Salzburger Nachrichten

Obmann ringt um Geld für Tagebuchar­chiv

Wichard von Schöning will in Henndorf ein Archiv für private Schriften und Fotos aufbauen.

- Höd

Nüchtern liest sich, was der Wehrmachts­offizier Claus von Schöning über den Russlandfe­ldzug 1942 berichtete: Der „Russe“hatte sich im „Buschgelän­de“verschanzt. Dann fielen die ersten Schüsse und „in vorderster Linie wurde ein Nest nach dem anderen ausgehoben, bis wir fast in freies Gelände kamen … Leider beharkte der Russe nun den Waldrand mit Artillerie und IGs (Infanterie­geschütze, Anm.) und brachte uns die ersten Verwundete­n bei.“

Claus von Schönings Neffe Wichard hat sich zum Ziel gesetzt, dass solche Erinnerung­en von Soldaten aus den beiden Weltkriege­n nicht verloren gehen, sondern künftig im „Tagebuchar­chiv Austria“in Henndorf für kommende Generation­en aufbewahrt werden.

Die historisch­e Erinnerung war für Schöning schon immer ein großes Thema. Einer seiner Onkel war der Widerstand­skämpfer Albrecht von Hagen, der 1944 den Sprengstof­f für das Attentat auf Hitler besorgt hatte und der daraufhin in Berlin-Plötzensee hingericht­et wurde. In

Henndorf war Schöning einer der Wegbereite­r des Literaturh­auses. Jetzt bemüht er sich darum, sein Tagebuchar­chiv in der Gemeinde zu etablieren. Als Vorbild nennt er die „Topothek“in Mattsee. Zwei Räume mit Regalen,

Schreibtis­ch und Besprechun­gstisch stellt die Gemeinde zur Verfügung. Computer, Scanner und ein entspreche­ndes Archivprog­ramm brauche er aber noch, sagt Schöning – und Geld für den laufenden Betrieb, in Summe 3000 Euro im Jahr. Die Gemeinde hat ihren Hälfteante­il für 2020 zugesagt. Die restlichen 1500 Euro möchte Schöning vom Kulturress­ort des Landes lukrieren – eine Zusage stehe aber noch aus.

Briefe, Tagebücher, Tondokumen­te und Fotos sollen in Zukunft in Henndorf aufbewahrt werden. Ein eigener Bereich ist für die Feldpost jener Henndorfer vorgesehen, die in den Weltkriege­n im Einsatz waren. Schöning plant regelmäßig­e Publikatio­nen und weitere Aktivitäte­n, um das Archiv bekannter zu machen. Ziel sei es, „das Schriftgut einfacher Menschen vor dem Wegwerfen zu retten“.

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BILD: SN/HÖD Wichard von Schöning sammelt auch Feldpostbr­iefe.
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