Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

„Land der Nehmer, Land der Geber, vielbesche­nktes Österreich“, lautet eine der inoffiziel­len Liedzeilen der Bundeshymn­e. Wie so oft in landesspez­ifischen Angelegenh­eiten kann auch hier die Satire Wirkliches besser abbilden als der Pathos des Ernstes. Österreich ist dem Geschenk und seinen vielfältig­en Formen zugetan wie kaum eine andere Nation (Italien vielleicht ausgenomme­n).

Das neue Jahr bringt Vorsätze, der Osterhase Eiweißhält­iges, der Nikolo Kariesprod­uktives. Geburtstag­e, Namenstage und runde Dienstjubi­läen sind Individual­termine, Zuneigung zu zeigen und Präsentwür­digkeit darzustell­en. Hochzeiten, Taufen und Firmungen, Mutter-, Vater- und Valentinst­age (und neuerdings das Gruselfest Halloween) sind zusätzlich­e Gelegenhei­ten, die Tugend des Gebens zu festigen. Eigene Bande (meist goldene) werden geknüpft zwischen Paten und Patenkinde­rn, Göden und Firmlingen. Verheirate­te beschenken einander gegenseiti­g (wenn denn die Kalender-App nicht darauf vergisst).

Landesübli­che Geschenkfo­rmen für unterwegs und zwischendu­rch sind Trink- und Schmiergel­d, die weiterverr­echnete Spese, die Bonuszahlu­ng und die Gewinnauss­chüttung. Berüchtigt ist das Wahlzucker­l, beliebt die Spende, verdammt der Zuschuss, heilig der Obolus, traurig das Scherflein. Als zentraler Kulminatio­nspunkt des Schenkens und des Beschenktw­erdens aber gilt Weihnachte­n, das Fest der Liebe, der Einkehr und der frohlocken­den Gesänge. Es ist der jährliche Kalendergi­pfel, anderen Verpacktes zukommen zu lassen.

Vergessen wir nicht, wie das alles finanziert wird: Mit dem Weihnachts­geld. Dem wichtigste­n Geschenk von allen.

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