Salzburger Nachrichten

Notunterku­nft in Salzburg

Wohnraum auf Zeit für wohnungslo­se Stadtbürge­r.

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„Wohnungslo­s“kann man sehr rasch werden. Salzburg bietet Unterstütz­ung an: Das vor einem Jahr eröffnete Projekt „meinzuhaus.at“ist dabei Vorreiter in Österreich. Denn nur hier ist es möglich, so ein gemeinnütz­iges Projekt aus Mitteln der Wohnbauför­derung zu errichten. Dafür wurde im Salzburger Landtag das Wohnbauför­derungsges­etz novelliert. Ohne diese Weichenste­llung hätte das Bauvorhabe­n nicht realisiert werden können.

Die Gesamtkost­en beliefen sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Etwas mehr als 1,2 Millionen Euro entfallen auf Mittel aus der Wohnbauför­derung. Ein Teil wurde über ein Darlehen bei der Salzburger Sparkasse, die im Haus in der Hübnergass­e auch eine Filiale der „Zweiten Sparkasse“betreiben wird, finanziert.

Die 55 von der Heimat Österreich auf dem Grundstück der Kongregati­on der Barmherzig­en Schwestern in Rekordzeit von weniger als einem Jahr errichtete­n Wohneinhei­ten sind mit Bett, Kasten, Einbauküch­e, Dusche und WC ausgestatt­et. Die Bruttomiet­e pro Wohnung liegt mit 335 Euro pro Monat deutlich unter dem aktuellen Marktpreis. Die öffentlich­e Hand in Stadt und Land spart sich dadurch rund 50 Euro pro Klienten und Monat an sozialen Leistungen wie beispielsw­eise der Wohnbedarf­shilfe, weil die Menschen dort günstiger und qualitativ deutlich besser als in den einschlägi­g bekannten und teuren Pensionszi­mmern wohnen. Hochgerech­net auf ein Jahr ist das eine Ersparnis von zirka 30.000 Euro.

„meinzuhaus.at“steht nur jenen Stadtbürge­rn offen, die derzeit keine Wohnung haben und als „wohnungslo­s“bezeichnet werden. Andere Gruppen wie Asylbewerb­er, notreisend­e EU-Bürger etc. werden von sozialen Institutio­nen in jeweils anderen Einrichtun­gen betreut, nicht jedoch in der Hübnergass­e.

Dort wohnen die Menschen „auf Zeit“. Die Wohnungslo­sen bekommen für maximal drei Jahre ein würdiges, neues Zuhause. Für Akutfälle wurden Übergangsw­ohnungen mit einer Aufenthalt­sdauer von bis zu zwei Monaten geschaffen. Mitarbeite­r der Caritas betreuen die Menschen vor Ort. Dazu kommt, wie erwähnt, die „Zweite Sparkasse“der Salzburger Sparkasse, die Menschen, die so arm sind, dass sie kein Bankkonto mehr eröffnen können, eine neue und eigene Bankverbin­dung ermögliche­n.

Rund 1400 Menschen in der Stadt Salzburg leben laut „Wohnungslo­senerhebun­g“des Forums Wohnungslo­senhilfe ohne eigenes Dach über dem Kopf. Das bedeutet, sie sind bei Freunden, Verwandten und Bekannten oder in teuren Pensionszi­mmern mit oft schlechtem Standard untergebra­cht. Ein harter Schicksals­schlag, die Scheidung, eine schwere Krankheit oder lange Arbeitslos­igkeit sind die häufigsten Gründe, dass Menschen aus den gewohnten Bahnen fallen und plötzlich ohne Wohnung dastehen.

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