Österreicher sinnen auf Revanche
Manuel Feller sieht auch im Misserfolg Positives für den Skisport. Dennoch wollen die ÖSV-Techniker am Mittwoch in Madonna endlich den ersten Podestplatz seit Marcel Hirscher einfahren.
Ein Belgier war schneller als der beste Österreicher. Nein, es geht nicht um den Sonntag-Slalom von Zagreb, sondern um den WM-Teambewerb von 2017. Der Aufschrei war laut, die Reaktion darauf von Marcel Hirscher nach seiner – letztlich bedeutungslosen – Niederlage im Duell mit Dries Van den Broecke war noch lauter. Als „peinlich enttäuscht“bezeichnete der Ski-Superstar vereinzelte Schelten in Onlinemedien. Nun ist Hirscher weg und die Kritik nach schwachen Ergebnissen wie in Zagreb, wo Marco Schwarz als bester Österreicher Elfter wurde, fällt schaumgebremst aus. Dennoch wollen die ÖSV-Herren am Mittwoch (17.45/20.45 Uhr) beim Nachtslalom in Madonna di Campiglio die Scharte sofort auswetzen.
Natürlich nagt es am Stolz der rot-weiß-roten Skifans genauso wie an jenem der Athleten selbst, wenn ihnen „no names“wie zuletzt der Südtiroler Alex Vinatzer (Dritter) oder eben der Belgier Armand Marchant (Vierter) den Rang ablaufen. „Den habe ich vorher nicht gekannt“, gestand Manuel Feller zu Marchant. Der 22-Jährige kehrte in diesem Winter nach mehr als zweieinhalb Jahren Verletzungspause in den Weltcup zurück, er musste davor gleich mehrere Operationen an seinem linken Bein überstehen.
Konnte Hirscher einst zu Recht entgegnen, dass er bei seiner Niederlage im Parallelbewerb die viertschnellste Zeit und anschließend die zweitbeste Zeit fuhr und damit in einem normalen Weltcupbewerb auf das Podest gefahren wäre, so mussten Michael Matt und Co. das schwache Abschneiden diesmal mit individuellen Fehlern erklären. Matt schied als Halbzeit-Zweiter auf dem Weg zum möglichen Sieg aus, Feller fiel nach überstandenen Bandscheibenproblemen vom sechsten auf den zwölften Platz zurück und Schwarz hatte sich beim Material vergriffen.
Einzelne gute Laufzeiten oder Lichtblicke wie der 22-jährige Tiroler Fabio Gstrein, der als 17. erstmals Weltcuppunkte eroberte, waren daher nur ein schwacher Trost. Obwohl es in bisher drei Slaloms drei verschiedene Sieger (Henrik Kristoffersen, Alexis Pinturault, Clément Noël) gab und acht verschiedene Athleten auf das Podest fuhren, spielten die Österreicher bisher auf den vordersten Positionen keine Rolle. „Für den Skisport gibt es nichts Besseres“, sieht Feller auch im Misserfolg Positives für den Skisport. „Je mehr Nationen gut fahren, desto mehr Fans und Zuschauer haben wir auch und umso interessanter ist der Sport. Ich glaube, im Slalom ist es momentan wirklich so, dass Startnummer eins bis 30 aufs Podium fahren kann.“
12, 7, 19, 5, 6, 11 – das sind die bisher besten ÖSV-Platzierungen in den technischen Disziplinen seit Hirschers Rücktritt. Nur Roland Leitinger schaffte es im Parallel-Riesentorlauf von Alta Badia auf das Podest. In Madonna soll der Bann nun gebrochen werden. „Wir können definitiv mehr. Jetzt warten wir mal auf Madonna, dann pfeift es wieder“, sagt Feller. Chancen bieten sich in den kommenden fünf Wochen genügend. Nach Madonna folgt Adelboden, dann Wengen, Kitzbühel, Schladming, Garmisch und Chamonix.