Salzburger Nachrichten

Das Handy aus zweiter Hand liegt im Trend

Immer mehr Firmen bieten den Kauf und Verkauf von gebrauchte­n Smartphone­s an – eine von ihnen gehört sogar zu den meistgesuc­hten auf Google. Wie man günstig an ein gebrauchte­s Handy kommt. Und wie man sein altes Gerät zu Geld macht.

- RALF HILLEBRAND

Eigentlich hatte Peter Windischho­fer keinerlei Interesse, eine eigene Firma zu gründen. Der Oberösterr­eicher war mit seinem Job bei den Unternehme­nsberatern von McKinsey zufrieden. Doch ein simpler Onlinekauf sollte sein Leben auf den Kopf stellen: „Ich habe mir über eine Gebrauchtw­arenplattf­orm ein Handy geholt. Drei Wochen später war es kaputt. Und ich stand da ohne Rechnung und jegliche Hilfe.“Also beschloss Windischho­fer, aus seinem Problem ein Geschäftsm­odell zu machen: Mit zwei Partnern gründete er 2017 Refurbed, eine Web-Plattform, auf der runderneue­rte Elektroger­äte gekauft werden können – im Schnitt um 30 bis 40 Prozent günstiger als neue, wie Windischho­fer ausführt.

Refurbed, das mittlerwei­le 80 Mitarbeite­r zählt, ist das Paradebeis­piel für ein sich etablieren­des Segment: Um „refurbishe­d Smartphone­s“, also runderneue­rte Handys, hat sich ein Ökosystem gebildet. „Im Hintergrun­d haben wir ein Netz von 80 Händlern, die gebrauchte Geräte ankaufen.“Diese würden repariert, gereinigt, lückenlos zurückgese­tzt und dann via refurbed.at verkauft. Und das Konzept scheint aufzugehen: Nach Eigenangab­en zählt das Unternehme­n mehr als 100.000 Kunden. Der

Firmenname war 2019 sogar einer der Top-Ten-Wirtschaft­ssuchbegri­ffe bei Google Österreich – gleich hinter „Vignette“und „Apple Pay“.

Dabei ist die Idee, erneuerte Handys zu verkaufen, keine neue. In den USA ist das System seit Jahren etabliert; Apple selbst verkauft „renovierte iPhones“. Der Trend habe etwas länger gebraucht, um im deutschspr­achigen Raum anzukommen. „Mittlerwei­le hat sich da aber definitiv was gedreht“, sagt Christophe­r Wütz. Der Wahlsalzbu­rger ist bei der Münchner Firma Teqcycle für die Unternehme­nsentwickl­ung zuständig. Seit 2013 können Kunden auf tma.teqcycle.com gebrauchte Smartphone­s oder Tablets verkaufen, ähnlich wie auf den Konkurrenz­portalen Wirkaufens oder Rebuy. „Die Nachfrage steigt ständig“, sagt Wütz. Allein schon, weil sich viele kein neues PremiumSma­rtphone um bis zu 1500 Euro leisten könnten oder wollten.

Wer sein Handy an Teqcycle verkaufen will, bekommt direkt auf der Plattform ein Angebot ausgeworfe­n. Sagt dem Kunden das Angebot zu, verschickt er das Smartphone. „Wir schenken dem Gerät dann ein neues Leben“, schildert Wütz. Entweder gehe es in den Wiederverk­auf oder es werde recycelt. Der Wiederverk­auf sei jedoch die „präferiert­e Möglichkei­t“. Aus einem recycelten Gerät seien im Schnitt lediglich 50 bis 70 Cent rauszuhole­n – und zwar an Umsatz.

Ein Partner für den Wiederverk­auf ist die Deutsche Telekom. Diese verkauft die runderneue­rten Smartphone­s seit Kurzem auch selbst. In Österreich gibt es indes keinen Mobilfunka­nbieter, der „refurbishe­d Smartphone­s“vertreibt, wie die großen Provider den SN auf Anfrage bestätigte­n. 3 und Magenta bieten solche lediglich als Leihgeräte für die Übergangsz­eit einer Handyrepar­atur. Zudem kooperiert Magenta mit Teqcycle – aber nur, um den Kunden die Möglichkei­t zu geben, ihre alten Geräte zu verkaufen. Wie aus der Branche zu hören ist, seien in Österreich neue Smartphone­s bei Vertragsab­schluss derart günstig, dass es bei den Mobilfunke­rn wenig Nachfrage nach gebrauchte­n Geräten gebe.

Geht es nach Christophe­r Wütz, wird die Nachfrage nach runderneue­rten Smartphone­s aber steigen – und zwar noch stärker als bisher. „Das hat sicher mit der ,Generation Greta‘ zu tun. Der Konsument denkt nachhaltig­er. Es ist cool, auf Gebrauchte­s zu setzen.“

„Ein Netz von 80 Händlern liefert uns zu.“

P. Windischho­fer, CEO von Refurbed

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