Diese Familie fühlt sich auf der Bühne wohl
Erntraud Passin und ihre drei Töchter haben allesamt die Kunst zum Beruf gemacht. Zu Silvester musiziert die Familie alljährlich in St. Gilgen.
ST. GILGEN. Musiziert wird in vielen Familien, insbesondere an den Feiertagen. Wenn Familie Passin zu Silvester die Bühne betritt, sind allesamt Profis am Werk. „Das ist erblich belastet“, sagt Mama Erntraud.
Die Musik dominiert sowohl die berufliche wie auch die private Biografie der gebürtigen St. Gilgnerin, die nach einem Geigenstudium an der Universität Mozarteum nach Deutschland ging. Gleich bei der ersten Probe im RSO Berlin habe sie 1975 den Mann ihrer Träume kennengelernt, erzählt die 71-Jährige: „Günther Passin war ein traumhafter Oboist. Sein Ton hat mich interessiert.“
Nach der Rückkehr nach St. Gilgen unterrichtete Günther Passin an der Universität Mozarteum. Seine Frau gründete in Mondsee das Mozart-Kammerorchester, das Musiker aus der Region vereint. Auch die drei Töchter entwickelten künstlerisches
Potenzial: Veronika, die Älteste, studierte nach ihrer Matura Violine und ist seit 2012 Mitglied des NDR-Symphonieorchesters.
Auch Constanze Passin spielt Bratsche. Doch die Wege der mittleren Tochter führten ans Theater. Aus ihrer Zeit am Schauspielhaus Salzburg blieben markante Auftritte, etwa in Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ oder eine legendär beängstigende Gegenwarts-Medea, in bleibender Erinnerung. Dramenstoffe unserer Zeit realisiert die Schauspielerin heute am vielfach ausgezeichneten Werk X in Wien.
Die jüngste Tochter, Philine, zog es zurück an den Wolfgangsee. Dort gibt die ausgebildete Sängerin Gesangs-Workshops und leitet die Liedertafel in St. Gilgen, während ihr Mann Maximilian die Geschäftsführung des Mozarthauses übernommen hat.
Die Spielstätte wird alljährlich Schauplatz eines Familienkonzerts mit Beteiligung weiterer Ortsbürger zum Jahreswechsel: Erntraud Passin leitet den harten Kern des MozartKammerorchesters, Schwiegersohn Max spielt Schlagzeug, Philine singt, Constanze rezitiert. „Das Konzert entwickelte sich aus dem gemeinsamen weihnachtlichen Musizieren“, sagt Erntraud Passin.
Fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes zieht es die Geigerin oftmals zurück nach Berlin, wo sie Streichquartett spielt – und ihr Wissen an die nächste Generation weitergibt. „Ich mache eine späte Karriere mit Kammermusik“, sagt sie augenzwinkernd. Ob auch die Enkerl einmal die Bühnen dieser Welt erobern werden? Die Chancen stehen gut.
Konzert: