Hirscher ist keine Ausrede mehr
Kein Podestplatz in dieser Saison in den klassischen technischen Disziplinen, nur zwei Fahrer unter den besten 30 im Madonna-Nachtslalom und – als Folge – nur mehr rund 600.000 Zuseher (statt bisher rund einer Million) zur Primetime im ORF. Ski-Österreich ist angekommen in der Ära nach Marcel Hirscher. Oder vielmehr auf dem Boden der Realität. Denn sich allein auf die Abwesenheit des Superstars auszureden, das funktioniert nicht mehr. Dass kein Einzelner in die Fußstapfen Hirschers treten kann, war klar. Nur Berufsoptimisten fordern sofort den nächsten Gesamtweltcupund Seriensieger. Aber dass die Mannschaft – bei allem individuellen Verletzungspech von Marco Schwarz, Manuel Feller und Co. – so weit hinter den Erwartungen bleibt, das legt das größte Problem schonungslos offen: Es gibt keinen Nachwuchs. Es fehlen gleich mehrere Jahrgänge, die das Verletzungspech oder die Formschwäche der Arrivierten auffangen müssten. Österreich hat derzeit keinen Marco Odermatt (SUI/22 Jahre), Lucas Braathen (NOR/19) oder Alex Vinatzer (ITA/20) und schon gar keinen Clément Noël (FRA/22). Und das Alarmierendste daran ist: Es ist auch in naher Zukunft keiner in Sicht. Versäumnisse der vergangenen Jahre, in denen man sich vielleicht zu sehr im Scheinwerferlicht Hirschers präsentierte und die Arbeit an der Basis vernachlässigte, drohen sich noch länger auszuwirken.
Das hinkt den Ansprüchen der Skination Nummer eins weit hinterher. Wobei: Sind wir das überhaupt noch? Der aktuelle Nationencup sagt Nein. Nach 30 Jahren in Folge. Noch ist Zeit, die für ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel so wichtige Wertung zu holen.