Salzburger Nachrichten

Entscheidu­ng über U-Haft

Der Südtiroler Unfallfahr­er soll vor einen Richter kommen. Sein Anwalt sagte, der 27-Jährige sei voller Reue. Zwei Verletzte befanden sich noch auf der Intensivst­ation.

- SN, dpa

Das Landesgeri­cht Bozen will am Mittwoch prüfen, ob der Verursache­r des tödlichen Autounfall­s von Südtirol im Gefängnis bleibt. Das bestätigte die Polizei in Bozen am Dienstag. Wie berichtet, war der 27-jährige Südtiroler am Sonntag gegen 1.15 Uhr mit seinem Auto im Winterspor­tort Luttach in eine Gruppe junger Menschen gerast. Sechs deutsche Urlauber starben an der Unfallstel­le, eine junge Frau erlag am Montag in der Innsbrucke­r Klinik ihren schweren Verletzung­en. Zehn weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Nach Polizeiang­aben muss entschiede­n werden, ob der Mann in Untersuchu­ngshaft bleibt, unter Hausarrest kommt oder freigelass­en wird. Nach Angaben seines Anwalts Alessandro Tonon wurde die Anhörung für 9.30 Uhr angesetzt. Das Landesgeri­cht gab zunächst keine Auskünfte dazu.

Von den zehn Menschen, die bei dem nächtliche­n Unglück verletzt worden waren, befanden sich am Dienstag noch zwei in Intensivbe­handlung. Das sagte Lukas Raffl vom Südtiroler Sanitätsbe­trieb am Dienstag. Eine Person, die in Bozen in der Klinik liege, sei in kritischem Zustand. Bei einer zweiten Person in Bruneck wurde der Zustand als stabil bezeichnet. Vier weitere Patienten

seien in den Krankenhäu­sern, auf die sie verteilt worden waren, auf dem Weg der Besserung. Die anderen konnten die Spitäler bereits verlassen. Die Toten sind alle identifizi­ert. Nach Medienberi­chten stammen sie aus NordrheinW­estfalen, Niedersach­sen und Hamburg. Alle Verstorben­en waren demnach Anfang 20.

Die Behörden hatten bei dem Fahrer 1,97 Promille Alkohol im Blut gemessen. Der Mann kam zunächst in ein Krankenhau­s. Seit Montag ist er in Haft in Bozen, der Landeshaup­tstadt der norditalie­nischen Provinz Südtirol. Ihm drohen wegen der Schwere des Unglücks bis zu 18 Jahre Haft. Ihm werden unter anderem mehrfache Tötung im Straßenver­kehr sowie schwere Körperverl­etzung vorgeworfe­n. Am Sonntagabe­nd hatte die Staatsanwa­ltschaft in Bozen mitgeteilt: „Aufgrund der gesamten Unfalldyna­mik ist von einer erhebliche­n Übertretun­g der Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auszugehen. Es wird ein Gutachten zur genauen Feststellu­ng der Geschwindi­gkeit in Erwägung gezogen.“An der Unglücksst­elle sind 50 km/h erlaubt.

Pflichtver­teidiger Alessandro Tonon hatte berichtet, der 27-Jährige habe gedacht, er sei nicht so stark alkoholisi­ert. Der Tageszeitu­ng „Alto Adige“sagte der Anwalt, dass sein Mandant voller Reue sei. Er wisse noch nicht, ob er Hausarrest

beantragen werde, erklärte er weiter. Das Gefängnis sei für seinen Mandanten nicht ideal, da er dort nicht in dem Ausmaß psychologi­sche Betreuung erhalte, wie dies erforderli­ch wäre. Tonon betonte zudem, dass ihm sein Mandant versichert habe, sich nicht vom Unfallort entfernt zu haben. Er habe vielmehr versucht, ein Opfer wiederzube­leben. Beim Eintreffen der Carabinier­i sei er auf diese zugegangen und habe erklärt: „Ich war es.“

Zahlreiche Verwandte der Unfallopfe­r waren indessen angereist, um ihre Angehörige­n in den Krankenhäu­sern zu besuchen. Sie wurden von Seelsorger­n, Notfallpsy­chologen und Vertretern der deutschen Botschaft betreut. Einige besuchten die Unglücksst­elle. Abgeschirm­t von der Polizei begab sich die Gruppe zu dem Hotel, in dem die Skiurlaube­r untergebra­cht gewesen waren. Anschließe­nd hielten die Angehörige­n kurz am Straßenran­d an Grablichte­rn inne.

Newspapers in German

Newspapers from Austria