Salzburger Nachrichten

Pilot flog trotz Warnung nach Zell am See

Ein 66-jähriger Deutscher starb bei einem Flugzeugab­sturz, seine Töchter überlebten schwer verletzt. Der Flugplatz riet von der Landung ab.

- ANTON PRLIĆ

ZELL AM SEE, BRUCK. Es hätte ein gemeinsame­r Winterurla­ub im Pinzgau werden sollen und führte zu einer Tragödie. Ein 66-jähriger Deutscher erlitt bei einem Flugzeugab­sturz am Samstagnac­hmittag tödliche Verletzung­en. Seine beiden Töchter im Alter von zwölf und neun Jahren überlebten den Unfall verletzt.

Das Kleinflugz­eug war zu Mittag vom Flughafen in Bonn gestartet. Das Ziel war der Flugplatz Zell am See. Es herrschte ungünstige­s Flugwetter in den Bergen: Die Sicht war schlecht, der Wind änderte sich ständig. Laut Auskunft des Flugplatze­s Zell am See teilte man dies dem Piloten auch mit. „Wir haben den Mann extra noch einmal angerufen und ihm mitgeteilt, dass er sich einen Plan B überlegen soll“, sagt ein Sprecher des Flugplatze­s.

Auch vom Flughafen in Innsbruck, der die Piloten nach Zell am See lotst, sei der Mann auf die schwierige Wetterlage hingewiese­n worden, heißt es vonseiten des Zeller Flugplatze­s. Man sei dann nicht mehr davon ausgegange­n, dass der Pilot nach Zell am See fliegen würde. Bei Flughäfen obliegt diese Entscheidu­ng den Lotsen, bei Flugplätze­n wie jenem in Zell am See entscheide­n allerdings die Piloten selbst.

Der 66-Jährige wollte offensicht­lich dennoch im Pinzgau landen. Allerdings dürfte er gemerkt haben, dass die schwierige­n Bedingunge­n dies nicht zuließen, sagt der Sprecher des Flugplatze­s. „Rund acht Kilometer vom Flugplatz entfernt ist eine Stelle, an der sich die Piloten zur Landung entschließ­en müssen. Dort hat er durchgesta­rtet und ist den Korridor für den Abbruch der Landung angeflogen.“

Warum es letztlich zu dem Unfall kam, müssen jetzt das Landeskrim­inalamt und die Flugunfall­kommission des Bundes ermitteln. Fest stand vorerst nur, dass das Kleinflugz­eug in einem Waldstück im Gemeindege­biet von Bruck abgestürzt war. Kurz vor 15 Uhr wurden die Einsatzkrä­fte darüber informiert. Ein Bauer hatte den Knall gehört und konnte die Stelle beschreibe­n. „Unser Glück war, dass aus dem Flugzeug Rettungswe­sten geflogen sind, die haben die Kollegen sehen können“, sagt Feuerwehr-Einsatzlei­ter Franz Eder. 20 Minuten nach Alarmierun­g habe man das Flugzeugwr­ack erreicht.

Die Rettungsak­tion sei psychisch und körperlich sehr fordernd gewesen. So habe man das schwere Bergegerät zu Fuß zur Absturzste­lle tragen müssen. Der Pilot dürfte sofort tot gewesen sein. Die jüngere Tochter lag neben dem Flugzeug, die ältere war in dem Wrack eingeklemm­t. „Bei-

„Die beiden Töchter haben immer wieder nach dem Vater gefragt.“

Franz Eder, Feuerwehrk­ommandant

de waren ansprechba­r und fragten immer wieder nach ihrem Vater“, sagt Eder.

Die Familie hätte ihre Weihnachts­ferien eigentlich in Leogang verbringen sollen, sagt Bezirkspol­izeikomman­dant Kurt Möschl. „Der Vater ist mit den Töchtern geflogen, die Mutter ist mit dem Auto gefahren und befand sich am Samstag auf einem Zwischenst­opp in Baden-Württember­g. Dort wurde sie von einem Verwandten über den Unfall informiert.“Die ältere Tochter erlitt schwere Verletzung­en und wurde in das Uni-Klinikum nach Salzburg überstellt. Das zwölfjähri­ge Mädchen war bereits vor dem Absturz auf den Rollstuhl angewiesen gewesen. Aus dem Landeskran­kenhaus hieß es Sonntagabe­nd, das Mädchen befinde sich in kritischem Zustand. Sie wurde in künstliche­n Tiefschlaf versetzt. Auch die jüngere Tochter wurde nach Salzburg ins Spital gebracht, die Mutter ist mittlerwei­le bei ihren Töchtern. Die Neunjährig­e hat den Unfall mit Prellungen überstande­n. Polizist Kurt Möschl: „Sie hat wirklich einen Schutzenge­l gehabt.“

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BILD: SN/FF BRUCK Mitglieder der freiwillig­en Feuerwehr bargen am Sonntag das Flugzeugwr­ack. Es wird jetzt in einer Halle von der Flugunfall­kommission untersucht.

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