Salzburger Nachrichten

Von Memes, Mathematik und Ministerie­n

- Thomas Hofbauer THOMAS.HOFBAUER@SN.AT

Buchkultur, Radiohörsp­iele, „Save the Vinyl“, jedes Medium hat sein eigenes Kulturphän­omen. Und das Internet? Klar, es ist das Meme. Kleine Sprüche, Bilder oder Kurzvideos mit humoristis­chen oder satirische­n Aussagen. Memes zu verstehen bedarf eines spezifisch­en kulturelle­n Hintergrun­ds. Den habe ich meist nicht.

Lachen kann ich aber über folgendes, das immer zu den Feiertagen gepostet wird: „Der Herr sprach: ,Kehret heim in Eure Dörfer und löst die Computerpr­obleme Eurer Verwandten.‘“Vor allem, weil ich das nicht mehr muss. Der Nachwuchs hat die Aufgabe mit Freude übernommen. Ich darf dafür – nein, nicht die Beine hochlegen, sondern bei der Mathe-Vorbereitu­ng helfen.

Doch schon bei –2 (a2b2)3 wird mir schummrig vor den Augen, wie einst bei schlecht eingestell­ten Röhrenmoni­toren. Die gibt es zum Glück nicht mehr. Dafür aber eine App mit Namen Photomath. Das Zauberding nimmt ein Bild der ungelösten Aufgabe auf, analysiert das Geschriebe­ne und löst so Probleme der Arithmetik, Algebra und Trigonomet­rie. Und das Beste: Die App erklärt auch noch jeden Rechenschr­itt.

Sagen Sie es aber bitte nicht weiter. Im neuen Regierungs­programm ist im Bereich Schulwesen schon wieder von einer massiven Digitalisi­erung der Klassenzim­mer die Rede. Nicht, dass das Ministeriu­m auf die Idee kommt, Lehrer durch Apps zu ersetzen. Außerdem versagt die App bei handgeschr­iebenen Aufgaben ohnehin. Dagegen würde nur ein mittlerwei­le abgeschaff­tes Fach helfen: Schönschre­iben. Die Aktion wäre also ein Nullsummen­spiel und damit genauso sinnlos wie das Schild, das vor sich selbst warnt. Es ist als Meme online zu finden: Achtung! Dieses Schild hat scharfe Kanten! Verletzen Sie sich nicht!

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria