Rückzug aus dem Königshaus – aber bitte konsequent
Die Royals stecken in der nächsten Krise, und ausgerechnet die einstigen Lieblinge des Königshauses haben sie ausgelöst.
Prinz Harry und Herzogin Meghan haben ihren Rückzug aus der vordersten Reihe der Windsors angekündigt. Es wirkt wie eine Verzweiflungstat dieses verletzlichen Paars. Dabei sah noch vor gut einem Jahr alles so rosig aus. Nach einer Märchenhochzeit, die den Royals beste PR einbrachte, verkündeten die beiden während einer Reise durch Australien, dass sie Nachwuchs erwarteten. Noch mehr Jubelnachrichten für das vom Brexit geschundene Volk. Doch hinter den Kulissen rumorte es längst. Der Zwist zwischen Harry und seinem Bruder William spitzte sich zu.
Hatten die jungen Royals jahrelang als nationale Stimmungsaufheller gedient, die mit Dauerlächeln das von ihren Eltern ramponierte Image aufpolierten, sorgten die Brüder plötzlich in bekannter Manier für Negativschlagzeilen. Und diese rissen nicht ab. Das lag zum einen an der schonungslosen Boulevardpresse auf der Insel, die mit den Royals traditionell unbarmherzig umgeht und sich in Bezug auf Herzogin Meghan oft völlig in Ton und Inhalt vergreift. Doch auch sie und Prinz Harry hangelten sich von einem Fehler zum nächsten. Ja, die US-Amerikanerin war naiv, wie sie unlängst zugab, als sie strahlend ihrer Liebe folgte und in das Königshaus einheiratete. Es scheint, als habe die ehemals leidenschaftliche Aktivistin die Rolle als Mitglied der Windsors verkannt.
Das Königshaus bietet sich keineswegs als Plattform, von der aus man die eigene Sicht auf aktuelle politische Belange – und seien sie noch so ehrenhaft und gesellschaftlich bedeutend – äußern kann. Vielmehr heißt es lächeln, winken, Hände schütteln. Noch viel weniger ist es möglich, ein privates Leben in der Öffentlichkeit zu führen. Man mag den Fokus auf das Oberflächliche hinsichtlich der Royals genauso bemängeln wie die strengen Standards, denen sie unterliegen. Doch am Ende des Tages speist sich der Erfolg der Institution aus den anachronistischen Strukturen. Der Monarch dient dem Volk – und die Mitglieder der Königsfamilie unterstützen den Monarchen. Nicht mehr, nicht weniger. Wenn Prinz Harry und Herzogin Meghan aus diesem engen Korsett ausbrechen wollen, dann ist das bedauerlich, weil sie durch Meghans Hintergrund und Hautfarbe das Königshaus gesellschaftsrelevanter, inklusiver und vielfältiger erscheinen ließen. Doch es ist ihr gutes Recht. Nur sollten sie den Schritt dann konsequent gehen und nicht nur auf ihre royalen Titel und ihr exklusives Heim in Windsor verzichten, sondern auch ihre finanziellen Privilegien aufgeben – und sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückziehen.