Salzburger Nachrichten

In Pokercasin­os begann neues Jahr mit Razzien

Die Finanzpoli­zei geht seit dem Jahreswech­sel konsequent gegen Firmengrup­pe CCC vor.

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WIEN. Die Auseinande­rsetzung zwischen dem selbsterna­nnten Pokerkönig Peter Zanoni aus Wien mit seiner Firmengrup­pe Concord Card Casinos und den Behörden hat sich seit Jahresbegi­nn gravierend verschärft. Denn wegen einer Gesetzesän­derung verfügt das Unternehme­n nicht mehr über eine Lizenz für das Pokerspiel. Das aus den USA bekannte Kartenspie­l ist seit heuer nur noch in den teilstaatl­ichen Casinos Austria erlaubt.

Bereits im Vorfeld hatte diese Änderung, wie berichtet, zu mehreren Insolvenze­n in Zanonis Firmengrup­pe geführt. Den Konkursant­rag hatte die Finanzprok­uratur gestellt. Die Anwaltskan­zlei der Republik machte 143

Millionen Euro Steuerschu­lden geltend. Insgesamt bezifferte Zanonis Firmengrup­pe die Außenständ­e bei der Finanz mit mehr als 320 Millionen Euro. Der Pokerkönig sieht sich durch die Glücksspie­labgabe (13 Prozent vom Spieleinsa­tz) benachteil­igt und versucht seit Jahren, vor Gerichten recht zu bekommen. Bisher ist das nur in geringem Ausmaß gelungen – etwa bei der Bemessungs­grundlage für eine spezielle Landesabga­be in Vorarlberg. Bei der Berechnung der Kriegsopfe­rabgabe erhielt Zanoni 2018 vom Verwaltung­sgerichtsh­of zwar recht, aber das Urteil wirkt nur in die Zukunft. Mit der Rückforder­ung von fast 100 Mill. Euro scheiterte der Unternehme­r beim Verfassung­sgerichtsh­of.

Doch solange es keine endgültige­n Entscheidu­ngen durch den Europäisch­en Gerichtsho­f gebe, fühle man sich im Recht, heißt es bei der Firmengrup­pe. „Die Erfolgsges­chichte unter dem Motto ,In den Concord Card Casinos gehen niemals die Lichter aus!‘ wird fortgeschr­ieben“, heißt es auf der FirmenHome­page. Da versichert Zanoni, dass „weder der Besuch unserer Filialen noch die Tätigkeit im Rahmen eines Beschäftig­ungsverhäl­tnisses juristisch nachteilig­e Folgen nach sich ziehen können“.

Daher sollen, wie von Zanoni angekündig­t, seine 13 Card Casinos, darunter auch eines in der Stadt Salzburg, mit insgesamt rund 600 Mitarbeite­rn geöffnet bleiben. Beim größten Salon, dem Montesino in

Wien-Simmering, gab es schon am ersten Werktag 2020 die erste Razzia der Finanzpoli­zei. Die Beamten versiegelt­en 36 Pokertisch­e, beschlagna­hmten 16 Mischgerät­e und stellten zudem 60.000 Euro in bar sicher, wie das Finanzmini­sterium am Dienstag bestätigte. Über die weitere Vorgangswe­ise wollte sich die Behörde nicht äußern. Es wurde allerdings betont, die Rechtslage sei eindeutig und daher müsse man einschreit­en. Allerdings könne die Finanzpoli­zei nur Glücksspie­lgeräte und Einsätze beschlagna­hmen, nicht aber eine Betriebssc­hließung anordnen. Dafür ist die jeweilige Landespoli­zeidirekti­on zuständig. Das Verfahren stehe noch ganz am Anfang, sagte ein Sprecher der Polizei Wien. Ein rasches Ende der Auseinande­rsetzung zwischen Zanoni und den Behörden ist nicht in Sicht.

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