Junge Stimmen entfetten das Festtagsmenü im Sinne Bachs
Das BachWerkVokal vollendete das mit Neuer Musik angereicherte Weihnachtsoratorium in der Christuskirche.
SALZBURG. Wer an den Weihnachtsfeiertagen zu späterer Stunde durch deutsche Fernsehsender zappt, kommt kaum an Bach vorbei. Das Weihnachtsoratorium BWV 248 erschallt abendfüllend an historischen Wirkungsstätten Bachs in Leipzig oder Dresden, der Chorklang ist nicht selten ähnlich reichhaltig wie das Festtagsessen zuvor.
Das Salzburger BachWerkVokal versuchte sich an zwei Abenden an einer entschlackten Form des populären Werks. Zwei Sänger mal vier Stimmlagen, das ergibt einen achtköpfigen Chor, diese Reduktion ist laut Ensemblegründer Gordon Safari ganz im Sinne Bachs. Dazu passte auch das Ambiente der Salzburger Christuskirche, das dem Prunk vieler katholischer Gotteshäuser der Stadt etwas angenehm Schlichtes entgegenzusetzen weiß.
Was Safari und sein junges Ensemble noch vor Weihnachten begonnen hatten, wurde am Montag termingemäß vollendet – der sechste und letzte Teil ist für den in der evangelischen Kirche als Epiphanie gefeierten 6. Jänner vorgesehen. Erstaunlich frisch wirkte das Altbekannte vor allem in den herrlich durchhörbaren Vokallinien der Choräle, die – etwa in „Ehre sei dir,
Gott, gesungen“– auch mit stürmischem Elan gesungen und musiziert wurden. Dass das BachWerkVokal auch die Solostellen aus den eigenen Reihen bestückt, birgt freilich auch Risiken: Nicht jede Stimme war der Herausforderung einer Bach-Solopartie gewachsen, an der Feinabstimmung in Duetten kann noch gefeilt werden. Doch auch das eine oder andere Juwel funkelte hervor, etwa der markante Bass von Max Tavella oder die zarte, wendige Sopranstimme von Electra Lochhead.
Die junge Schottin zeigte sich – wie auch die Tenöre Bernhard Teufl und Alexander Hüttner – zudem in den zeitgenössischen Reflexionen von Peter Planyavsky stilsicher. Der ehemalige Organist des Wiener Stephansdoms hat jeder der sechs Kantaten eine Neukomposition vorangestellt. Die drei abschließenden Miniaturen aus Planyavskys „W.O.bei“entfachen aus freitonalen Flächen, kollektivem Sprechgesang und retrofuturistischem Orgelvibrato eine eigene Klangwelt.
Als Kontrast erfüllte die Uraufführung ihren Zweck, bildete Spannung, die sich in Bachs festlichen Chorälen entlud. „Die trübe Nacht in Licht verkehrt“– der Textzeile gemäß endete der Abend in strahlendem Barocktrompetenglanz.