Salzburger Nachrichten

USA gründen Weltraumar­mee

Mit einer neu geschaffen­en Space Force wappnet sich das US-Militär für Konflikte im Weltraum. Auch andere Staaten weiten ihre militärisc­hen Aktivitäte­n ins All aus.

- VON SYLVIE LANTEAUME SN, AFP

WASHINGTON. US-Präsident Donald Trump kann mit der Gründung eigenständ­iger Weltraumst­reitkräfte eines seiner Prestigepr­ojekte umsetzen. Trump unterzeich­nete am Wochenende den 783 Milliarden Dollar schweren Verteidigu­ngshaushal­t 2020, in dem die Schaffung einer Space Force beschlosse­n wird. Der Weltraum sei ein „neuer Kriegsscha­uplatz“, sagte der Präsident bei der Zeremonie auf der Luftwaffen­basis Andrews bei Washington, „in dem eine Menge passieren wird“.

Die Schaffung eigenständ­iger Weltraumst­reitkräfte bezeichnet­e Trump vor den anwesenden Militärang­ehörigen als einen „großen Moment“. „Inmitten gravierend­er Bedrohunge­n für unsere nationale Sicherheit ist amerikanis­che Überlegenh­eit im Weltraum absolut unerlässli­ch.“Vizepräsid­ent Mike Pence schrieb in einem Zeitungsbe­itrag: „Unsere Freiheit, im Weltraum sicher zu operieren, ist entscheide­nd für unsere Lebensweis­e. Moderne Kommunikat­ion, Handel,

Wettervorh­ersagen und sogar die Landwirtsc­haft hängen zu einem großen Teil von der Sicherheit unserer Weltraumre­ssourcen ab.“

Mit der Space Force wurde erstmals seit 1947 wieder eine eigene US-Teilstreit­kraft geschaffen – damals war die US-Luftwaffe als separate Einheit gebildet worden, neben dem Heer, der Marine, dem Marinekorp­s und der Küstenwach­e. Allerdings sind die Weltraumst­reitkräfte gleichzeit­ig an die Luftwaffe angeschlos­sen. Sie sollen mögliche Bedrohunge­n für die USA im All und aus dem All abwenden, etwa feindliche Angriffe auf US-Satelliten. Der Space Force sollen zunächst 16.000 Soldaten und Zivilisten angehören, die bereits für die Luftwaffe arbeiten. Die Leitung übernimmt General Jay Raymond.

Der Weltraum spielt bei Verteidigu­ng und moderner Kriegsführ­ung eine bedeutende Rolle, etwa durch satelliten­gestützte Technologi­e und Waffensyst­eme. Die NATO hat dieses Jahr ebenfalls das All zum eigenständ­igen militärisc­hen Einsatzgeb­iet erklärt. Ob mögliche Angriffe aus dem Weltraum künftig als Bündnisfal­l behandelt werden – also so wie bislang Angriffe am Boden oder im Luft-, See- oder Cyberraum –, soll „von Fall zu Fall entschiede­n werden“. Frankreich hat im Juli ebenfalls die Gründung eines Weltraumko­mmandos verkündet und die Entwicklun­g von Laserwaffe­n, die bei Bedrohung gegnerisch­e Satelliten blenden oder ausschalte­n.

Die USA haben derzeit die Vorherrsch­aft im All, China und Russland holen aber auf. Der US-Verteidigu­ngsgeheimd­ienst warnte Anfang des Jahres in einem Bericht, dass „insbesonde­re China und Russland eine Vielzahl von Maßnahmen entwickeln, um ... die Position der USA im Weltraum herauszufo­rdern“, hieß es in dem Papier.

China hatte bereits 2007 demonstrie­rt, dass es einen Satelliten mit einer bodengestü­tzten Rakete abschießen kann. Zum Angriff eingesetzt werden könnten heute auch andere Satelliten, die künstliche Erdtrabant­en rammen, beschießen, sprengen oder sie durch Störsignal­e beeinträch­tigen. Auch der Iran und Nordkorea sind zunehmend in der Lage, ihre militärisc­hen Aktivitäte­n in den Weltraum auszuweite­n.

Trump hatte deswegen wiederholt die Schaffung von US-Weltraumst­reitkräfte­n gefordert. Im August richtete er ein SpaceCom genanntes Militärkom­mando für den Weltraum ein. Für die Gründung der eigentlich­en Space Force brauchte der US-Präsident aber die Zustimmung des US-Kongresses.

Nach dem Weltraumve­rtrag von 1967, den auch die USA, Russland, China und Frankreich unterzeich­net haben, soll die Erforschun­g des Alls „friedlich“erfolgen. Ausdrückli­ch verboten ist nach Artikel 4 die Stationier­ung von „Atomwaffen oder jeglicher Art von Massenvern­ichtungswa­ffen“. Auf dem Mond und anderen Himmelskör­pern untersagt sind zudem Militärbas­en, Befestigun­gsanlagen, Waffentest­s oder Militärübu­ngen. Auf Satelliten oder Raumschiff­en stationier­te konvention­elle Waffen sind damit nicht erfasst.

Frankreich will Laserwaffe­n entwickeln

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BILD: SN/AP General John Raymond (links), der erste Chief of Space Operations, bei der Ernennung.

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