Sauteuer: Aus für das Billigschnitzel?
Der Schweinepreis ist im Vorjahr um mehr als 50 Prozent gestiegen. Jetzt werden zeitverzögert Wurst, Speck und Schnitzel beim Wirt teurer.
SALZBURG. Schleuderpreise bei Diskontern und Supermärkten sind seltener geworden. „Gab es noch im Sommer ständig Aktionen mit 3,49 Euro für das Kilo Schnitzelfleisch und 2,99 Euro für den Schweinebauch, so werden heute selbst bei Billigstaktionen 6,49 oder 5,99 Euro pro Kilo verlangt“, sagt Hans Schlederer, der als Geschäftsführer der Schweinebörse einen Großteil der heimischen Mastschweine vermarktet. In den kommenden Wochen werden zeitverzögert auch Wurst und Schinken, aber auch das Schweinsschnitzerl oder der Braten im Wirtshaus kräftig teurer werden.
Denn der Weltmarktpreis für Mastschweine ist zuletzt rasant gestiegen. Davon abkoppeln kann sich auch Österreich nicht, selbst wenn die Ursache dafür Tausende Kilometer entfernt liegt: Seit in Asien die Schweinepest wütet, hat allein China geschätzte 200 Millionen Schweine notgeschlachtet – das ist ein Viertel der weltweiten Menge und entspricht der gesamten Schweinepopulation Europas. So schnell aufholen kann selbst China diese Mengen nicht – daher steigen die Preise weltweit weiter.
Der Rohstoffpreis für Speck habe sich etwa um 70 Prozent erhöht, bei Bauchfleisch um 100 Prozent, ganze Schweine seien um etwa 40 Prozent teurer geworden, sagt SparSprecherin Nicole Berkmann. „Wir haben daher bereits im Spätherbst die Preise für Frischfleisch in zwei Tranchen angepasst.“Wurstwaren würden im Jänner teurer. Speck könnte dabei bis zu drei Euro pro Kilogramm mehr kosten. Mit sechs Tann-Werken und 65.000 Tonnen Jahresproduktion ist Spar längst selbst einer der großen heimischen Fleisch- und Wurstproduzenten.
Auch im Wirtshaus dürften Schweinsschnitzel und Schweinsbraten bald mehr kosten. Mit Jahreswechsel flatterten vielen Gastronomen Briefe ihrer Lieferanten ins Haus: Mit 1. Jänner müsse man die massiven Preiserhöhungen an sie als Kunden weitergeben.
Bei Schweinefleisch und Wurst habe man die Preise zuletzt um im Durchschnitt 13 Prozent angehoben, bestätigt der Gastrogroßhändler Transgourmet. Stark gefragte Produkte wie das für das Schweinsschnitzel verwendetet Karree wurden um 80 Cent je Kilogramm teurer.
Wiener Schnitzel ist eigentlich aus Kalbfleisch. Dennoch sind die meisten in der Gastronomie verkauften panierten Schnitzel aus geklopftem Schweinskarree. Lockpreise von zuletzt teils drei Euro für ein Schnitzel samt Pommes in Möbelhandelrestaurants sorgen unter Wirten seit Jahren für Ärger.
Der Konkurrenzkampf ist hart: 55 Prozent des Fleischs essen Österreicher außer Haus – im Wirtshaus, bei der Burgerkette oder beim Würstelstand. Die Hälfte „Auf das einzelne Schnitzel im Wirtshaus umgerechnet – die in der Gastronomie übliche Größe liegt bei 150 bis 200 Gramm – bedeutet das Mehrkosten von 12 bis 16 Cent im Einkauf“, sagt TransgourmetGeschäftsleiter Manuel Hofer.
Stärker klopfen und mehr Panier hülfen da nur bedingt, meint des Schweinefleischs kommt dabei aus dem Ausland.
Fünf Millionen Schweine mästen Österreichs 26.000 Schweinebauern im Jahr. Dazu kommen 2,5 Millionen Schweine aus dem Ausland. Sie gehen laut Hans Schlederer, Chef der Schweinebörse, vor allem in die Verarbeitung und die Gastronomie. Im heimischen Handel wird fast ausschließlich österreichisches Frischfleisch verkauft.
Schweinebörse-Chef Schlederer. Denn der Preis dürfte auch heuer nicht sinken. „So schnell geht der Schweinezyklus nicht.“Lag der Erzeugerpreis vor einem Jahr bei 1,25 Euro pro Kilogramm, waren es vor Weihnachten fast zwei Euro. Für die Bauern höchst erfreulich, räumt Schlederer ein. „Bekamen sie vor einem
Die heimische Produktion entspreche dem, was die Österreicher äßen – „samt Hund und Katz“, sagt Schlederer. Denn drei Haustiere kommen auf den gleichen Fleischkonsum wie ein Mensch. 20 Prozent der Gesamtmasse (samt Innereien) und über zehn Prozent der besseren Teile werden damit verfüttert. Jahr nur 140 Euro für ein Mastschwein, waren es zuletzt 205 Euro.“Wobei nach jahrelangen Dumpingpreisen ein besserer Preis längst notwendig gewesen sei, sagt Schlederer. „Die Frage muss schon erlaubt sein, was ein Schwein wert ist. Drei Euro für ein Kilo Schnitzelfleisch sind eine Schande, das wird dem Tier nicht gerecht.“
Während bei Eiern und Milch der Bioanteil bei fast einem Viertel liegt, sind es bei Schweinefleisch etwa zwei Prozent. Dazu kommen zwei Prozent nach Tierwohl-Siegeln gemästete Schweine. Gerade hier gebe es aber massive Absatzprobleme, sagt Schlederer. Der Konsument sei offenbar nicht bereit, für die Fütterung mit heimischem Soja und bessere Haltung mehr zu zahlen. „Gerade erst wurde die von uns entwickelte Marke Gustino Stroh von einem Lebensmittelhändler ausgelistet, weil 50 Cent pro Kilo Fleisch Mehrkosten offenbar zu viel sind.“Dabei hatte erst im November eine Greenpeace-Studie angeprangert, dass in 90 Prozent des Schweinefleischs im Handel Gentechnik stecke, weil Gensoja aus Südamerika als Futter importiert werde.
Sind Zeiten steigender Preise da keine Chance? Ja, meint Spar-Sprecherin Berkmann. Biofleisch, das nicht nach China exportiert werde, sei nur geringfügig teurer geworden und werde so für die Konsumenten attraktiver. Schlederer bleibt aber skeptisch: „Unsere Erfahrung zeigt, dass bei generell hohen Preisen mehr gespart wird, während sich bei Dumpingpreisen manche für den allzu niedrigen Preis schämen.“
Wie viele Schnitzel aus dem Ausland kommen und wie viel wir an Hund und Katz verfüttern