Salzburger Nachrichten

Rochade im blauen Führungste­am

Man werde die Koalition aus ÖVP und Grünen „bekämpfen“, sagt FPÖ-Klubchef Herbert Kickl. Vorerst ist die FPÖ aber mit sich selbst beschäftig­t: Ihre beiden Generalsek­retäre traten am Mittwoch ab.

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Man werde die Koalition aus ÖVP und Grünen „bekämpfen“, sagt FPÖ-Klubchef Herbert Kickl. Vorerst ist die FPÖ aber mit sich selbst beschäftig­t.

WIEN. Einen Knalleffek­t gab es am Mittwoch bei der FPÖ: Da wurde bekannt, dass ihre zwei Generalsek­retäre zurücktret­en werden, Harald Vilimsky und Christian Hafenecker. Es handle sich in beiden Fällen um einen freiwillig­en Rückzug, wurde zum Auftakt der Parteiklau­sur der FPÖ in Leoben betont. „Ich hätte schon seit Längerem an wen Jüngeren übergeben wollen, es war dazu aber nie die Gelegenhei­t. Im Zuge unserer Neuaufstel­lung ist der Zeitpunkt jetzt optimal“, sagte FPÖ-EUMandatar Vilimsky am Mittwoch. Auch Hafenecker betonte, dass er sich freiwillig zurückzieh­e.

Zum Nachfolger der beiden wurde der Niederöste­rreicher Michael Schnedlitz, seit Kurzem Nationalra­t und ein enger Vertrauter des niederöste­rreichisch­en FPÖ-Chefs Udo Landbauer.

Vor allem Vilimsky hat die Parteilini­e über Jahre hinweg geprägt. Das Amt des Generalsek­retärs hatte er bereits seit 2006 inne, wenige Monate nachdem Heinz-Christian Strache Parteichef geworden war. Während sich Strache im Mai 2019 im Ibiza-Video um sein Vizekanzle­ramt und den FPÖ-Vorsitz redete, blieb Vilimsky in der strategisc­h wichtigen Position und zog bei der EU-Wahl neben seinem Job als Generalsek­retär

einmal mehr ins EUParlamen­t ein, wo er Delegation­sleiter ist. Vilimsky soll nun übrigens den Wahlkampf der FPÖ in Wien leiten, wo im Herbst gewählt wird. Die Wiener FPÖ ist die Machtbasis der Blauen, ist aber zuletzt in Bedrängnis geraten, als bekannt wurde, dass Ex-Parteichef Strache mit einer eigenen Liste antreten dürfte.

Hafenecker war erst seit Mai 2018 an Vilimskys Seite. Wie er der APA sagte, will er Vizepartei­chef in Niederöste­rreich

bleiben und eine zentrale Rolle im blauen Nationalra­tsklub einnehmen.

Bei der gerade stattfinde­nden Parteiklau­sur in Leoben versucht sich die FPÖ auch inhaltlich neu aufzustell­en. Die FPÖ soll zu einer „modernen rechtskons­ervativen Partei“umgemodelt werden. Zugleich will sie sich nach dem Spesenskan­dal um Strache die strengsten Sauberkeit­sregeln auferlegen und bei der Auswahl ihrer Mitglieder – Stichwort „Einzelfall“– genauer hinschauen. Die Strategie ist klar: Wer (vor allem in der ÖVP) mit Türkis-Grün nicht zufrieden ist und eine rechte Alternativ­e sucht, der soll sie in der FPÖ finden.

Dass sich die neue Regierung auf massiven blauen Gegenwind einstellen muss, machte FPÖ-Klubchef Herbert Kickl Mittwochvo­rmittag klar – und damit noch vor dem Bekanntwer­den der personelle­n Änderungen in der FPÖ: Es werde „keine Schonfrist“für Türkis-Grün geben, sagte er. Einen Vorgeschma­ck darauf, wie die FPÖ ihre neue/alte Rolle in der Opposition anlegen wird, gab es ja bereits, als die gebürtige Bosnierin Alma Zadić von den Grünen als neue Justizmini­sterin feststand und sofort von den Blauen angefeinde­t wurde.

Kickl unterstric­h, dass man „harte und kantige Opposition­spolitik“machen werde. Türkis-Grün sei für ihn ein „fauler Kompromiss“, bei dem „alle Kardinäle und Bischöfe schwarz und nur die Ministrant­en grün“seien, sagte der Ex-Innenminis­ter in alter Kickl-Manier. Ökologisie­rung sei nur ein anderes Wort für abkassiere­n, der Kampf gegen „sogenannte Hasskrimin­alität“sei „Metternich in Schwarz-Grün“. Die einzigen positiven Punkte bei der Asyl- und Sicherheit­spolitik seien „lauter Plagiate“, die die Handschrif­t der FPÖ tragen würden – wie auch die geplante Steuerentl­astung.

„Wollte längst an Jüngeren übergeben.“

Harald Vilimsky, FPÖ

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