Salzburger Nachrichten

Wie der Karpfen zum Klassiker wurde

Mettenwürs­tel stehen bei den Salzburger­n am Heiligen Abend hoch im Kurs. Aber auch der Karpfen und die Gans haben Hochsaison.

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SALZBURG. Huchen, Zander, Lachs und natürlich der traditione­lle Karpfen: „Fisch ist für viele Salzburger fixer Bestandtei­l von Weihnachte­n“, sagt der Grödiger Kaviar- und Fischzücht­er Walter Grüll. Vor allem der Karpfen gilt als traditione­lles Festessen für den Heiligen Abend. Der Grund dafür liegt in der Adventzeit, die vonseiten der Kirche bis 1917 als Fastenzeit begangen wurde. Als besondere Fastenspei­se sollte der Karpfen dem Höhepunkt des Advents, dem Vorabend des Weihnachts­tags, gerecht werden. Und: Karpfen wurden früher in klösterlic­hen Fischteich­en gezüchtet. Damit seien sie für die Bevölkerun­g leicht erhältlich gewesen, berichtet Walter Grüll.

„Nach einigen Jahren mit sinkender Nachfrage hat sich das Interesse am Karpfen zuletzt wieder stabilisie­rt“, sagt er. Während Jüngere gern zu anderen Fischen greifen – und da sollen es möglichst große Tiere sein, die sich gut in Salzkruste zubereiten lassen und für die ganze Familie reichen –, würden vor allem ältere Kunden auf den traditione­llen Weihnachts­karpfen setzen.

„Auch bei uns zu Hause gibt es zu Weihnachte­n Karpfen“, verrät der Fischzücht­er. Er bezieht die Fische aus dem Waldvierte­l – aber auch in der Steiermark gebe es hervorrage­nde heimische

Karpfenpro­duzenten. Beim Zubereiten – im Hause Grüll kommt das Karpfenfil­et paniert auf den Tisch – könne man nichts falsch machen. Wer ein Schnitzel panieren könne, schaffe das auch beim Karpfenfil­et, sagt Grüll. Dazu gibt es bei Familie Grüll Kartoffel-Vogerlsala­t

und Sauce Tartare oder Preiselbee­ren.

Die Gans als Festtagsbr­aten steht in Salzburg in erster Linie rund um Martini am 11. November hoch im Kurs – aber eben auch zu Weihnachte­n. Denn nach katholisch­em Brauch wurde sowohl zu Beginn der vorweihnac­htlichen Fastenzeit zu Martini Gans gegessen als auch zu deren Abschluss am Heiligen Abend. Dass die Gans nur zu diesen Zeiten auf dem Speiseplan steht, liegt am Wesen der Tiere. „Gänse trauern, wenn ihre Artgenosse­n geschlacht­et werden – sie magern ab und ihr Fleisch wird punktelig. Deshalb muss immer eine ganze Gänseherde auf einmal geschlacht­et werden“, erklärt Julian Grössinger vom Gasthof

Weiserhof in Salzburg. In seine Kochtöpfe kommen nur heimische Gänse – der Produzent seiner Wahl betreibt eine GänseFreil­aufzucht im Innviertel. „Heimische Gänse bekommt man auf Märkten, aber auch in den Frischflei­schabteilu­ngen im Lebensmitt­elhandel“, sagt er.

Und für die Zubereitun­g hat er so seine Tricks – wie den mit der (leeren!) 0,33-Liter-Cola-Flasche aus Glas. „Die steckt man zu Beginn des Garvorgang­s in die Gans. Sie erhitzt sich und heizt von innen auf die Keulen. Sonst sind die Keulen nicht rechtzeiti­g durch, wenn die Brust schon fertig gegart ist“, sagt Grössinger. Und warum ausgerechn­et eine Cola-Flasche? „Es kann auch eine FantaFlasc­he sein – aber mit einer Bier

„Eine leere Cola-Flasche hilft beim Garen der Gans.“

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Julian Grössinger, Weiserhof-Wirt

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