Jesus kommt am Sperrwall zur Welt
Banksy regt mit Krippenkunstwerk in Bethlehem zum Nachdenken an.
Maria und Josef, Ochs und Esel und das Jesuskind in der Krippe vor einer Betonwand mit einem sternförmigen Detonationsloch: Im Westjordanland ist wenige Tage vor Weihnachten ein neues Kunstwerk von Banksy präsentiert worden.
Die Art und Weise, wie der britische Street-Art-Künstler die Geschichte der Geburt Christi erzählt, dürfte polarisieren. Denn in der kommenden Woche finden in der Bethlehemer Geburtskirche, die nach christlicher Vorstellung am Ort der Geburt von Jesus Christus steht, die traditionellen Weihnachtsfeierlichkeiten statt.
Die Installation mit dem Namen „Die Narbe von Bethlehem“ist seit Samstag im „Walled Off Hotel“in Bethlehem in unmittelbarer Nähe des israelischen Sperrwalls zu sehen. „Es ist eine großartige Möglichkeit, die Geschichte von Bethlehem, die Weihnachtsgeschichte, auf eine andere Art und Weise zu erzählen“, sagte Hotelmanager Wissam Salsaa. Das Kunstwerk solle die Menschen dazu bringen, mehr über das Leben der Palästinenser in Bethlehem nachzudenken. Banksy versuche „eine Stimme für diejenigen zu sein, die nicht sprechen können“ und schaffe „eine neue Art des Widerstands durch Kunst“.
Das „Walled Off Hotel“warb in der Vergangenheit mit der „schlechtesten Aussicht der Welt“, weil der Blick direkt auf die Betonmauer geht, die die Stadt Bethlehem von Israel trennt. Salsaa bezeichnete die Mauer als „Narbe“, die bei allen Scham hervorrufen solle, die ihren Bau unterstützt hatten. Auf der Kunstinstallation sind zudem die Inschriften „Liebe“und „Frieden“in Graffitiform auf Englisch und Französisch zu sehen.
Banksy hat Wände in aller Welt mit seinen berühmten Schablonengraffiti verziert. Der mysteriöse britische Künstler gilt als einer der größten Meister der Street Art. Banksys genaue Identität ist unklar. In den Palästinensergebieten hat der Künstler in der Vergangenheit bereits mehrfach seine Spuren hinterlassen.