Von Memes, Mathematik und Ministerien
Buchkultur, Radiohörspiele, „Save the Vinyl“, jedes Medium hat sein eigenes Kulturphänomen. Und das Internet? Klar, es ist das Meme. Kleine Sprüche, Bilder oder Kurzvideos mit humoristischen oder satirischen Aussagen. Memes zu verstehen bedarf eines spezifischen kulturellen Hintergrunds. Den habe ich meist nicht.
Lachen kann ich aber über folgendes, das immer zu den Feiertagen gepostet wird: „Der Herr sprach: ,Kehret heim in Eure Dörfer und löst die Computerprobleme Eurer Verwandten.‘“Vor allem, weil ich das nicht mehr muss. Der Nachwuchs hat die Aufgabe mit Freude übernommen. Ich darf dafür – nein, nicht die Beine hochlegen, sondern bei der Mathe-Vorbereitung helfen.
Doch schon bei –2 (a2b2)3 wird mir schummrig vor den Augen, wie einst bei schlecht eingestellten Röhrenmonitoren. Die gibt es zum Glück nicht mehr. Dafür aber eine App mit Namen Photomath. Das Zauberding nimmt ein Bild der ungelösten Aufgabe auf, analysiert das Geschriebene und löst so Probleme der Arithmetik, Algebra und Trigonometrie. Und das Beste: Die App erklärt auch noch jeden Rechenschritt.
Sagen Sie es aber bitte nicht weiter. Im neuen Regierungsprogramm ist im Bereich Schulwesen schon wieder von einer massiven Digitalisierung der Klassenzimmer die Rede. Nicht, dass das Ministerium auf die Idee kommt, Lehrer durch Apps zu ersetzen. Außerdem versagt die App bei handgeschriebenen Aufgaben ohnehin. Dagegen würde nur ein mittlerweile abgeschafftes Fach helfen: Schönschreiben. Die Aktion wäre also ein Nullsummenspiel und damit genauso sinnlos wie das Schild, das vor sich selbst warnt. Es ist als Meme online zu finden: Achtung! Dieses Schild hat scharfe Kanten! Verletzen Sie sich nicht!