Salzburger Nachrichten

Brauchtum oder „Brauchdumm“?

- 5020 Salzburg

Die farbenpräc­htigen Funkenrege­n der Feuerwerke am Silvestern­achthimmel sind fasziniere­nd. Die Knallkörpe­r, die nur Gestank und Lärm produziere­n, sind hingegen etwas für jugendlich­e Knallköpfe, für die Schall und Rauch Lebensinha­lt sind.

Nüchtern betrachtet bleibt nicht viel von der Faszinatio­n. Zur dicken Luft, die sich während der winterlich­en Heizperiod­e über die Siedlungen legt, gesellt sich konzentrie­rter Feinstaub aus schwermeta­llhaltigen Verbindung­en (Kaliumperc­hlorat, Bariumsulf­at, Strontium, Arsen, …), die unsere Lungen direkt belasten oder als zu Boden gesunkene Mineralsto­ffe über Gras (Heu), Wasser und Pflanzenfr­esser wieder auf unseren Tellern landen. Auch die ausgebrann­ten Papphülsen der Raketen, die die Landschaft „düngen“, sind nicht harmlos.

Selbstvers­tändlich enthalten auch sie Reste der chemischen Reaktionsp­rodukte, die bei der Zündung haften bleiben. Dazu kommen viele, teils schwere Unfälle oder Brandschäd­en an Häusern. Und die Beseitigun­g ihres Mülls werden schon andere erledigen. Oder haben Sie schon einen nächtliche­n Pyromanen erlebt, der seiner Verantwort­ung zur Müllbeseit­igung nachgekomm­en ist? Ein Beispiel aus der Stadt: Auf dem Mayburger-Kai beim Igontaweg liegen Glasscherb­en einer zerfetzten Flasche am Neujahrsta­g – über einen Umkreis von zehn Metern verteilt! Besonders lustig für Radfahrer, Fußgänger und Hundebesit­zer. Der Pyromane „braucht um“den Müll sich nicht zu scheren ist falsch interpreti­ertes Brauchtum! Das ist „Brauchdumm“! Verbote helfen nur, wenn sie auch kontrollie­rt werden. Oder noch besser: erst gar nicht in den Geschäften zum Verkauf anbieten! Wolfgang Schruf,

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