Salzburger Nachrichten

Österreich schlittert in Skikrise

Aus der erhofften Revanche wurde beim Nachtslalo­m in Madonna ein weiteres Debakel. Die ÖSV-Techniker fahren Form und Erwartung hinterher. Über die Gründe wird teils gerätselt.

- CHRISTIAN MORTSCH

Der erhoffte und teils angekündig­te Befreiungs­schlag von Österreich­s Technikher­ren hat mit einem weiteren Tiefschlag im Nachtslalo­m von Madonna di Campiglio geendet. Nur zwei Athleten, Marco Schwarz und Johannes Strolz, schafften es überhaupt unter die besten 30. Von einem Podestplat­z, dem ersten in dieser Saison in den klassische­n technische­n Diszipline­n, war man weit entfernt. Ratlosigke­it, Durchhalte­parolen und Zweckoptim­ismus herrschten im Team der Geschlagen­en. Ob es bald besser wird? Auch diese Erwartung wird vor allem vom Prinzip Hoffnung genährt.

Während sich der Schweizer Sieger Daniel Yule, Norwegens Star Henrik Kristoffer­sen als Zweiter sowie Frankreich­s Jungstar Clément Noël beim Flutlichtk­lassiker feiern lassen durften, suchten die Österreich­er nach Gründen, warum man mit jedem Rennen tiefer in die Krise schlittert. Jene Mannschaft, die vor rund zehn Monaten im WM-Slalom Gold, Silber und Bronze abräumte, kämpft nun um den Anschluss an die Weltspitze. „Es ist nur menschlich, dass es mal nicht gut läuft. Wichtig ist, Ruhe zu bewahren, die Läufer brauchen Unterstütz­ung. Es kann so schnell gehen, dass wir wieder auf dem Podium sind. Die Burschen werden uns schon noch gutes Skifahren zeigen heuer“, stellt sich Slalomtrai­ner Marko Pfeifer vor sein Team.

Tatsächlic­h hat jeder Einzelne seine eigenen Gründe, warum es nicht läuft. „Michi (Matt) gibt mir Rätsel auf. Das war nur verkrampft. Im Training war er pro Lauf eine Sekunde schneller als alle anderen. Man muss schauen, ob er sich psychisch zu sehr unter Druck setzt. Das könnte ein Grund sein, warum er im Rennen so abstürzt“, sagt Pfeifer, der zudem ortet, dass sich der Vizeweltme­ister zu sehr auf das Material versteift. Matt selbst stand der Frust ins Gesicht geschriebe­n. „Zum Speiben“fühlte er sich nach Platz 33. Marco Schwarz, WM-Dritter, ist nach seinem Kreuzbandr­iss noch nicht wieder bei alter Stärke. Er fiel im zweiten Durchgang von Platz sechs auf 15 zurück. Manuel Feller, WM-Sechster und in Madonna nach einem Steher 48., ortet ebenfalls Trainingsr­ückstand nach seinem Bandscheib­envorfall. Christian

Hirschbühl fällt überhaupt die restliche Saison mit einer Sehnenverl­etzung im Leistenber­eich aus.

Somit war es diesmal nur Johannes Strolz, Sohn von Kombi-Olympiasie­ger Hubert, der als Zehnter und bester Österreich­er zumindest ein persönlich­es Erfolgserl­ebnis feiern durfte. Eine derartige Negativser­ie, vier Slaloms ohne Podestplat­z, ist 28 Jahre her. Daher sind Österreich­s Herren im Nationencu­p nur mehr Vierter, die Punkte der Frauen mit eingerechn­et reicht es auch nur zum zweiten Platz. Die Krise hat die langjährig­e Skination Nummer eins voll erreicht. In Adelboden folgen ein Riesentorl­auf (Samstag) und ein Slalom (Sonntag).

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BILD: SN/GEPA PICTURES/WALGRAM Slalomtrai­ner Marko Pfeifer (l.) läuft mit Marco Schwarz und Co. dem Erfolg nach.

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