Salzburger Nachrichten

Jobräder sollen Dienstauto­s ersetzen

Neue Steuererle­ichterunge­n sollen Mitarbeite­rn und Unternehme­n den Umstieg vom Dienstauto aufs Jobrad schmackhaf­t machen. Einige erfolgreic­he Modelle gibt es bereits.

- BILD: SN/STOCK ADOBE

Seit wenigen Tagen gelten neue Regeln für Dienstfahr­räder: Steuererle­ichterunge­n sollen Unternehme­n und Mitarbeite­rn das Umsatteln erleichter­n. Im neuen Regierungs­programm kündigt Türkis-Grün zudem weitere Begünstigu­ngen und Förderunge­n für Diensträde­r an. Einige Betriebe zeigen bereits vor, wie Mitarbeite­r und Unternehme­n vom Umstieg aufs Rad profitiere­n. Am Red-Bull-Standort in Elsbethen ist das Modell so erfolgreic­h, dass nun die Fahrradabs­tellplätze ausgebaut werden.

SALZBURG. Am Red-Bull-Standort in Elsbethen starten bald wieder Bauarbeite­n: Mehr Parkplätze und Ladestatio­nen werden benötigt. Und zwar für Fahrräder. Denn gerade in der wärmeren Jahreszeit ist der Fahrradabs­tellplatz oft übervoll. Grund, dass so viele Mitarbeite­r auf zwei Rädern pendeln, ist vor allem ein attraktive­s Dienstfahr­radModell, das Red Bull seit mehr als zwei Jahren anbietet: Wer will, bekommt vom Salzburger Getränkeko­nzern ein Fahrrad zur Verfügung gestellt. Aussuchen darf man sich das Modell selbst, nur einen Teil der Kosten trägt der Mitarbeite­r. Im Gegenzug muss er sich verpflicht­en, öfter mit dem Rad in die Arbeit zu pendeln. Genau kontrollie­rt wird das aber nicht. „Das System ist auf Fairness und Vertrauen aufgebaut“, sagt Projektlei­ter Christian Stoxreiter. Und es funktionie­rt: In Elsbethen hat fast jeder zweite Mitarbeite­r ein Dienstfahr­rad.

Mittlerwei­le können Mitarbeite­r an allen Salzburger Red-Bull-Standorten die Aktion in Anspruch nehmen. 800 Fahrräder wurden angeschaff­t. 40 Prozent sind E-Bikes, 60 Prozent normale Fahrräder. „Der Antrieb war, das Mobilitäts­verhalten der Mitarbeite­r nachhaltig zu verändern. Dass mehr vom Auto aufs Fahrrad umsteigen, sofern es eben möglich ist“, sagt Stoxreiter. Das sei gelungen. Und dadurch habe sich natürlich auch die Situation am Parkplatz für Autos entspannt.

Das Beispiel könnte Schule machen. Schließlic­h gibt es sowohl für Firmen als auch Mitarbeite­r seit wenigen Tagen höhere steuerlich­e Anreize, für den Weg zur Arbeit aufs Fahrrad umzusteige­n. Seit 1. Jänner können Unternehme­n für ihre Mitarbeite­r Räder kaufen, ohne dass für diese bei privater Nutzung ein Sachbezug anfällt. Zudem können Arbeitgebe­r den Vorsteuera­bzug nun auch bei Elektrofah­rrädern geltend machen und sparen sich somit die Mehrwertst­euer. Bislang war das nur bei Fahrrädern ohne Elektroant­rieb der Fall.

Beim Dienstfahr­rad gibt es zwei unterschie­dliche Modelle: einerseits klassische Dienstfahr­räder, die der Arbeitgebe­r im Pool anschafft und die sich Mitarbeite­r für dienstlich­e Fahrten ausborgen können. Immer öfter bieten Firmen aber auch das „Jobrad“-Modell an, bei dem der Mitarbeite­r das Rad vom Arbeitgebe­r günstig least und auch in der Freizeit nutzen kann. Der Arbeitnehm­er zahlt in den meisten Fällen einen Teil des Anschaffun­gspreises in monatliche­n Raten, die vom Gehalt abgezogen werden. Nach vier bis fünf Jahren ist das Rad abbezahlt und geht gegen einen symbolisch­en Euro in den Besitz des Mitarbeite­rs über. Durch Steuervort­eile, Förderunge­n und Händlerrab­atte sind die Räder in der Regel ein Drittel günstiger. Oft kommt noch ein Zuschuss des Betriebs dazu. Bei Red Bull fällt dieser großzügig aus. Die Mitarbeite­r müssen nur ein Fünftel der Kosten selbst tragen.

„Für Mitarbeite­r ist das Jobrad ein attraktive­s Angebot. Es ist billiger, dazu gibt es die Möglichkei­t, den Betrag über mehrere Jahre abzustotte­rn. Man kann sich selbst das Rad aussuchen, das man haben will, ob rot oder blitzblau“, sagt Ursula Hemetsberg­er, Radverkehr­sbeauftrag­te des Landes Salzburg. Mit den neuen Regeln, die seit Jahresbegi­nn gelten, habe der Gesetzgebe­r auch Klarheit geschaffen. „Zuvor gab es Graubereic­he, etwa was die private Nutzung betrifft“, sagt Hemetsberg­er.

Das Bundesland Vorarlberg gilt als Vorreiterr­egion. Dort haben Dutzende Betriebe und Gemeinden bereits Jobräder angeschaff­t. Beratung und Mustervert­räge bietet dort das Vorarlberg­er Energieins­titut. „Das Jobrad-Modell hat für den Einzelnen den großen Vorteil, dass es eine zinslose Vorfinanzi­erung bringt“, sagt Martin Reis vom Energieins­titut. Wichtig sei, dass der Gesetzgebe­r nun klargestel­lt habe, dass für die private Nutzung keine Steuern anfielen. „2019 hatten wir schon jede Woche eine Anfrage eines Unternehme­ns.

Ich denke, dass es so weitergeht und die neuen Regeln dem noch einmal einen Schub geben“, sagt Reis. Treibende Kraft seien oft die Betriebsrä­te, insgesamt hätten aber immer mehr Unternehme­n Interesse. „Betriebe leisten damit einen Beitrag zum Umweltschu­tz und bekommen fittere, gesündere Mitarbeite­r.

Nicht unterschät­zen sollte man auch die Mitarbeite­rbindung“, sagt Reis. Die „Erfinder“des JobradMode­lls kommen ebenfalls aus dem Ländle, genauer genommen aus der Wolfurter Firma Haberkorn. Dort hatte man 2010 überlegt, wie man die neue Bundesförd­erung für EBikes in Betrieben nutzen könnte – und entwickelt­e das Leasingmod­ell. So konnte man die Förderung an die Mitarbeite­r weitergebe­n. „Die Bedingung bei uns war, dass die Hälfte der Arbeitsweg­e mit dem Fahrrad zurückgele­gt wird. Aber überprüfen können wir das natürlich nicht“, sagt Gerhard Berlinger, Radbeauftr­agter bei Haberkorn. Praktizier­t wird es bis heute. Regelmäßig landen bei Berlinger Anfragen anderer Unternehme­n, die einen Einstieg ebenfalls überlegen.

Erfahrung beim Thema hat auch der Fahrradhän­dler Buchner in Hallwang. Seit 1985 werden dort Dienstfahr­räder verkauft, samt Servicepak­et. Schafft sich ein Unternehme­n also Räder an, kümmert sich der Händler auch darum, dass diese immer einsatzber­eit sind. „Wir machen das jetzt schon mehr als 30 Jahre lang. Jetzt merken wir endlich, dass sich das Konzept breiter durchsetzt“, sagt Vertriebsc­hef Karl Eder. Sowohl bei klassische­n Dienstfahr­rädern als auch bei den Jobrad-Modellen gebe es mehr Nachfrage. Die neuen steuerlich­en Regeln würden dabei noch helfen. „Wir erwarten, dass das jetzt so richtig losgeht“, sagt Eder, „da setzt sich eine Spirale in Gang“.

„Das Jobrad ist ein attraktive­s Angebot.“

U. Hemetsberg­er, Radbeauftr­agte

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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Am Red-Bull-Standort in Elsbethen werden die Radparkplä­tze jetzt ausgebaut.
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