Salzburger Nachrichten

Kein Sprit: 6400 Autos blieben 2019 mit leeren Tanks stehen

Auf das Benzin vergessen, den falschen Kraftstoff getankt, sich aus dem Fahrzeug ausgesperr­t: Die Gründe für all diese „Pannen“sind vielfältig, wären aber größtentei­ls vermeidbar.

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Mitten auf der Autobahn, Schnell- oder Bundesstra­ße mit leerem Tank auszurolle­n ist vor allem eines: ärgerlich. Und auch ein bisschen peinlich. Allein im Bundesland Salzburg passierte dieses Missgeschi­ck im Vorjahr 518 Autofahrer­n. Österreich­weit resultiert­en daraus 6400 Einsätze des ÖAMTC-Pannendien­stes, was rund einem Prozent der gesamten Einsätze entspricht.

Verkehrsps­ychologin Marion Seidenberg­er versucht zu ergründen, wie es zu so einer „Panne“kommen kann. „Vor allem auf der Autobahn denken viele ans Sparen. Denn Treibstoff bei den Raststatio­nen ist viel teurer. Man denkt sich dann schnell: Das geht eh noch.“

Leichtsinn, der sich bitter rächen kann. Auch wenn es heutzutage leichter ist, vom Pannenstre­ifen via Mobiltelef­on Hilfe zu holen. In handylosen Zeiten blieb meist nur der Fußweg zur nächsten Zapfsäule – mit Kanister in der Hand. Doch gerade die moderne Technik, die alles meldet und rechtzeiti­g warnt, könne sich als Bumerang erweisen: „Man bekommt mittlerwei­le derart viele Nachrichte­n vom Auto, da kann es schon vorkommen, dass man die Tankanzeig­e übersieht“, meint Seidenberg­er. Ein weiterer Faktor: Ablenkung durch Stress. „Das passiert vor allem dann, wenn man nicht mit dem eigenen Pkw unterwegs ist. Da vergisst man gerne auf die Kontrollbl­icke.“

Für Clubmitgli­eder bleibt ein leerer Tank finanziell folgenlos. Nur der Sprit ist zu bezahlen. Wer kein Mitglied ist, berappt 85,70 Euro – den jährlichen Mitgliedsb­eitrag.

Ein halbwegs voller Tank auf der Autobahn ist ganz grundsätzl­ich ein guter Tipp. Denn selbst wenn jemand genau bis zur nächsten Tankstelle kalkuliert, die Anzeige perfekt funktionie­rt: Was, wenn sich plötzlich und unerwartet die Blechlawin­e vor einem aufstaut? Und es vielleicht auch noch Winter ist und man Benzin oder Diesel zum Beheizen des Pkw benötigt? Dass eine Raststatio­n wegen Umbau geschlosse­n haben könnte, sollte man ebenfalls einkalkuli­eren.

Apropos Benzin oder Diesel: 11.787 Mal musste der ÖAMTC im Jahr 2019 ausrücken, weil Lenker beim Tanken die Kraftstoff­e verwechsel­t hatten. In über 90 Prozent der Fälle würden Dieselfahr­zeuge irrtümlich mit Benzin befüllt, heißt es aus der Technikabt­eilung des Autofahrer­clubs. Das liege daran, dass die Einfüllstu­tzen bei Diesel größer seien. Die im Durchmesse­r kleineren Benzin-Zapfpistol­en passen also auch bei Dieselfahr­zeugen. Das Abpumpen sowie die Entsorgung des Treibstoff­gemischs kostet – je nach Menge – im Schnitt 78 Euro. Ein Hauptgrund für falsche Tankbefüll­ungen sei das familienin­terne Tauschen. Gebe es zwei oder mehrere Pkw, könne es leicht zu Verwechslu­ngen kommen. Das unterschie­dliche Handling bei Autos ist auch eine der Ursachen, warum sich im vergangene­n Jahr 50.700 Österreich­er ausgesperr­t haben.

Fast immer sei es jedoch mangelnde Aufmerksam­keit: „Es muss halt alles schnell-schnell gehen“, bekrittelt Verkehrsps­ychologin Seidenberg­er und warnt: „Bei Elektroaut­os muss Aufmerksam­keit noch weit mehr im Vordergrun­d stehen.“

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BILD: SN/DPA Leert sich der Tank, meldet sich das Auto – oftmals vergeblich.

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