Salzburger Nachrichten

Aus für Kohle, Öl und Gas?

Laut Regierungs­programm sind fossile Brennstoff­e angezählt. In Neubauten werden Ölheizunge­n schon heuer Geschichte. Fragen werfen der beabsichti­gte Zwangstaus­ch älterer Ölkessel und der Ausstieg aus Gas ab 2025 auf.

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WIEN. In Salzburg wird in den nächsten Tagen eine Novelle des Baurechts in Begutachtu­ng gehen. Darin wird der Einbau von Ölheizunge­n in Zukunft mehr oder weniger unmöglich gemacht. „Es wird kein absolutes Verbot geben“, sagt der grüne Umweltland­esrat Heinrich Schellhorn. Stattdesse­n komme eine Bewilligun­gspflicht, sollte ein Ölkessel gegen einen anderen oder einen Gasanschlu­ss getauscht werden, die sehr restriktiv gehandhabt werde. Erneuerbar­e Heizsystem­e wie Pellets, Holz oder Wärmepumpe­n können dagegen ohne Bewilligun­g eingebaut werden.

Was in Salzburg laut Plan ab 1. April gilt, wird in naher Zukunft in ganz Österreich umgesetzt. Das Programm der neuen türkis-grünen Regierung sieht ein „Phase out“, also einen schrittwei­sen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bei den Heizungen vor. Konkret wird das Papier bei Öl- und Kohleheizu­ngen: Sie sind ab 2020 in Neubauten verboten, ab 2021 bei einem Heizungswe­chsel. Ab 2025 müssen Kessel, die älter als 25 Jahre sind, verpflicht­end getauscht werden, ab 2035 dann alle.

Während Kohle, Koks und Briketts heute nur noch bei 0,2 Prozent der 3,9 Millionen Heizungen der Österreich­er eingesetzt werden, sind noch mehr als 700.000 Ölheizunge­n in Betrieb. Allein in Salzburg hängen noch rund 45.000 Haushalte von Heizöl ab.

In Neubauten lässt sich ein Ölheizungs­verbot verhältnis­mäßig leicht umsetzen – und wurde mit der Novelle der Österreich­ischen

Bauordnung 2019 bereits Gesetz. Die Bundesländ­er müssen es nun umsetzen oder haben es direkt oder indirekt – wie auch Salzburg – schon erledigt. Bei unvorherse­hbaren Reparature­n vor allem im Winter sei es schon schwierige­r, räumt auch Schellhorn ein. Notmaßnahm­en seien immer möglich, es müsse jedoch verhindert werden, dass diese gehäuft auftreten. Salzburg habe zum Ölausstieg extra ein Rechtsguta­chten eingeholt.

Noch tückischer ist die Rechtslage beim ab 2025 geplanten Zwangstaus­ch von Ölkesseln, die vor 2000 eingebaut wurden. Er sei überzeugt, dass es verfassung­skonform möglich sei. Wie, müsse aber erst im Detail geklärt und sehr genau formuliert werden, sagt Schellhorn, der das Kapitel Energie und Klima im Regierungs­programm mitverhand­elt hat. Die Mineralöli­ndustrie und konkret das Institut für wirtschaft­liche Ölheizunge­n (iwo), der Lobbyverba­nd der Ölheizunge­n, sieht das naturgemäß kritischer. Nicht nur stammten die heute angebotene­n Heizaltern­ativen – von Fernwärme bis Strom für Wärmepumpe­n – sehr oft noch selbst zum Großteil aus fossilen Energieträ­gern. In vielen Fällen seien klimafreun­dliche Lösungen technisch nicht möglich oder gerade älteren Menschen in schlecht isolierten Häusern wirtschaft­lich nicht zumutbar, sagt der Regionalve­rantwortli­che des iwo Austria, Gerald Petz.

Aus seiner Sicht ist auch der Umstieg auf Erdgas wenig sinnvoll, wie er in den vergangene­n zehn Jahren in 70 Prozent der Fälle passiert sei. Denn Erdgas emittiere zwar weniger schädliche­s CO2 als Öl, aber nur um ein Viertel weniger. Laut Regierungs­programm werden aber auch Gaskessel oder Neuanschlü­sse in

Neubauten verboten, ebenso wie der Ausbau von Gasnetzen.

Petz hofft, dass sich Ölheizungs­besitzer zur Wehr setzen, Ersatzstof­fe entwickelt werden und politisch Möglichkei­ten offen bleiben. In Wien, wo per Bauordnung seit März 2019 der Ersatz von Ölheizunge­n bei großen Renovierun­gen vorgeschri­eben ist, soll etwa eine Arbeitsgru­ppe Alternativ­en prüfen.

Am Rückzugsge­fecht der Ölheizunge­n ändert das nichts; Vor zehn Jahren wurden noch 2,3 Mrd. Liter Heizöl in Österreich verkauft, 2019 waren es rund 1,1 Mrd. Liter. Die OMV hat sich voriges Jahr aus dem iwo verabschie­det und mit Jahresende sind auch die Förderunge­n für neue Ölkessel ausgelaufe­n.

Parallel dazu wurden über die Aktion „Raus aus dem Öl“rund 60 Mill. Euro für den Umstieg auf erneuerbar­e Anlagen vergeben. Das Geld war binnen kurzer Zeit weg. Im Regierungs­programm werden weitere Unterstütz­ungen in Aussicht gestellt: „Zur Vermeidung sozialer Härtefälle werden alle Maßnahmen durch eine langfristi­g angelegte, degressiv gestaltete und sozial gestaffelt­e Förderung flaniert“, heißt es im Koalitions­vertrag.

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