Sardellenköpfe: Endlich ein Brain Food, das garantiert wirkt
Warum wir genauer darüber nachdenken sollten, was wir essen – und vor allem darüber, wie viel wir bereit sind, dafür zu bezahlen.
An Hollywood erkennt man, was kulinarisch auf uns zukommt. Da war dieses Jahr die Verleihung der Golden Globes der erste Indikator. Und der lässt Feinspitze nichts Gutes vermuten. Denn erstmals wurde den Schönen und Reichen der Traumfabrik bei diesem Event kein Schlaraffenland geboten, sondern „nur“ein veganes Menü. Konkret gab es viel Gemüse, Obst und – traurig, aber wahr – Risotto ohne Parmesan. Das musste dem Moderator der Gala, Ricky Gervais, sauer aufstoßen. Dieser führte dann auch wie erwartet provokant durch den Abend. So bezeichnete er etwa angesichts des blutleeren Menüs das Organisationskomitee der Golden Globes als „Vegetables“, also als Gemüse. Außer dem Seitenhieb auf das vegane Menü war diese Bezeichnung natürlich eine veritable Beleidigung der Hollywood-Schickeria. Wer in England als „Gemüse“bezeichnet wird, dem unterstellt man – sagen wir einmal – eine eingeschränkte Denkleistung.
Das führt uns zu einem zweiten Trend des Jahres. Dieser klingt nach einem Aprilscherz. Aber er ist bitterer kulinarischer Ernst: Nachdem der „nose to tail“-Trend, bei dem es galt, Tiere von vorn bis hinten aufzuessen, salonfähig gemacht wurde, soll jetzt der „root to stem“-Trend marktreif gemacht werden. Was das sein soll? Ganz einfach: Wurzeln, Schalen, Stängel – also Gemüseteile, die bislang eher gering geschätzt wurden und im Biomüll landeten – sollen in Zukunft zahlungskräftige Gourmets beglücken. Das klingt irgendwie verrückt und natürlich ist es das auch. Jeder, der eine gewissenhafte Oma oder Mama hat, weiß, dass man Karotten- und Zwiebelschalen in der Suppe mitkochen soll. Das führt nicht nur zu einer appetitlichen Farbe – es verfeinert auch den Geschmack. Die Suppe wurde dann aber abgeseiht. Wer will schon wie ein Karnickel an Stängeln oder Schalen knabbern und noch dazu viel Geld dafür bezahlen? Dazu fällt der
Teufelsküche ein Witz des Wiener Oberrabbiners Chaim Eisenberg ein. Der geht so: In einem Zugabteil sitzt ein Jude neben einem Christen. Der Christ fragt den Juden: „Juden sind für ihre Klugheit bekannt. Wie wird man eigentlich so klug?“Der Jude trennt gerade für seinen Reisesnack Sardellenköpfe von den Schwänzen. Er antwortet eher beiläufig: „Wir essen Sardellenköpfe. Das macht uns so klug.“Der Christ: „Was kostet ein Sardellenkopf?“Der Jude: „Fünf Euro.“Der Christ kauft ihm drei Köpfe ab und stopft sie sich gleich in den Mund. Beim Kauen bemerkt er aber, dass diese Köpfe weder schmackhaft sind noch dass man sie gut schlucken kann. Da sagt er zu seinem jüdischen Mitreisenden: „Ist es nicht seltsam, dass der Kopf einer Sardelle mehr kostet als die Sardelle mit Kopf?“Der Jude antwortet zufrieden: „Sehen Sie? Die Köpfe wirken schon.“