Die blauen Aufräumarbeiten sind noch lange nicht beendet
Bei den Blauen weiß offenbar der eine nicht, was der andere tut: Am Vormittag schoss FPÖKlubchef Herbert Kickl noch aus vollen Rohren gegen die neue türkis-grüne Regierung. „Gemeingefährlich“sei sie, sagte er, ein „fauler Kompromiss“und ein „Anschlag auf die Arbeitnehmer“. Es war wie in alten Zeiten.
Am Nachmittag war Kickls Auftritt schon wieder aus den Schlagzeilen. Schuld war die FPÖ selbst, die bekannt gab, dass beide Bundesgeschäftsführer auf einen Satz zurücktreten – und damit wilden Gerüchten Tür und Tor öffnete. Etwa dem, dass auch Parteichef Norbert Hofer den Hut draufhauen und Herbert Kickl, dem eigentlichen Parteichef, das Feld überlassen könnte. Das hätte eine gewisse Logik. Schließlich führt seit Wochen Scharfmacher Kickl das große Wort. Um den nach außen stets sanft auftretenden Hofer ist es umso ruhiger geworden, je weiter die türkis-grünen Verhandlungen gediehen.
Die FPÖ trat nicht nur diesen, sondern auch anderen Gerüchten entgegen: Sowohl der Abgang von Harald Vilimsky als auch der von Christian Hafenecker als Generalsekretäre sei freiwillig erfolgt. Vilimsky habe schon nach der EUWahl geplant, das Amt niederzulegen, hieß es. Nun werde der EUFPÖ-Delegationsleiter (von Brüssel aus?) den Wahlkampf der maroden Wiener FPÖ managen.
All das zeigt vor allem eines: Die Aufräumarbeiten nach Ibiza und seinen Folgen sind in der FPÖ längst noch nicht abgeschlossen. Und es zeigt sich, dass sich die Ära der blauen Doppelspitze Hofer/Kickl ihrem Ende zuneigt. Das ging nur gut, solange die Chance für die FPÖ lebte, wieder Regierungspartei zu werden. Damit ist es nun vorbei. Die FPÖ ist Oppositionspartei. Und damit ist nur Platz für einen an der Spitze.