuten Bedarf an zirka 300 bis 400 Wohnungen für Menschen in prekären Wohnsituationen. Ziel der Social-Housing-Initiative ist es, einen gewichtigen Teil dieses Bedarfs zu finanzieren.
Doch wie funktioniert das Social-Housing-Projekt? Dafür stellen Wohnbauträger aufgrund der mit der Erste Bank abgeschlossenen Vereinbarungen entsprechende Wohnungen zur Verfügung. Von akuter Wohnungslosigkeit
betroffene Menschen nehmen etwa mit der Sozialorganisation neunerhaus, der Volkshilfe oder anderen Sozialorganisationen Kontakt auf. Nach Analyse des Bedarfs und der sozialen Voraussetzungen übernimmt „neunerimmo“den Prozess zwischen passender Wohnung und Wohnungssuchenden.
Passen schließlich Wohnung und Mieter zusammen, wird seitens der Bank der erforderliche Finanzierungsbeitrag zur Verfügung
gestellt. Die Wohnungswerber erhalten einen unbefristeten Mietvertrag und werden auch nach dem Wohnungsbezug durch Sozialarbeiter betreut. Der Mieter hat die Möglichkeit, jederzeit den Finanzierungsbeitrag beim Wohnbauträger zu erlegen, damit endet auch die Beteiligung der Erste Bank. Zieht der Mieter aus dem Objekt aus, kann die Wohnung wieder im Rahmen des Projekts an neue Wohnungswerber vergeben werden.