Spital gerät in Nöte, weil Plätze im Seniorenheim fehlen
47 Patienten warten in den SALK auf einen Platz im Pflegeheim. Die Kliniken müssen teils kreativ vorgehen, um diese Menschen zu versorgen.
Im Spital ist zur Weihnachtszeit üblicherweise etwas weniger los. Keiner wolle die Feiertage im Krankenhaus verbringen, sagt der ärztliche Direktor der Salzburger Landeskliniken, Jürgen Koehler. „Man schaut natürlich, dass die Menschen vorher entlassen werden, wenn es nur irgendwie möglich ist.“
Auf der geriatrischen Abteilung sind die 119 Betten aber auch über die Feiertage voll ausgelastet. Der Platz wird dringend benötigt. Weil es nicht genug Plätze in den Seniorenwohnheimen gibt, müssen die Patienten oft länger als nötig auf der geriatrischen Abteilung oder auf anderen Stationen verbringen. Derzeit betrifft das in den Salzburger Landeskliniken 47 Patienten. „Wir erleben einen Rückstau im Akutbereich, weil die Plätze in den Seniorenwohnheimen fehlen. In der Langzeitpflege gibt es einen Notstand“, erklärt Koehler.
Dazu kommt noch die Problematik, dass immer wieder Patienten ins Spital eingewiesen werden, wenn es bei der Betreuung einen Engpass gibt. „Als akut aufnehmende Klinik sind wir hier das schwächste Glied in der Kette. Andererseits ist es ja auch gut, dass es in Salzburg für diese Menschen eine Versorgung gibt“, betont der ärztliche Direktor.
In den Landeskliniken fänden sich immer Möglichkeiten, Kapazitäten für diese Patienten zu schaffen. So kämen ältere Personen häufig wegen einer Sturzverletzung ins Spital. „Dann liegen sie erst einmal auf der Unfallabteilung. Von dort werden sie dann in die geriatrische Abteilung überstellt.“Wenn dort neue Kapazitäten benötigt würden, müsse man teils kreative Lösungen suchen. „Einmal haben wir einen Patienten nach vier Monaten ins Krankenhaus nach Hallein verlegt, damit sein Bett in der Geriatrie der Christian-Doppler-Klinik frei wird.“
Jedenfalls müssten die Kapazitäten in der Langzeitpflege dringend ausgebaut werden. Nicht zuletzt, weil solche Patienten dort auch besser aufgehoben seien. Allerdings sei auch geplant, die Betten im Spital aufzustocken, sagt Koehler. „Denn das ist insgesamt ein wunder Punkt in der Salzburger Gesundheitsversorgung.“Bei den Verhandlungen über den Regionalen Strukturplan Gesundheit von 2020 bis 2025 habe er deshalb auch eine Aufstockung der Geriatrie vorgeschlagen. „Unsere Empfehlung war eine Erhöhung von 119 auf 173 Betten.“
Tatsächlich wurde nur eine Aufstockung um zwei Betten eingeplant. Mehr sei vorerst nicht möglich gewesen, schildert Koehler. Das habe mit der Spitalsstruktur insgesamt zu tun. Denn in Österreich gebe es im EU-Vergleich deutlich zu viele Spitalsbetten, was das Gesundheitssystem zu teuer mache. Deshalb fordere die EU, dass Spitalsbetten abgebaut werden, sagt Koehler. „Vor diesem Hintergrund ist es schwierig, in einzelnen Bereichen neue Betten zu schaffen.“Finanziell behelfen sich die SALK mit dem Umstand, dass von den Patienten ab dem 21. Tag das Pflegegeld eingefordert werden kann. „Damit versuchen wir, Druck aufzubauen, um schneller einen Platz zu bekommen.“
Ganz so einfach ist das aber nicht. In der Stadt geht man bei der Vergabe nach einem Punktesystem vor, sagt Susanne Mayer, Leiterin der städtischen Seniorenberatung. „Wir machen Besuche und reihen die Patienten auf unserer Dringlichkeitsliste ein.“
Das Problem dabei sei, dass die Spitalspatienten auf dieser Liste nicht unbedingt ganz nach oben kämen. So befänden sich derzeit 194 Personen auf der Warteliste für einen Platz im Seniorenwohnheim. „Wer den Platz am meisten braucht, kriegt ihn natürlich auch. Unabhängig davon, ob er gerade im Spital liegt oder zu Hause wohnt und auf einen Platz wartet“, betont Mayer.
Sie verstehe, dass die Krankenhäuser die Patienten möglichst rasch entlassen wollten. „Das Entlassungsmanagement macht auch Druck“, sagt Mayer. „Aber wir sagen den Kollegen im Spital auch: ,Bitte, ihr müsst die Leute noch behalten, wir können ja auch keine Betten herzaubern.‘“
Das Problem, dass die Patienten nicht entlassen werden könnten, liege auch am Personalmangel in der mobilen Pflege, sagt Christoph Baumgärtner, Leiter der städtischen Seniorenwohnheime. „Nicht jeder ist im Seniorenwohnheim am besten aufgehoben. Wir bemühen uns, dass die Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben können. Die müssen dann aber mit mobiler Pflege versorgt werden. Und es gibt nicht genug Vereine in der Hauskrankenpflege.“
Vor allem zu dieser Zeit des Jahres sei es schwierig, einen mo
„Ein wunder Punkt in der Salzburger Versorgung.“
Jürgen Koehler, ärztlicher Direktor
bilen Dienst zu bekommen, skizziert Mayer. „Wichtig ist, dass man die Angehörigen nicht alleinlässt. Wir machen auch in der Ferienzeit Hausbesuche. Und wir kommen auch mehrmals zu den Menschen, weil sie das beruhigt.“
Vonseiten des Landes versuche man, dem Problem mit einem neuen Angebot zu begegnen. Gesundheitsreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP): „Wir arbeiten an einem Projekt für Übergangspflege. Das soll eine Einrichtung sein für Menschen, die im Spital fertig sind, aber zum Beispiel noch eine Remobilisation brauchen.“Bis zu drei Monate sollen die Patienten in dieser Einrichtung der Übergangspflege untergebracht werden. Das soll nicht zuletzt auch helfen, Geld in dem Bereich zu sparen. Denn die Unterbringung von Patienten in Spitalsbetten ist mit Abstand die teuerste Form.