So groß ist das Vermögen der Stadt
Gebäude, Wege, Plätze und das Kanalnetz: Sie alle tragen zum Reichtum der Landeshauptstadt bei. Ihr Wert wurde nun erstmals berechnet.
SALZBURG-STADT. 2,1 Milliarden Euro – so hoch ist das Gesamtvermögen der Stadt Salzburg. Nachzulesen sein wird das demnächst in der Eröffnungsbilanz, die zum 1. Jänner 2020 für den Umstieg von der Kameralistik auf die Doppik notwendig ist.
70.000 Vermögenspositionen mussten für die Eröffnungsbilanz erstmals oder neu bewertet werden. „Das geht von den Außenanlagen der Seniorenwohnhäuser über Beleuchtungskörper, Brücken, Gebäude, Kanalbauten, Plätze, Straßen und Wege bis hin zu Zäunen“, schildert Andreas Holztrattner aus dem Büro von Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP).
Die Stadt darf Grundstücke im Ausmaß von rund acht Millionen Quadratmetern ihr Eigen nennen – in der Bilanz schlagen sich diese mit 365 Millionen Euro zu Buche. Zu den großen Schätzen der
Stadt zählt auch die Infrastruktur: Straßen, Wege und Plätze stehen mit 166 Millionen Euro in der Eröffnungsbilanz, das 390 Kilometer lange Kanalnetz mit 132 Millionen Euro, Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit 80 Millionen Euro und alle städtischen Seniorenwohnhäuser zusammen mit 70 Millionen Euro. Apropos Immobilien: Die stadteigene Immobiliengesellschaft SIG ist die wertvollste Beteiligung der Stadt. Insgesamt steuern Beteiligungen 760 Millionen Euro zum stadteigenen Vermögen bei.
Ein paar Highlights aus dem Vermögen der Stadt: Das 1606 von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau für seine Geliebte Salome Alt errichtete Schloss Mirabell ist heute inklusive Mirabellgarten 23 Millionen Euro wert. Die Sebastianskirche steht samt dazugehörendem Grund mit einem Wert von 900.000 Euro in der Eröffnungsbilanz. Das Leopoldskroner Freibad ist mit 2,6
Millionen Euro deutlich weniger wert als das kleinere AYA-Bad (4,3 Millionen Euro). Der Grund dafür liegt darin, dass das AYABad erst vor sieben Jahren um 4,5 Millionen Euro netto um eine Schwimmhalle erweitert wurde, während das „Lepi“zuletzt Mitte der 90er-Jahre saniert wurde. Für Abschreibungen gibt es genaue Vorgaben – im Fall eines Sprungbretts in einem Hallen- oder Freibad beträgt die entsprechende Frist 15 Jahre.
Mit 1,9 Milliarden Euro macht das Anlagevermögen den größten Teil des Gesamtvermögens von 2,1 Milliarden Euro aus. Die restlichen rund zehn Prozent setzen sich aus kurz- bzw. langfristigen Forderungen wie Mieten oder Fördergeldern des Bundes sowie aus Geldbeständen und finanziellen Vorräten zusammen. Die Umstellung von der die vergangenen 200 Jahre lang praktizierten Kameralistik auf die doppelte Buchführung ist eine Vorgabe des Bundes und betrifft Bundesländer und Kommunen gleichermaßen. Bis spätestens 1. Jänner
2020 müssen alle auf die Doppik umgestellt haben. Vorreiter unter den Bundesländern war neben der Steiermark auch Salzburg. Hier waren es die Auswirkungen des Finanzskandals, die die Umstellung beschleunigt haben.
Fünf Jahre lang haben die Vorarbeiten für die Eröffnungsbilanz gedauert. „Das war eine Heidenarbeit“, sagt Preuner und erklärt: „Sie brauchen dafür zahlreiche Sachverständige, die Dinge wie ein Kanalnetz oder die Straßenbeleuchtung finanziell bewerten.“Nun verfüge die Stadt erstmals über eine lückenlose Darstellung ihres Vermögens. „Das ist auch für die Bevölkerung eine tolle Sache – denn es ist ja ihre Stadt.“Neben einer Bilanz wird im Rahmen der doppelten Buchführung auch eine Gewinn-undVerlust-Rechnung sowie eine Liquiditätsrechnung geführt.
Für ihn als Finanzreferenten bringe die Umstellung auf die doppelte Buchführung Vorteile mit sich, sagt Preuner: Passiva und Aktiva seien erstmals sichtbar. Insgesamt sorge das neue System für mehr Transparenz und Kontrollmöglichkeiten.
Die Plausibilität der Eröffnungsbilanz wird derzeit von einer externen Expertin evaluiert. Sofern es wirtschaftlich vertretbar ist, sollen die Anregungen der Expertin in den Folgejahren korrigiert werden. Laut Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung (VRV) können Korrekturen binnen fünf Jahren erfolgen.
Im Herbst 2020 soll die Eröffnungsbilanz im Salzburger Gemeinderat beschlossen werden. Der Grund dafür: Die Eröffnungsbilanz greift auch auf Daten aus dem Rechnungsabschluss 2019 zurück. Diese Daten können erst eingearbeitet werden, wenn der Rechnungsabschluss 2019 beschlossen ist – das soll im Juli 2020 geschehen.