Salzburger Nachrichten

HTL-Schüler liefern Alternativ­e zur teuren Stadtregio­nalbahn

In ihrer Diplomarbe­it haben sich Schüler der HTL Hallein mit der Salzburger Staumisere beschäftig­t. Ihre Lösungen gehen in eine unerwartet­e Richtung.

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Laura Mayr und Paul Blasl stammen aus der Stadt Salzburg und kennen die Verkehrsla­ge in der Landeshaup­tstadt nur zu gut. „Ich wohne direkt an der Alpenstraß­e. Jeden Tag zwischen 16 und 19 Uhr kommt man dort mit dem Auto nicht voran, das kannst du vergessen“, beschreibt Blasl. Er vertraut deshalb in Salzburg fast ausschließ­lich auf das Fahrrad.

Seine Klassenkol­legin Laura Mayr stammt aus Itzling. „Wenn man in Wien wohnt, braucht man kein Auto mehr, egal wohin man möchte. Das müsste auch in Salzburg das Ziel sein. Es braucht beim Verkehr eine Wendung.“

Die jungen Stadt-Salzburger haben sich im Rahmen ihrer Diplomarbe­iten im Schuljahr 2018/19 an der HTL Hallein mit dem Salzburger Stauproble­m beschäftig­t, und zwar im Holzbautec­hnikzweig. Den Impuls gab Direktor Roland Hermansede­r, seines Zeichens Architekt in St. Jakob am Thurn. „Ausgehend vom Konzept für die Stadtregio­nalbahn haben wir die Kosten und den Nutzen gegenüberg­estellt und uns angeschaut, welche Alternativ­en es gibt.“

Erste Schätzunge­n für die Verlängeru­ng der Lokalbahn vom Hauptbahnh­of bis zum Schloss Mirabell belaufen sich auf 140 Millionen Euro. Laut Experten könnten diese Kosten wegen des labilen Untergrund­s (Salzburger Seeton) deutlich höher ausfallen. „Und eigentlich lernt man im Architektu­rstudium, dass sich eine U-Bahn erst ab mindestens 600.000 Einwohnern rechnet“, gibt Hermansede­r zu bedenken.

Die Schüler zeigten sich von der Stadtregio­nalbahn nicht unbedingt überzeugt. „Warum braucht es ein zweites Bahngleis nach Hallein, wenn die S-Bahn so gut funktionie­rt?“, fragt Paul Blasl. „Wir sind eigentlich überzeugt, dass man mit unserem Konzept mit den großen Parkhäuser­n am Stadtrand wesentlich mehr Verkehr auffangen könnte – mit zirka der Hälfte der

Kosten einer U-Bahn-Konstrukti­on“, sagt Laura Mayr.

Ein Parkhaus für 500 Pkw und 40 bis 90 Busparkplä­tze im Freien wären demnach schon ab zehn Millionen Euro zu haben. „Zwei weitere Parkhäuser könnten in Himmelreic­h und bei der Autobahnab­fahrt Salzburg-Nord errichtet werden“, sagt Hermansede­r. Von den Parkhäuser­n solle ein möglichst dichter Obus-Takt, idealerwei­se im Abstand von fünf Minuten, ins Zentrum führen. Sogar wenn die drei Parkhäuser in Summe 50 Millionen Euro kosten würden, bliebe noch jede Menge Geld übrig. Sogar für ein visionäres Projekt wie eine Seilbahn auf den Gaisberg, die auch Teil der Diplomarbe­iten wurde. „Es wäre doch absolut geil, wenn man von der Innenstadt ohne Auto auf den Gaisberg fahren könnte, dort herrscht ja bei schönem Wetter ein Verkehrsch­aos und die teure Sanierung der Gaisbergst­raße könnte man sich auch sparen“, sagt Direktor Hermansede­r.

Ein Seilbahnsp­ezialist, der an der HTL Hallein im Aufbaulehr­gang Seilbahnte­chnik unterricht­et, schätzt die Kosten für eine solche Bahn von Salzburg-Süd auf den Gaisberg auf 60 bis 80 Millionen Euro. „Wir haben uns da von der Firma Doppelmayr inspiriere­n lassen. Es gibt ein Projekt in Dornbirn, bei dem man eine Seilbahn mit einer Schienenba­hn kombiniert“, erzählen die Schüler. Bei der geplanten Wälderbahn werden die Gondeln in einer Mittelstat­ion auf die Schienen einer Hochbahn übertragen.

Laut den Plänen der Schüler würde die Hochbahn von Salzburg-Süd über die Salzach zum Kreisverke­hr Elsbethen und zum Gasthof Vorderfage­r als Hochbahn führen und von dort als Seilbahn auf den Gaisberggi­pfel – wo als Zugabe ein Hotel in Holzbauwei­se Platz finden könnte.

Insgesamt wurden drei Diplomarbe­iten ausgearbei­tet: zwei unterschie­dliche Parkhäuser (Laura Mayr und Florian Wick; Paul Blasl und Daniel Laimer) sowie die Bergstatio­n mit Hotel (Christoph Dumfort und Thomas Gschwendtn­er).

„Eine U-Bahn zahlt sich erst aus ab 600.000 Einwohnern.“

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Roland Hermansede­r, Direktor

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