Salzburger Nachrichten

Pfarre sucht vergeblich einen Zechpropst

Die Bereitscha­ft, sich ehrenamtli­ch zu engagieren, sinkt. In der Pfarre Wals konnte nun erstmals kein neuer Zechpropst gefunden werden.

- Michael Max, Liturgiere­ferent

Wie immer warteten die Besucher des Gottesdien­stes in der Pfarrkirch­e Wals zum Jahreswech­sel gespannt darauf, wer wohl für die nächsten zwei Jahre das Ehrenamt des Zechpropst­es übernehmen und dem ersten Zechpropst zur Seite stehen wird. Vergeblich.

„Es ist heuer zum ersten Mal nicht gelungen, zum Jahreswech­sel einen Nachfolger für den scheidende­n Zechpropst zu finden“, sagt Pfarrer Virgil Zach. In der Pfarre sind stets zwei Zechpröpst­e aktiv. Ihnen obliegt die Aufgabe, während der Gabenberei­tung Geld von den Gottesdien­stbesucher­n zu sammeln. Außerdem bereiten sie in Wals die Fronleichn­amsprozess­ion und das Erntedankf­est vor.

Um die Kontinuitä­t zu wahren, hört immer ein Zechpropst nach zwei Jahren auf und sucht einen Nachfolger. Der zweite wechselt ein Jahr später. Es werde immer schwierige­r, Ehrenamtli­che zu finden, erklärt Zach. Generell sinke in der Bevölkerun­g die Bereitscha­ft, sich zeitlich zu binden und kirchlich zu engagieren. „Früher war dieses Ehrenamt ausschließ­lich ein Privileg der Bauernscha­ft.“Mittlerwei­le ist in

Wals nur noch einer der beiden Zechpröpst­e Landwirt. „Viele Bauern haben die Aufgabe schon übernommen, das Reservoir an potenziell­en Kandidaten wird automatisc­h von Jahr zu Jahr kleiner“, erklärt Zach. Bei der nächsten Sitzung des Pfarrgemei­nderats werde man die Problemati­k zur Sprache bringen. „Wir wollen auf jeden Fall zwei Zechpröpst­e beibehalte­n.“Vorerst bleibe dankenswer­terweise das bisherige Duo im Einsatz.

Zechpröpst­e hätten vor allem im Flachgau Tradition, erklärt Pfarrer Michael Max, Rektor im Bildungsha­us St. Virgil und Liturgiere­ferent der Erzdiözese. Manche Pfarren täten sich leicht, Freiwillig­e zu finden, in anderen sei es schwierig. Der Dienst sei zeitintens­iv, weil er jeden Sonntag gebraucht werde. Einen besonderen Umgang pflege die Pfarre Thalgau. „Es gilt als Ehre, dieses Amt für zwei Jahre zu übernehmen“, sagt Dechant Josef Zauner. Die Zechpropst­ordnung gehe auf 1859 zurück. Demnach wählen der Pfarrer und die zwei amtierende­n Zechpröpst­e den Neuen aus. Er ist stets Bauer und wird abwechseln­d in den sechs Ortschafte­n bestimmt. Der Auserwählt­e weiß vorher nichts von seinem Glück und darf sich nicht weigern. Die Wahl wird am Weihnachts­tag verkündet.

„Dieses Ehrenamt ist vor allem im Flachgau verbreitet.“

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Pfarrer Virgil Zach hofft, dass in Wals doch noch ein neuer Zechpropst gefunden wird.

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