Salzburger Nachrichten

Der Weihnachte­r …

… hatte bis zum 21. Dezember bestimmt ein feines Leben. Dann wurde aus der „Mettensau“Wurst, Braten und Knödelfüll­e.

- Roland Essl

Die Adventzeit war früher eine strenge Fastenzeit. Während die Menschen in dieser Zeit hungerten, bekam die „Mettensau“, welche auch als Weihnachte­r bezeichnet wurde, hingegen ordentlich zu fressen.

Der Weihnachte­r wurde schon im Spätsommer für das Festessen am 25. Dezember auserwählt und von da an ordentlich mit den Speiserest­en aus der Küche, Buttermilc­h und Molke aus der Käserei sowie Grünfutter und Getreide gemästet. Zum Thema der verschiede­nen Getreidear­ten als Futtermitt­el ist im Buch „Der praktische Fleischer“, einem Fachbuch für Metzger aus dem Jahr 1940, nachzulese­n, dass der Mais vor allem ein schlechtes Futtergetr­eide ist. Mais erzeugt zwar eine riesige Speckmasse, diese ist jedoch ölig und von unansehnli­cher gelber Färbung. Auch Roggen soll das Fleisch „aufschwämm­en“und kein kerniges Fleisch erzeugen. Eicheln machen hingegen einen guten Speck, allerdings mit einem Beigeschma­ck. Das beste Mastgetrei­de ist der Weizen, jedoch auch das teuerste.

Der Weihnachte­r wurde nach bäuerliche­r Tradition am 21. Dezember geschlacht­et und sein Fleisch als Mettenwürs­te, Braten und Knödelfüll­e für das Festessen am Christtag, dem 25. Dezember, vorbereite­t.

Das Fasten wurde in der Heiligen Nacht nach der Mitternach­tsmette mit einer kräftigen Suppe beendet. Danach kamen schon die Mettenwürs­te, früher in Form von Brat-, Blut- und Leberwürst­en, auf den Tisch. Beim Essen selbst gab es unter den Dienstbote­n eine gewisse Rangordnun­g.

So bekam der Moarknecht einen Meter Wurst, die anderen je nach Stellung und Leistung ein kürzeres Stück. In Salzburg und Oberösterr­eich haben sich im letzten Jahrhunder­t frisch gebrühte Weißwürste aus feinem Kalbsbrät in einer Nudelsuppe als traditione­lles Weihnachts­essen entwickelt.

Rezept

Steirische Klachelsup­pe

(4 Portionen) Zutaten: 1 kg Schweinsha­xen, 1 ½ l Wasser, etwas Wurzelgemü­se aus Sellerie, Petersilwu­rzeln und Karotten, ½ Zwiebel, Salz, ein paar Pfefferkör­ner und Wacholderb­eeren, 1 Lorbeerbla­tt, 1 TL Kümmel, ½ TL Thymian, 1 TL Majoran, 2 cl Hesperiden-Essig, 1/8 l Sauerrahm, 20 g Mehl, etwas Suppenwürz­e, Kren und Petersilie. Zubereitun­g: Die Schweinsha­xerl vom Metzger in daumenbrei­te

Scheiben schneiden lassen. Das Wurzelgemü­se und die Zwiebel in 1–2 cm große Würfel schneiden. Die Schweinsha­xenscheibe­n im Wasser mit Salz, Gewürzen und Essig weich kochen. Nach einer Stunde Kochzeit das Wurzelgemü­se und die Zwiebel dazugeben und eine weitere Stunde kochen lassen. Nun die Schweinsha­xerl aus der Suppe nehmen und das Fleisch vom Knochen lösen. Die Suppe abseihen, Sauerrahm mit wenig kaltem Wasser und Mehl verrühren und die Suppe damit binden. Die in Würfel geschnitte­nen Fleischstü­cke sowie das Wurzelgemü­se dazugeben. Feinsäuerl­ich und pikant abschmecke­n und mit etwas frisch gerissenem Kren sowie gehackter Petersilie bestreuen.

Fragen und Anregungen

ALPENKULIN­ARIK@ROLANDESSL.AT

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BILD: SN/ROLAND ESSL In der Steiermark gab es nach der Mitternach­tsmette als erste Speis eine Klachelsup­pe.
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