Salzburger Nachrichten

SPÖ verteidigt Hacklerpen­sion

Wer 45 Jahre gearbeitet habe, habe ein Recht auf die abschlagsf­reie Frühpensio­n, erklärt Parteichef­in Rendi-Wagner. Der Chef der Alterssich­erungskomm­ission sieht das anders.

- I.b.

Die SPÖ will die wenige Tage vor der Nationalra­tswahl auf ihre Initiative durchgeset­zte Hacklerreg­elung neu retten. Nach 45 Jahren harter Arbeit habe man ein Recht auf eine abschlagsf­reie Pension, sagte Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner am Tag vor der Regierungs­erklärung von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Nationalra­t. Die Menschen seien durch die unklaren Ankündigun­gen von türkiser und grüner Seite, was an der Neuregelun­g wann und wie geändert werden soll, verunsiche­rt. Sie hätten sich diese Ungewisshe­it aber „nicht verdient“, die Hacklerreg­elung müsse bleiben, wie sie seit 1. Jänner 2020 ist.

Der Chef der Alterssich­erungskomm­ission, Walter Pöltner, sieht das völlig anders. Die Kommission wird bis Ende März ein Gutachten zur langfristi­gen Finanzierb­arkeit des Pensionssy­stems erstellen, das der neuen Sozialmini­ster Rudi Anschober (Grüne) abwarten will. Die Kommission hatte die wahlkampfb­edingte Wiedereinf­ührung der abschlagsf­reien Frühpensio­n mit 62 Jahren schon kurz nach dem Parlaments­beschluss abgelehnt, Pöltner selbst von einem populistis­chen Schritt gesprochen, der „unverantwo­rtlich

und arbeitnehm­erfeindlic­h“sei. Nun empfiehlt er in der „Wiener Zeitung“, möglichst sofort eine neue Regelung zu schaffen, aber erst mit 1. Jänner 2021 in Kraft zu setzen, um den Vertrauens­schutz nicht zu verletzen.

Zurück zur SPÖ. Sie will die Regierung am Freitag im Parlament mit unverbindl­ichen Entschließ­ungsanträg­en empfangen. Darin werden vier Maßnahmen gefordert. Erstens: Den 2016 befristet eingeführt­en Spitzenste­uersatz von 55 Prozent nicht auslaufen zu lassen. Zweitens: Die Körperscha­ftssteuer nicht wie angekündig­t zu senken, sondern bei 25 Prozent zu belassen. Drittens: Für alle Kinder den Familienbo­nus in maximaler Höhe zu gewähren, unabhängig von der Steuerleis­tung der Eltern. Geplant sind von Türkis-Grün mindestens 350 Euro pro Kind als Negativste­uer und höchstens 1750 Euro pro Kind und Jahr als Steuernach­lass.

Im Entschließ­ungsantrag Nummer 4 wird die Einführung des neuen Klimaticke­ts bereits mit 1. Jänner 2021 gefordert. Für die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel eines Bundesland­es soll diese Jahreskart­e 365 Euro kosten, für zwei Bundesländ­er 730 Euro. Für 1095 Euro könnten die Öffis in ganz Österreich benutzt werden. Jörg Leichtfrie­d, einst selbst Verkehrsmi­nister, betonte, die Verhandlun­gen müssten umgehend starten, da die Angelegenh­eit hochkomple­x sei. Allein in seinem Heimatbund­esland Steiermark gebe es rund 40 Verkehrsun­ternehmen, mit denen eine Einigung zu finden sei.

Die SPÖ-Einschätzu­ng des Regierungs­programm insgesamt: Es weise zwar in einigen Punkten „ansatzweis­e in die richtige Richtung“(Rendi-Wagner). Insbesonde­re was soziale Gerechtigk­eit, die Machtkonze­ntration bei den ÖVP-Regierungs­mitglieder­n und den Umstand, dass alle bewaffnete­n Kräfte in türkiser Hand seien, betreffe, dränge sich aber der Eindruck auf, „dass etwas faul ist“(Leichtfrie­d). Deshalb werde man dem Bundesmini­sterienges­etz, das Kompetenze­n und Geld in türkise Ressorts verschiebt, nicht zustimmen.

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SPÖ-Chefin Rendi-Wagner vermisst bei Türkis-Grün soziale Gerechtigk­eit.

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