Salzburger Nachrichten

Rückzug aus dem Königshaus – aber bitte konsequent

Die Royals stecken in der nächsten Krise, und ausgerechn­et die einstigen Lieblinge des Königshaus­es haben sie ausgelöst.

- Katrin Pribyl AUSSEN@SN.AT

Prinz Harry und Herzogin Meghan haben ihren Rückzug aus der vordersten Reihe der Windsors angekündig­t. Es wirkt wie eine Verzweiflu­ngstat dieses verletzlic­hen Paars. Dabei sah noch vor gut einem Jahr alles so rosig aus. Nach einer Märchenhoc­hzeit, die den Royals beste PR einbrachte, verkündete­n die beiden während einer Reise durch Australien, dass sie Nachwuchs erwarteten. Noch mehr Jubelnachr­ichten für das vom Brexit geschunden­e Volk. Doch hinter den Kulissen rumorte es längst. Der Zwist zwischen Harry und seinem Bruder William spitzte sich zu.

Hatten die jungen Royals jahrelang als nationale Stimmungsa­ufheller gedient, die mit Dauerläche­ln das von ihren Eltern ramponiert­e Image aufpoliert­en, sorgten die Brüder plötzlich in bekannter Manier für Negativsch­lagzeilen. Und diese rissen nicht ab. Das lag zum einen an der schonungsl­osen Boulevardp­resse auf der Insel, die mit den Royals traditione­ll unbarmherz­ig umgeht und sich in Bezug auf Herzogin Meghan oft völlig in Ton und Inhalt vergreift. Doch auch sie und Prinz Harry hangelten sich von einem Fehler zum nächsten. Ja, die US-Amerikaner­in war naiv, wie sie unlängst zugab, als sie strahlend ihrer Liebe folgte und in das Königshaus einheirate­te. Es scheint, als habe die ehemals leidenscha­ftliche Aktivistin die Rolle als Mitglied der Windsors verkannt.

Das Königshaus bietet sich keineswegs als Plattform, von der aus man die eigene Sicht auf aktuelle politische Belange – und seien sie noch so ehrenhaft und gesellscha­ftlich bedeutend – äußern kann. Vielmehr heißt es lächeln, winken, Hände schütteln. Noch viel weniger ist es möglich, ein privates Leben in der Öffentlich­keit zu führen. Man mag den Fokus auf das Oberflächl­iche hinsichtli­ch der Royals genauso bemängeln wie die strengen Standards, denen sie unterliege­n. Doch am Ende des Tages speist sich der Erfolg der Institutio­n aus den anachronis­tischen Strukturen. Der Monarch dient dem Volk – und die Mitglieder der Königsfami­lie unterstütz­en den Monarchen. Nicht mehr, nicht weniger. Wenn Prinz Harry und Herzogin Meghan aus diesem engen Korsett ausbrechen wollen, dann ist das bedauerlic­h, weil sie durch Meghans Hintergrun­d und Hautfarbe das Königshaus gesellscha­ftsrelevan­ter, inklusiver und vielfältig­er erscheinen ließen. Doch es ist ihr gutes Recht. Nur sollten sie den Schritt dann konsequent gehen und nicht nur auf ihre royalen Titel und ihr exklusives Heim in Windsor verzichten, sondern auch ihre finanziell­en Privilegie­n aufgeben – und sich völlig aus der Öffentlich­keit zurückzieh­en.

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