Kitzbühels Slalomcrew war Retter in der Not
Wie ein Wintereinbruch den ganzen Skiweltcup durcheinanderwirbeln kann.
Der größte Feind des Skiweltcups ist der Naturschnee. Was als hämischer Spruch seit Jahren durch den Skizirkus geistert, das hat sich an diesem Wochenende recht eindrucksvoll bestätigt. Nach der Absage der samstägigen Abfahrt im Grödnertal folgte gleich die nächste Hiobsbotschaft: Grödnerjoch und Sella-Joch waren nach Lawinenabgängen gesperrt, so dauerte die Weiterfahrt ins benachbarte Gadertal (Alta Badia) statt 30 Minuten drei Stunden – und für viele noch länger, weil an diesem starken Reisetag zahlreiche Urlauber aus Deutschland in den Niederlanden mit Sommerreifen oder Wohnmobilen hängen geblieben sind. Selbst FIS-Renndirektor Markus Waldner musste über Seitenwege gelotst werden, um rechtzeitig zur Mannschaftsführersitzung zu kommen.
In Alta Badia kämpfte man derweilen fast schon verzweifelt gegen die sicher scheinende Absage des sonntägigen Riesentorlaufs. Drei Tage Dauerregen hatten der Piste stark zugesetzt, die 40 Zentimeter Neuschnee am Samstag waren zu viel. FIS-Rennchef Emanuel Coudrier: „Plan A funktioniert definitiv nicht mehr, Plan B vermutlich auch nicht. Jetzt müssen wir sehr kreativ sein.“Das war man: Der Kitzbühler Technische Delegierte Markus Altenberger beorderte 27 Mann seiner Slalomcrew vom Ganslernhang auf die Gran Risa, wo die zerstörte Rennpiste in einer einzigen Nacht neu aufgebaut worden ist. Zuerst wurde komplett aufgefräst, dann mit Wasserinjektionen gearbeitet, verdichtet und ab dem frühen Morgen mit Unmengen Salz die Feuchtigkeit aus dem Schnee gezogen. Als der erste Vorläufer in das Starthaus ging, lagen teils 18 Stunden Arbeit hinter den Pistenarbeitern.
Und auch die Fortsetzung in Bormio, wo schon am kommenden Freitag die abgesagte Gröden-Abfahrt nachgeholt werden soll, wird knackig. Nach tagelangen Schneeund Regenfällen sind dort ab Mittwoch durchgehend tiefe Minusgrade angesagt – die ohnedies gefürchtete Stelvio-Abfahrt wird so endgültig zum Eiskanal.