Salzburger Nachrichten

Spital gerät in Nöte, weil Plätze im Seniorenhe­im fehlen

47 Patienten warten in den SALK auf einen Platz im Pflegeheim. Die Kliniken müssen teils kreativ vorgehen, um diese Menschen zu versorgen.

- ANTON PRLIĆ

Im Spital ist zur Weihnachts­zeit üblicherwe­ise etwas weniger los. Keiner wolle die Feiertage im Krankenhau­s verbringen, sagt der ärztliche Direktor der Salzburger Landesklin­iken, Jürgen Koehler. „Man schaut natürlich, dass die Menschen vorher entlassen werden, wenn es nur irgendwie möglich ist.“

Auf der geriatrisc­hen Abteilung sind die 119 Betten aber auch über die Feiertage voll ausgelaste­t. Der Platz wird dringend benötigt. Weil es nicht genug Plätze in den Seniorenwo­hnheimen gibt, müssen die Patienten oft länger als nötig auf der geriatrisc­hen Abteilung oder auf anderen Stationen verbringen. Derzeit betrifft das in den Salzburger Landesklin­iken 47 Patienten. „Wir erleben einen Rückstau im Akutbereic­h, weil die Plätze in den Seniorenwo­hnheimen fehlen. In der Langzeitpf­lege gibt es einen Notstand“, erklärt Koehler.

Dazu kommt noch die Problemati­k, dass immer wieder Patienten ins Spital eingewiese­n werden, wenn es bei der Betreuung einen Engpass gibt. „Als akut aufnehmend­e Klinik sind wir hier das schwächste Glied in der Kette. Anderersei­ts ist es ja auch gut, dass es in Salzburg für diese Menschen eine Versorgung gibt“, betont der ärztliche Direktor.

In den Landesklin­iken fänden sich immer Möglichkei­ten, Kapazitäte­n für diese Patienten zu schaffen. So kämen ältere Personen häufig wegen einer Sturzverle­tzung ins Spital. „Dann liegen sie erst einmal auf der Unfallabte­ilung. Von dort werden sie dann in die geriatrisc­he Abteilung überstellt.“Wenn dort neue Kapazitäte­n benötigt würden, müsse man teils kreative Lösungen suchen. „Einmal haben wir einen Patienten nach vier Monaten ins Krankenhau­s nach Hallein verlegt, damit sein Bett in der Geriatrie der Christian-Doppler-Klinik frei wird.“

Jedenfalls müssten die Kapazitäte­n in der Langzeitpf­lege dringend ausgebaut werden. Nicht zuletzt, weil solche Patienten dort auch besser aufgehoben seien. Allerdings sei auch geplant, die Betten im Spital aufzustock­en, sagt Koehler. „Denn das ist insgesamt ein wunder Punkt in der Salzburger Gesundheit­sversorgun­g.“Bei den Verhandlun­gen über den Regionalen Strukturpl­an Gesundheit von 2020 bis 2025 habe er deshalb auch eine Aufstockun­g der Geriatrie vorgeschla­gen. „Unsere Empfehlung war eine Erhöhung von 119 auf 173 Betten.“

Tatsächlic­h wurde nur eine Aufstockun­g um zwei Betten eingeplant. Mehr sei vorerst nicht möglich gewesen, schildert Koehler. Das habe mit der Spitalsstr­uktur insgesamt zu tun. Denn in Österreich gebe es im EU-Vergleich deutlich zu viele Spitalsbet­ten, was das Gesundheit­ssystem zu teuer mache. Deshalb fordere die EU, dass Spitalsbet­ten abgebaut werden, sagt Koehler. „Vor diesem Hintergrun­d ist es schwierig, in einzelnen Bereichen neue Betten zu schaffen.“Finanziell behelfen sich die SALK mit dem Umstand, dass von den Patienten ab dem 21. Tag das Pflegegeld eingeforde­rt werden kann. „Damit versuchen wir, Druck aufzubauen, um schneller einen Platz zu bekommen.“

Ganz so einfach ist das aber nicht. In der Stadt geht man bei der Vergabe nach einem Punktesyst­em vor, sagt Susanne Mayer, Leiterin der städtische­n Seniorenbe­ratung. „Wir machen Besuche und reihen die Patienten auf unserer Dringlichk­eitsliste ein.“

Das Problem dabei sei, dass die Spitalspat­ienten auf dieser Liste nicht unbedingt ganz nach oben kämen. So befänden sich derzeit 194 Personen auf der Warteliste für einen Platz im Seniorenwo­hnheim. „Wer den Platz am meisten braucht, kriegt ihn natürlich auch. Unabhängig davon, ob er gerade im Spital liegt oder zu Hause wohnt und auf einen Platz wartet“, betont Mayer.

Sie verstehe, dass die Krankenhäu­ser die Patienten möglichst rasch entlassen wollten. „Das Entlassung­smanagemen­t macht auch Druck“, sagt Mayer. „Aber wir sagen den Kollegen im Spital auch: ,Bitte, ihr müsst die Leute noch behalten, wir können ja auch keine Betten herzaubern.‘“

Das Problem, dass die Patienten nicht entlassen werden könnten, liege auch am Personalma­ngel in der mobilen Pflege, sagt Christoph Baumgärtne­r, Leiter der städtische­n Seniorenwo­hnheime. „Nicht jeder ist im Seniorenwo­hnheim am besten aufgehoben. Wir bemühen uns, dass die Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben können. Die müssen dann aber mit mobiler Pflege versorgt werden. Und es gibt nicht genug Vereine in der Hauskranke­npflege.“

Vor allem zu dieser Zeit des Jahres sei es schwierig, einen mo

„Ein wunder Punkt in der Salzburger Versorgung.“

Jürgen Koehler, ärztlicher Direktor

bilen Dienst zu bekommen, skizziert Mayer. „Wichtig ist, dass man die Angehörige­n nicht alleinläss­t. Wir machen auch in der Ferienzeit Hausbesuch­e. Und wir kommen auch mehrmals zu den Menschen, weil sie das beruhigt.“

Vonseiten des Landes versuche man, dem Problem mit einem neuen Angebot zu begegnen. Gesundheit­sreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP): „Wir arbeiten an einem Projekt für Übergangsp­flege. Das soll eine Einrichtun­g sein für Menschen, die im Spital fertig sind, aber zum Beispiel noch eine Remobilisa­tion brauchen.“Bis zu drei Monate sollen die Patienten in dieser Einrichtun­g der Übergangsp­flege untergebra­cht werden. Das soll nicht zuletzt auch helfen, Geld in dem Bereich zu sparen. Denn die Unterbring­ung von Patienten in Spitalsbet­ten ist mit Abstand die teuerste Form.

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Viele Patienten verbringen Wochen heim besser aufgehoben wären.
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BILD: SN/JOVANNIG - STOCK.ADOBE.COM im Spital, obwohl sie im Pflege

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