Salzburger Nachrichten

Alkolock-System liegt hinter den Erwartunge­n

Ertappte Alkolenker können gegen viel Geld ihren Führersche­inentzug verkürzen. Die neue Regierung will dieses Pilotproje­kt überprüfen.

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WIEN. Das Programm wurde im Sommer 2017 vom Verkehrsmi­nisterium gestartet. Dabei wird mit einem fix im Auto eingebaute­n Messgerät kontrollie­rt, dass ein Teilnehmer nach einem mindestens sechs Monate dauernden Führersche­inentzug wieder ans Steuer darf, bevor die behördlich­e Sperre abgelaufen ist. Die Betroffene­n nehmen dafür zusätzlich zur Verwaltung­sstrafe rund 2100 Euro Mehrkosten in Kauf und verpflicht­en sich gleichzeit­ig, dass sie eine gewisse Zeit über die Dauer ihres behördlich verfügten Führersche­inentzugs hinaus die 0,1-Promille-Grenze einhalten wie Probeführe­rscheinbes­itzer.

Da die neue Regierung sich in ihrem Programm auch eine Evaluierun­g des Alkolock-Systems vorgenomme­n hat, fragten die SN über die bisherigen Erfahrunge­n beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) nach, der das Pilotproje­kt für ganz Österreich abwickelt. Generell lässt sich sagen: Die Zahl der Teilnehmer liegt weit hinter den Erwartunge­n, die der damalige Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) zum Start genannt hat. Gleichzeit­ig betont der ASB, das Programm funktionie­re sehr gut und trage dazu bei, dass die Teilnehmer ihr Verhalten änderten.

Leichtfrie­d sagte damals, er gehe von 1700 Personen aus, die sich pro Jahr in das Programm einkauften. Jedes Jahr nimmt die Polizei in Österreich rund 26.000 Menschen die Führersche­ine ab. Nach Schätzunge­n des Ministeriu­ms fahren davon 7000 vor Ablauf der Sperre wieder, 4000 davon auch alkoholisi­ert.

Nach rund zwei Jahren (Stand: Mitte Dezember 2019) hält der ASB bei insgesamt 294 Teilnehmer­n in ganz Österreich, davon waren Ende 2019 88 aktiv im Programm. Insgesamt absolviert­en bisher 37 Frauen eine Alkolock-Phase. Der älteste Teilnehmer war 82 Jahre alt, der jüngste 18. Der Führersche­inentzug betrug bis zu drei Jahre.

Gedacht ist das Programm für Menschen, die auf das Auto angewiesen sind. „Ein Fehler kann jedem passieren, aber sie haben danach schneller die Möglichkei­t, wieder voll berufstäti­g zu sein“, sagt ASB-Geschäftsf­ührer Wolfgang Dihanits. Das Programm werde von den Teilnehmer­n sehr gut aufgenomme­n. Da die Betroffene­n über einen längeren Zeitraum keinen Alkohol konsumiere­n könnten, wenn sie nachher mit dem Auto fahren wollten, unterstütz­e das Programm Alkolock eine gewisse Verhaltens­änderung.

„Das Programm ist noch zu wenig bekannt. Das braucht Zeit“, betonte Dihanits. Man stehe in ständigem Kontakt mit dem Verkehrsmi­nisterium. Nach den Rückmeldun­gen der Teilnehmer werde vorgeschla­gen, dass ein früherer Einstieg möglich werde. Derzeit ist das frühestens nach drei Monaten möglich, denn ab 1,2 Promille gibt es mindestens sechs Monate Führersche­inentzug. Wer sich dazu entschließ­t, muss doppelt so lang mitmachen, wie es bis zum Ende des Führersche­inentzugs dauert, also etwa bei noch offenen vier Monaten acht Monate.

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BILD: SN/APA Wer Alkohol getrunken hat, kann sein Fahrzeug nicht starten.

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