Salzburger Nachrichten

Wunder gibt es immer wieder

Was möglich war und was nötig ist – Buntvermis­chtes zum Jahreswech­sel.

- Fritz Messner

2019 konnten wir – frei nach Prophet Hofaja – „sehen, was alles möglich ist“. Da erlebten die blauen Saubermänn­er ihr farblich passendes Wunder, indem sie nach kurzem Machtrausc­h von oben bis unten angepatzt aus ihrem Sumpf stiegen und sich nach wildem Rundumschl­ag noch gegenseiti­g mit Dreck bewarfen, während die Grünen nach einem wundersame­n Comeback Marke Lazarus (oder Greta?) mit dem über allem Irdischen schwebende­n türkisen Wunderknab­en anbandeln und der hartnäckig­e Selbstzers­törungstri­eb der Roten nur sprachlose Verwunderu­ng auslöst.

In Salzburg wundert man sich augenreibe­nd über die Tatsache, dass sich die Schwarzen bei Kernthemen wie Verkehrspo­litik, Flächenwid­mung und Zweitwohns­itze um 175 Grad drehten und plötzlich auf ihre Fahnen schrieben, was andere seit langem gefordert und sie selbst mit allen Mitteln verhindert hatten. Das ist ohne wundersame Erleuchtun­g kaum zu erklären. Und wenn das nicht doch noch durch zig hineinrekl­amierte Ausnahmen verwässert wird, ist es tatsächlic­h ein kleines Wunder.

Solche Erleuchtun­gen lassen hoffen, dass 2020 vielleicht das Jahr wird, in dem endlich das geschieht, was nötig ist. Bis jetzt reden wir Österreich­er uns ja ein, wir wären die tollsten Naturmensc­hen, während wir in Wahrheit gewaltige Klimaschwe­indln sind. Wir sind zum Beispiel auch jene, die sich plakativ gegen die Atomkraft stellen, die es aber nicht annähernd schaffen würden, ohne importiert­en Atomstrom über den Winter zu kommen. Das ist schon sehr heuchleris­ch, oder? Aber der Jahreswech­sel ist ja immer auch die Zeit der guten Vorsätze und wie heißt es im Schlager so schön: Wunder gibt es immer wieder – in welcher Form und Farbe auch immer. Prosit 2020!

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