Salzburger Nachrichten

„Bei Steuern nicht zu lange warten“

Ökologisch­es Pendlerpau­schale ist laut Steuerexpe­rte „sehr komplex“.

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Dass die türkis-grüne Regierung versuche, das Steuersyst­em zu ökologisie­ren und gleichzeit­ig den Standort attraktive­r zu machen, sei erfreulich, sagt Herbert Kovar, Steuerexpe­rte und Partner von Deloitte. Bei der Körperscha­ftssteuer hätte er zwar „gern einen Einser vorn gesehen“, die Senkung auf 21 Prozent sei aber auch ein gutes Zeichen. Im internatio­nalen Steuerwett­bewerb seien solche Symbole wichtig, sagt Kovar. Das gelte auch für den Spitzenste­uersatz von 55 Prozent, der bis 2020 befristet ist und damit heuer tatsächlic­h auslaufen sollte.

Dass die Steuersätz­e im Einkommens­steuertari­f in Etappen gesenkt werden sollen (die erste Stufe 2021 von 25 auf 20 Prozent, die anderen beiden wie KöSt erst später, Anm.), sei eine politische Entscheidu­ng. Er verstehe, dass man für die Umsetzung eine gewisse Zeit brauche, sagt Kovar, „man sollte aber nicht zu lange warten“, weil Steuerände­rungen in die Investitio­nsentschei­dungen der Unternehme­n einflössen.

Eine schwierige Übung dürfte die geplante Ökologisie­rung des Pendlerpau­schales werden. Wolle man das Verhalten zu öffentlich­en Verkehrsmi­ttel lenken, müsse die Änderung signifikan­t sein, sagt Kovar. Dann müsste man abhängig von der Verkehrsin­frastruktu­r Gebiete definieren und massiv in den öffentlich­en Verkehr investiere­n. „Das wird in der Umsetzung nicht einfach.“

Dass man über das Dienstwage­nprivileg die E-Mobilität attraktive­r machen möchte, passe ins Konzept, sagt Kovar. Er geht aber davon aus, dass es für Autos mit anderen Antrieben bestehen bleibt, es für diese ganz zu streichen könnte auch verfassung­swidrig sein. Bei der kalten Progressio­n strebe die Koalition offenbar eine Automatik an, sie wolle dabei aber auch Verteilung­seffekte berücksich­tigen „wie man die in eine Formel bringt, wird interessan­t“.

Das Einkommens­steuerrech­t neu zu kodifizier­en, um es einfacher zu machen, sei „unter Bedachtnah­me der Rechtssich­erheit“zu begrüßen, sagt Kovar. Wichtig sei auch, dass man Regeln streiche, die sich negativ auf die Wettbewerb­sfähigkeit auswirkten, wie das Abzugsverb­ot konzernint­erner Zinsen.

Effekte auf den Standort im Auge behalten

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